Fragen und Antworten

  • Ich möchte zur Rettung der Kastanienbäume beitragen, was kann ich tun?

    Machen Sie mit beim Laubsammeln! Sammeln und entsorgen Sie nach dem Laubfall das Kastanienlaub! Sie sollten dies auf Ihren eigenen privaten Flächen machen oder können sich bei Interesse auch bei den bezirklichen Gartenämtern erkundigen, ob und wie Sie die Laubsammlung im öffentlichen Grün unterstützen können.

    Außerdem verbrauchen die Kastanien sehr viel Energie, wenn sie von mehreren Mottengenerationen im Jahr befallen werden. Für die Bildung immer wieder neuer Blätter und auch Blüten werden viele Reservestoffe verbraucht, die der Baum für sein Wachstum gespeichert hat. Sie helfen dem Baum hier am besten durch eine gute Pflege mit zusätzlichen Nährstoffen, Wasser und Bodenlockerung.

  • Bewirkt die Laubbeseitigung eigentlich wirklich etwas gegen den Schädling?

    Ja, Untersuchungsergebnisse des Pflanzenschutzamtes Berlin bestätigen den Erfolg der Laubsammlungen und einer professionellen Entsorgung: Wo im letzten Jahr gründlich Kastanienlaub gesammelt wurde, sind im Frühjahr teilweise bis zu 80% weniger Motten geschlüpft. Im Durchschnitt sind etwa 2/3 weniger Motten in den Bäumen der geräumten Flächen aufgetreten. Der Befall tritt deutlich später ein. Die Blätter werden so anfangs deutlich weniger geschädigt und bleiben länger grün. Auch der Laubfall verzögert sich im Vergleich zu Bäumen, unter denen das Laub nicht entfernt wurde. Im Laufe des Jahres vermehren sich die Motten dann zwar wieder kräftig, Bäume an geräumten Standorten sind aber in der Lage, später hervorgerufene Laubschäden zu verkraften.

    Nach Aussage von Pflanzenphysiologen aus Triest in Italien können Kastanien Blattschäden zum Teil kompensieren. Das liegt unter anderem daran, dass Rosskastanienbäume ihre Reservestoffe für den Neuaustrieb im Folgejahr bereits im Frühjahr und Frühsommer aufbauen, bei geräumten Flächen also noch bevor die Blätter durch die Miniermotte deutlich geschädigt werden, da der Frühjahrsbefall durch Laubsammlung verringert wurde.

  • Wer sorgt sich um die Kastanienbäume in meiner Straße?

    Bäume auf öffentlichen Straßen in Berlin werden durch die bezirklichen Gartenämter gepflegt und unterhalten.

    Für die Reinigung sowie Laubbeseitigung in Straßen, die nach dem Straßenreinigungsverzeichnis sog. A und B-Straßen sind, ist die BSR zuständig. Die Anlieger dieser Straßen entrichten dafür ein entsprechendes Entgelt.

    Wohnen Sie in einer sog. C-Straße, müssen sie selbst das Laub aufsammeln und auf eigene Kosten entsorgen, da Sie für die Straßenreinigung zuständig sind und Ihnen keine Reinigungsentgelte entstehen.

  • Kann ich meine von der Miniermotte befallene Kastanie im Garten retten?

    Sie können das Laub mit einer 10 cm starken Erdschicht oder einer stabilen Folie lückenlos abdecken, wodurch der Schlupf der Larven verhindert wird. Für den Fall, dass Sie die Laubabfälle nicht in der vorgenannten Art entsorgen können, können Sie auch die BIOGUT-Tonne der BSR oder deren kostenpflichtige Laubsäcke nutzen. Gefüllt, zugebunden und gut sichtbar an den Straßenrand gestellt, wird der Laubsack von der BSR abgeholt und professionell kompostiert. (Wichtig hierbei ist eine Hitzeentwicklung auf etwa 55° C, wodurch die Mottenpuppen absterben!). Eine Kompostierung auf dem eigenen Grundstück ist erst dann unproblematisch, wenn sie das Laub zuvor mechanisch zerkleinern (Rasenmäher, Schredder), da hierbei mehr als 80 % der Mottenpuppen abgetötet werden.

  • Woher bekomme ich Laubsäcke und muss ich für die Säcke bezahlen?

    Laubsäcke können Sie über die BSR (siehe auch unter Stichwort Laubentsorgung) beziehen. Ein Laubsack kostet seit 01.01.2011 4,- Euro.

  • Kann ich die Kastanie auf meinem Grundstück fällen, wenn sie total von der Motte befallen ist?

    Der Befall mit der Kastanienminiermotte ist kein Grund, die Kastanie zu fällen, da von dem befallenen Baum keine Gefahr ausgeht. Für einen nach der Berliner Baumschutzverordnung geschützten Baum wird deshalb auch keine Fällgenehmigung erteilt.

  • Woher kommt eigentlich die Kastanienminiermotte?

    Zunächst war sie uns seit 1983 nur aus Mazedonien bekannt. Ende der achtziger Jahre begann ihre Wanderschaft nach Mitteleuropa. In Berlin ist sie uns 1998 erstmals aufgefallen. 2011 konnte die Kastanienminiermotte in einem über 100 Jahre alten Herbarbeleg aus Griechenland nachgewiesen werden, der bereits 1879 gesammelt wurde. Ein Ursprung auf dem Balkan gilt damit als sicher.

  • Ist die Motte mittlerweile flächendeckend über Deutschland verbreitet?

    Ja.

  • Nahe meinem Haus stehen weißblühende Rosskastanien. Ich habe beobachtet, dass manchmal Motten bei offenem Fenster in meine Wohnung fliegen. Ist das gefährlich?

