Lehrreiches Museum

Museum Marzahn

von Barbara Ludwig

Jetzt verfügt Marzahn über ein vollständiges Museum in zwei Häusern in Alt-Marzahn, das seit langem bekannte erste Gebäude am Dorfanger und in unmittelbarer Nähe das zweite Gebäude, die frühere Lüdecke-Bibliothek, in dem die zweite und letzte Etage nach aufwändiger Sanierung am 28. November 2014 eröffnet wurde.

Gleich jetzt zum Anfang meiner Ausführungen berichte ich mit Freude, dass dieses zweite Gebäude barrierefrei zugänglich ist. Nicht eine Stufe ist zu steigen und zu dem oberen Ausstellungsraum führt ein Fahrstuhl.

In diesem Museumsraum sind Fotos des Fotografen Jürgen Nagel vom Baubeginn Marzahns zu sehen. Sehr interessant nicht nur für Alteingesessene. Die Museumsgäste werden in jene Zeit versetzt, die für die Mieter teils positive, aber auch negative Empfindungen hinterließen.

So die Zeit, als kaum Wohngebietsstraßen und Fußwege gebaut waren und Gummistiefel zu tragen, Hochkonjunktur hatte, um die Stadtschuhe vor Lehm und Nässe zu schützen. Die Wohnungen wurden auf Grund der Wohnungsnot sofort nach Fertigstellung bewohnt.

Informiert wird über das Wohnungsbauprogramm, das 1973 vom SED–Politbüro beschlossen worden war. Schon 1975 begannen die Erschließungsarbeiten. Dazu beeindrucken drei Bilder zum Tiefbaugeschehen, gemalt von Dr.-Ing. Hilmar Bärthel.

1977 war bereits das erste Wohnhaus bezugsfertig. Der Wohnungsbau verlief flott und in kurzer Zeit war der Stadtbezirk Marzahn und wenig später der Stadtbezirk Hellersdorf fertig gebaut. Fast 250.000 Menschen fanden hier bis 1986 ihr Zuhause. Äußerlich allerdings beherrschte Monotonie alle Gebäude.

Im und nach dem Wendegeschehen wurden Stimmen laut, alle Gebäude abzureißen. Das war nun wirklich nicht nötig, denn den meisten Bewohnern gefiel es hier gar nicht so schlecht, weil die Wohnungen ihren Anforderungen gerecht wurden. Ökonomische Gründe versagten den Abriss. Das war gut so, meine ich. Man entschied sich zur Sanierung unter Einsatz von Attraktivität, vor allem durch Farben und schwungvoll gestalteten Balkonen.

Desweiteren ist im Ausstellungsraum die politische Chronik, beginnend am 7.6.89, dem Schweigemarsch gegen die Fälschung der Kommunalwahlen, bis zum 3.10.90, dem Beitritt der DDR zur BRD, dargestellt.

Zur Ausstellung gelangen auch Haushaltsgegenstände aus DDR-Zeiten, eine Tafel „Betrieb der sozialistischen Arbeit“, ein Hausbuch, eine Tafel „Goldene Hausnummer“ und museumspädagogische Projekte, wie die Arbeit des evangelischen Kindergartens.

In dem unteren Raum, der bereits vor über zwei Jahren fertig gestellt wurde, werden unter anderem Dokumentationen und museale Gegenstände ab 1624 gezeigt, so zur Leinenherstellung, zum Spinnen, zur Landarbeit, Haus und Hof und auch Informationen zum Rieselsystem sowie ein Modell der Biesdorfer Turmvilla (Schloss genannt).

Ereignisse und Daten aus dem Leben des Kaulsdorfer Pfarrers Heinrich Grüber, der die KZ Sachsenhausen und Dachau durchstehen musste und der einzige deutsche Zeuge im Eichmannprozess war, geben Einblick in sein mutiges und schaffensreiches Leben.

Noch viel mehr könnte ich berichten, aber die Museen zu besuchen ist allemal besser und im Dorf spazieren zu gehen, ist ein schönes Erlebnis, denn auch die Kirche, der Tierhof und die Bockwindmühle warten auf Ihren Besuch.
Noch ein Letztes möchte ich bemerken: Falls Sie Gegenstände, Fotos oder Dokumente besitzen, die Sie nicht mehr brauchen und bereits musealen Charakter tragen, dann ist das Museum dankbarer Abnehmer.

Geöffnet ist sonntags bis freitags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.