Nicht jeder Mensch ist ein guter Mensch…

Ein Mast mit Kameras und Lautsprecher

von Waltraud Käß

Unter diese Überschrift hätte man die Veranstaltung am 28.9. 2015 stellen können, zu der das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf geladen hatte. Der im Bereich Prävention des Landeskriminalamtes Berlin tätige Herr Hoffmann informierte die Vertreter von Sozialkommissionen zum Thema Sicherheit im Alltag, Taschendiebstahl, Trickbetrug und andere kriminelle Vorgehensweisen.

Aus einem reichhaltigen Fundus krimineller Aktivitäten und deren Aufklärungsergebnisse konnte er an vielen Beispielen erläutern, dass Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit, Vertrauensseligkeit, spontane bzw. leichtfertige Hilfsbereitschaft heutzutage ein Sicherheitsrisiko, insbesondere auch für ältere Menschen, darstellen. In Berlin sind 28% der Einwohner älter als 60 Jahre.

Sie sind nicht die bedeutendste Opfergruppe. Das sind die 21-60-jährigen, die in der Statistik gehäuft auftreten. Dennoch muss zu denken geben, dass 70 % aller Straftaten Eigentumsdelikte sind. Bei Taschendiebstählen beträgt die Steigerungsrate 54 %. Trickbetrug richtet sich vor allem gegen ältere Menschen. Die Tricks der Kriminellen werden dabei immer raffinierter.

In der Regel arbeiten die potentiellen Diebe in Gruppen, zu zweit oder zu dritt. Sie arbeiten professionell, sie müssen gut sein, denn sie verdienen sich damit auf Kosten anderer Menschen ihren Lebensunterhalt. Darum sind sie menschenverachtend, nehmen auf Alte, Blinde, Gehbehinderte, Kranke oder Kinder keinerlei Rücksicht.

Bevorzugte Arbeitsgebiete sind Kaufhäuser, Märkte, Weihnachtsmärkte, Touristenansammlungen z.B. in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Meistens lenkt einer der Bande das Opfer mit einer Frage oder einer Bitte ab (Stadtplantrick, Einkaufstrick), und währenddessen das Opfer spontan Hilfe geben will, greift der Andere die Geldbörse oder mitunter im Supermarkt sogar die Tasche ab, und reicht sie mitunter an Dritte weiter.

Große Vorsicht ist in solchen Bereichen also geboten und freundliche Hilfsbereitschaft sollte man erst nach Kontrolle der Situation, in der man sich befindet, walten lassen. Offene Taschen über der Schulter nach hinten auf dem Rücken getragen, Geldbörsen beim Bezahlen der Ware auf den Kassentresen gelegt, sind geradezu eine Einladung für die Diebe, zuzugreifen.

Andere kriminelle Banden haben sich auf Wohnungseinbrüche spezialisiert. Unter einem Vorwand wird versucht, die Wohnung zu betreten. Auch hier wird die Hilfsbereitschaft gnadenlos ausgenutzt. Man bittet um ein Glas Wasser, man bittet um ein Stück Papier und Stift, um dem nicht vorhandenen Bekannten im Haus eine Nachricht zu schreiben, man bittet darum, Medikamente entgegen zu nehmen.

Wieder andere geben sich als Handwerker aus, die ganz schnell einen Wasserschaden beheben müssen, es gibt falsche Polizisten, die eine ominöse Marke ganz schnell vorzeigen. Selten traut sich jemand, das zu kontrollieren bzw. sich zusätzlich den Ausweis zeigen zu lassen. Denn man steht stramm, weil ja die Staatsmacht vor der Tür steht.

Die Kriminalpolizei rät:

-Tragen sie ihre Tasche nie offen und im Gedränge vor der Brust.
-Trennen sie Geld und Papiere bzw. tragen sie einen größeren Betrag am Körper.
- Sie sind nicht verpflichtet, den Personalausweis bei sich zu tragen. Machen sie eine Kopie des Dokuments (nur von der Vorderseite, denn auf der Rückseite steht ihre Adresse).
- Wird die EC-Card nicht gebraucht, lassen sie sie zuhause. Niemals EC-Card und PIN gemeinsam aufbewahren.
- Steht ein Fremder vor der Tür, dann sollten sie zuerst durch den Türspion sehen. Niemals die Tür ohne vorgelegte Kette öffnen. Wird ihnen eine Marke gezeigt, kontrollieren sie diese bzw. lassen sie sich zusätzlich noch den Ausweis in die Hand geben. Ein Dieb wird das nicht tun, sondern eine Ausrede finden und verschwinden. Die Schutzpolizei hat einen grünen Ausweis, die Kriminalpolizei einen roten. Da man auch Ausweise fälschen kann, schließen sie die Tür, rufen sie im Zweifelsfalle die 110 an und schildern sie die Situation. Das wird dem Dieb nicht gefallen. Und denken sie daran: Auch die Polizei müssen sie nicht in die Wohnung lassen. Die Wohnung ist ihr geschützter Bereich.
- Sehr oft wird in letzter Zeit vom Enkeltrick gesprochen. Geben Sie Anrufern, die sich als Enkel, Bekannter, Sohn oder Tochter ausgeben, und die sie nicht eindeutig identifizieren können, keine Informationen zu ihrer Person. Vergewissern sie sich auf alle Fälle mit einem Rückruf bei ihren „richtigen“ Bekannten, Freunden oder Verwandten.

Ein beliebter Tummelplatz krimineller Banden ist das Internet, und insbesondere auch das Online-Banking. Aber auch das einfache Abheben von Geldbeträgen am Automaten kann zur Falle werden.

- Geben sie ihre PIN nie an Dritte weiter.
- Schauen sie sich vor dem Geldabheben am Automaten ihr Umfeld an.
- Beim Eingeben der PIN sollten sie diese vor neugierigen Blicken schützen.
- Halten sie auf dem PC ihr Betriebssystem auf dem neuesten Stand.
- Verwenden sie ein aktuelles Virenschutzprogramm.
- Öffnen sie keine Anhänge von unbekannten Mails.

Nicht alle Menschen sind gute Menschen – die Phantasie krimineller Menschen ist schier unerschöpflich.
Es gab noch viele weitere Informationen während dieser Veranstaltung, sie hier wiederzugeben, würde aber den Rahmen sprengen.
Beherzigen sie den Rat der Kriminalpolizei, sind sie in der Regel schon auf der sicheren Seite.

Drum:
Sichern sie sich ab!
Passen sie auf sich auf!