Dort, wo die Spandauer Straße das Dörfchen Pankow, das im 19. Jahrhundert im wesentlichen aus der heutigen Breiten Straße als Dorfanger bestand, in Richtung … verließ, kaufte 1856 Hermann Killisch von Horn ein 2,5 Hektar großes Gelände. Er war als Mittdreißiger zur damaligen Zeit ein junger Mann, der gerade begann, seine Karriere und sein Vermögen aufzubauen und ein Jahr zuvor nahe dem Gendarmenmarkt in Berlin seine Berliner Börsenzeitung gegründet hatte. Es zog ihn wie viele andere vermögende Berliner in das idyllische kleine Örtchen nördlich von Berlin, und er fand mit einem Wassermühlengebäude ein entwicklungsfähiges Wohnhaus und eine noch wilde, herrliche Umgebung.
Der Liebhaber der Gartenkunst gestaltete zunächst einen parkartigen Garten, acht Jahre später vergrößerte er sein Gelände auf 10 Hektar und schuf gemeinsam mit seinem Obergärtner Wilhelm Perring, der 1868 zu ihm kam und acht Jahre mit ihm gemeinsam wirkte, einen Landschaftsgarten von besonderer Güte. Wohn-, Wirtschafts- und Schmuckbauten entstanden, zwei Hügel wurden angelegt, das Areal nach dem Prinzipien englischer Landschaftsparks modelliert.
Neben ihrem Wohnsitz in der Stadt lebte die Familie gerne hier draußen, und sechs der sieben Kinder sind hier geboren. Über viele Jahre hatten auch die Einwohner und Besucher Pankows Zutritt, bis die Zunahme “grober Missbräuche” Killisch von Horn veranlassten, den Park zu schließen.
Nach seinem Tode 1886 wurde es ruhig im Park, 1906 stand er zum Verkauf. Ein Bebauungsplan bestand schon, als sich der Pankower Bürgermeister Wilhelm Kuhr einschaltete. Er war erst seit August im Amt, erkannte aber die Brisanz der Situation sofort und kämpfte für den Ankauf des Parks durch die Gemeinde, um ihn für den stetig wachsenden Ort zu erhalten, der als “Gesündester Vorort des Nordens” galt und erhalten werden sollte.
Der Erwerb gelang 1907 nach zähen Verhandlungen, 1.450.000 Mark kostete das Gelände mit all seinen Baulichkeiten. Ein Jahrhundert lang trägt er nun den Namen “Bürgerpark”, und dieser Geburtstag wird in diesem Jahr mit einer sechsmonatigen Ausstellung und einem großen Fest im August begangen.
Die Ausstellung und der umfassende Text- und Bildband entstanden als Quintessenz einer dreijährigen Forschungsarbeit der Urenkelin des Parkbegründers, 200 Jahre Parkgeschichte werden hier lebendig. Von den Schicksalen der Mühlenbesitzer bis zu den Veränderungen nach dem Mauerbau, von der “Verwahrlosung der Schuljugend” in den 1920er Jahren bis zur Frage, warum gerade Bergziegen das Gehege mit der seltsam geformten Kiesfläche bevölkern, bleibt kaum eine Frage offen. Die Vielschichtigkeit dieses Themas ist verblüffend. Landschaftsgärtnerische Prinzipien werden lebendig, das monumentale Thälmann-Denkmal entstand hier in seinen ersten Ausarbeitungen, und die Tatsache, dass sich der Park durch sein großes Gartenlokal, das gleich 1907 im ehemaligen Obergärtnerhaus entstand, finanziell selbst zu tragen in der Lage war, sind nur einige wenige der vielen Aspekte, die dem neugierigen Geist Vergnügen bereiten werden.
Hunderte von Quellen, mehr als 1.000 historische Fotografien, Berichte persönlicher Erlebnisse wurden ausgewertet und in Beziehung zueinander gestellt. Ein besonderer Schatz kam aus Australien: Hier haben sich über die Zeit die wohl einzigen heute noch erhaltenen Bilder des Parks aus der Zeit vor 1865 gefunden, ein ausgewanderter Sohn des Parkbegründers nahm sie 1886 mit sich, kein Weltkrieg hat sie berührt. Entstanden ist ein reichhaltiges, detailreiches Werk. Der Pankow-Kenner wird viele neue Erkenntnisse gewinnen, der “Parkneuling” ein spannendes Stück Geschichte erleben.
© Astrid von Killisch-Horn, Juli 2007
Das große Gartenlokal im Bürgerpark hatte einen “Garten für 4-5000 Personen, Säle für 20-1000 Personen” zu bieten und war ein Mittelpunkt des Pankower Gesellschaftslebens.
Ausstellungseröffnung am 3. Juli 2007 im Museumsstandort Heynstraße.
Pressemitteilung vom 28.06.2007