    Kastanienminiermotten richten keinerlei Schäden in ihrer Wohnung an. Sie fressen weder an ihrer Kleidung, noch beeinträchtigen Sie Lebensmittel. Um die Belästigung in der Wohnung zu vermeiden, könnten Sie an den Fenstern Fliegengitter anbringen.

  • Können wir in Zukunft noch Kastanien sammeln bzw. mit ihnen basteln?

    Die Raupe der Kastanienminiermotte frisst ausschließlich in den Blättern, Früchte werden nicht befallen. Sie können Kastanien weiterhin sammeln und mit ihnen basteln. In Folge eines starken Befalls können allerdings in den Folgejahren an den Bäumen weniger Blüten und damit weniger Früchte sowie auch die Bildung kleinerer Früchte auftreten.

  • Sterben stark befallene Kastanienbäume in Zukunft ab?

    Keine Panik, das wird so schnell nicht der Fall sein. Aus den bisherigen Erfahrungen geht hervor, dass selbst Bäume, die stark geschädigt sind, viele weitere Jahre aushalten. Zu bedenken ist: Neben der Kastanienminiermotte sind Kastanienbäume, die an der Straße in der Stadt stehen, weiteren Belastungen ausgesetzt (z. B. ein viel zu kleiner Standraum). Mehrere Stressfaktoren wirken zusätzlich negativ auf die Vitalität der Kastanienbäume. Es ist also möglich, dass einige Bäume an sehr ungünstigen Standorten schneller in Teilen absterben oder insgesamt so stark geschädigt werden, dass Fällungen aus Sicherheitsgründen nötig werden.

  • Wovon hängt die Befallsstärke ab?

    Entscheidend für die Mottenentwicklung ist einerseits die Anzahl der überwinterten Puppen im Umfeld des Baumes und andererseits die Witterung zur Zeit der Eiablage durch die erste Faltergeneration im April/Mai. Haben sich die Larven erst einmal in das Kastanienblatt eingebohrt, ist ihnen der weitere Witterungsverlauf egal. Das Blatt bietet ihnen optimalen Schutz.

  • Gibt es denn keine natürlichen Feinde?

    Es sind Schlupfwespenarten als Parasiten der Kastanienminiermotte bekannt. Leider sind sie nicht auf diesen Schädling spezialisiert, so dass ihr Entwicklungszyklus nicht optimal auf den der Motte abgestimmt ist. Der Parasitierungsgrad liegt nach derzeitigem Kenntnisstand nur zwischen 5 und 20 %. Das reicht nicht aus! Kohl- und Blaumeisen picken an Kastanienblättern und vertilgen so die eine oder andere Larve. Aber auch hier gilt leider: Vögel werden es nicht schaffen, die Massen von Larven und Puppen so zu reduzieren, dass ein Befall der weißblühenden Kastanien verhindert wird.

  • Ist eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln möglich?

    Pflanzenschutzmittel werden in Deutschland nach einem strengen, gesetzlich geregelten Verfahren zugelassen. Oberster Zulassungsgrundsatz ist, dass durch die Anwendung solcher Mittel weder Menschen, Tiere noch der Naturhaushalt nachhaltig geschädigt werden dürfen. 2002 wurde für einen Wirkstoff eine Ausnahmegenehmigung für das Anwendungsgebiet “Rosskastanienminiermotte an Kastanienarten” mit dem Einsatzgebiet “Baumschulen” durch die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (Zulassungsbehörde) erteilt. Für den privaten Bereich sind jedoch keine Pflanzenschutzmittel gegen die Kastanienminiermotte zugelassen. Es ist sicher für alle Berlinerinnen und Berliner verständlich, dass große Baumkronen im dichtbesiedelten Stadtgebiet nicht mit Pflanzenschutzmitteln gespritzt werden können: Die Behandlungsflüssigkeit könnte abdriften und die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt beeinträchtigen. Diese Gefahr soll vermieden werden.

  • Kann man denn die Mottenpopulation gar nicht bekämpfen oder zumindest einschränken?

    Da der Schädling einen Großteil seines Lebens im Laub verbringt, ist das mechanische Entfernen des Laubes mit den darin befindlichen Puppen des Schädlings bei Blattfall während des ganzen Jahres und im Herbst eine praktikable Methode. Das Laub kann kompostiert werden, wobei der Schlupf der Larven durch eine 10 cm dicke Erdschicht oder durch eine lückenlos abdeckende Folie verhindert werden muss. Je nach Gründlichkeit und Situation bewirkt dies einen geringeren Befall im nächsten Frühjahr, grundsätzlich verhindert wird dieser dadurch nicht.

  • Ich habe solche Minen auch auf Eichenblättern gefunden! Ist das auch die Kastanienminiermotte?

    Nein. Heimische Insektenarten können ähnliche Minen ausbilden, die aber keine Gefahr für den Baum darstellen. Überhaupt gibt es kaum Pflanzen, die nicht durch minierende Insekten in Mitleidenschaft gezogen werden. Dabei handelt es sich nicht nur um Schmetterlingsarten. Denken Sie beispielsweise an Gemüsefliegen, die Schäden an Möhren und Zwiebeln verursachen. Erwähnt werden muss aber die Tatsache, dass sich die Kastanienminiermotte erfolgreich auch auf wenigen anderen Gehölzen (z.B. Bergahorn) entwickeln kann; dies aber nur sehr selten und in viel geringerem Ausmaß.

  • Werden wir die Motte irgendwann wieder los?

    Wahrscheinlich nein! Sie wird sich zu einem festen Bestandteil der heimischen Fauna entwickeln. Wissenschaftler in Deutschland, Österreich und in ganz Europa forschen nach effektiven Bekämpfungsstrategien.