Was glauben Sie, wo Sie hier sind? Oder kleine Fluchten in Marzahn-Hellersdorf

Blick in das Wuhletal östlich vom Kienberg zwischen den beiden Brücken

von Katrin Freitag

Vor zwei Jahren bin ich nach Berlin zurückgekehrt, in meinen alten Stadtbezirk, acht Jahre nach dem Wegzug. Ich habe begonnen, meinen Kiez wieder- und neu zu entdecken. Ich bin leidenschaftliche Radfahrerin. Nicht nur, weil es kostenlos ist, weil ich mich bewege und an der frischen Luft bin, weil ich meine Einkäufe nicht tragen muss, und ich habe schon so einiges transportiert, vom Kinderroller über Regale bis hin zu Blumenerde und Palmen…

Sondern besonders deshalb liebe ich das Radfahren, weil ich mich auf Wege begebe, die ich weder mit Bus und Bahn noch zu Fuß, noch mit dem Auto entdecken würde.

Und das Wundervolle daran ist, die schönsten Ecken sind oft mittendrin.
Auf dem Weg von der Golferia Berlin zur Ehm-Welk-Bibliothek fuhr ich durch eine wunderbare naturbelassene Gegend, eine Ruhe, kaum Leute unterwegs, die Sonne schien, mittendrin weideten Rinder, ich dachte, ich bin irgendwo auf dem Land. Aber es sind die Ahrensfelder Berge, die mir ein Gefühl von Urlaub fern der Stadt vermittelten. Und das nur ca. 100-150 m von der Hauptstraße, von den Häuserblocks entfernt. Ich hatte einen neuen Rückzugsort entdeckt.

Ein Gefühl anderer Art erfüllt mich, wenn ich die Verbindung von der Cecilienstraße zur Hellen Mitte nutze. Ich fahre an der Wuhle entlang und verfolge nicht nur das Baugeschehen zur IGA, sondern fange zauberhafte Stimmungen ein, fernab des Getümmels und doch so nah dran.

Und so nutze ich jede Gelegenheit, vom eigentlichen Weg abzukommen, und Augenblicke aus meiner schönen Umgebung festzuhalten. Die Galerie schöner Fotos wäre unendlich weiterzuführen, sei es Wuhlgarten mit seiner Kirche, dem Streichelgehege, sei es der Clara-Zetkin-Platz hinter dem Spreecenter, seien es die verschiedenen Wege rund um die Gärten der Welt oder auch nur die Wege quer durch die Innenhöfe.

Wer behauptet, Marzahn-Hellersdorf hat keine schönen Ecken zu bieten, der war einfach noch nicht da. Das Wunderbare ist, diese grünen Inseln sind aller vor meiner Haustür und egal, in welche Richtung ich fahre, ich komme immer irgendwie durch’s Grüne.

Und deshalb meine Empfehlung zu jeder Jahreszeit: Jeder Mensch braucht seine kleinen Fluchten aus dem Alltag – die findet man, wenn man einfach mal ausgetretene gewohnte Wege verlässt.