Wie ich zum Schreiben fand
Bild: Ina Lilie
von Barbara Ludwig
Vor Eintritt ins Rentenalter gab es eine Zeit, in der ich, nach dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten, arbeitslos geworden war.
Für mich, die ich aus der DDR komme, ein Unding! Was nun, was tun? Ich erlernte einen dritten Beruf.
Trotz Prüfungsabschluss, des Absolvierens diverser Lehrgänge sowie einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die eher als Sammelbecken für Arbeitslose fungierte, gab es keine Möglichkeit, meine Arbeitskraft, meinen Berufen entsprechend, einzusetzen.
Da besann ich mich auf meinen, seit meiner Jugendzeit gehegten Wunsch, literarisch schreiben zu können. Einige Gedichte unseres im Krieg gefallenen Vaters müssen mir wohl den Weg gewiesen haben.
Aber wie sollte ich meinem Wunsch genügen, wo ich doch jahrzehntelang nur dienstliche Schreiben und private Briefe verfasste? Als ich damals in der DDR einen Zirkel „Schreibende Arbeiter“ suchte, war deren Anzahl schon stark reduziert, weil die Zirkelteilnehmer beim Schreiben nicht nur der vorgegebenen sozialistischen Linie folgten. So fand ich keine Aufnahme mehr.
Doch wie das so ist, ein Suchender findet, auch noch, wenn Jahrzehnte dazwischen liegen.
Eines Tages fragte mich eine Bekannte, ob ich Lust habe, mit ihr in die Volkshochschule zu gehen, um unser jeweiliges Schreibvermögen zu erweitern? Das war es! Ich sagte sofort zu.
So war es mir, nach etlichen Jahren der Arbeitslosigkeit und des Rentenalters, vergönnt, bei der äußerst kompetenten Publizistin und Theaterwissenschaftlerin Ute Zimmermanns das prosaische und lyrische Schreiben zu üben. Später sorgte die Volkssolidarität für einen Schreibzirkel, den ich besuchte.
Dozent war der Schriftsteller Roland Lampe. Danach konnte ich noch einmal bei Ute Zimmermanns in einem einmaligen Lehrgang, organisiert vom Quartiersmanagement, mein kreatives Schreiben vervollkommnen.
Als die Bezirke Marzahn und Hellersdorf fusionierten, suchten Mitarbeiter des Bezirksamtes gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Vorsteher der Sondersozialkommission, Rudolf Winterfeldt, für die „Spätlese“, die damals nur in Hellersdorf erschien, Mitarbeiter aus Marzahn. Zur Mitarbeit hatte ich große Lust und sagte sofort zu.
Seitdem, es war das Jahr 2000, bin ich dem Schreiben für das Seniorenmagazin „Spätlese“ treu geblieben. Ein gutes Nebenbei sind unsere redaktionellen, kollektiven Zusammentreffen – ein Stück früherer Arbeitswelt.
Ich betrachte das Schreiben als einen Weg, der in eine ganz neue Richtung meines Lebens führte, ja in eine neue Lebensphase.
Das Schreiben gibt mir Energie, die Schwierigkeiten des Alters zu minimieren und die Freude am Leben zu erhalten.
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