Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben

Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins

Steinscheune, Stadtgut Blankenfelde, Hauptstraße 24-30, 13159 Berlin

Titel-Bild: Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben

Titel-Bild: Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben

Ausstellung

In einem Kooperations­projekt zwischen dem Museum Pankow und dem Verein StadtGut Blanken­felde e. V. ist bereits 2016 eine Ausstellung zur Entwicklung des Dorfes Blanken­felde und seiner unmittel­baren Um­gebung an der heutigen Stadt­grenze im Norden Berlins ent­standen.

Eine Erweiterung der Ausstellung wurde vom Museum Pankow, dem StadtGut Blanken­felde e. V. und dem Natur­­park Barnim erarbeitet und ist seit dem Sommer 2022 zu besichtigen. Der neue Aus­stellungs­teil setzt sich besonders mit der Ver­änderung der Kultur­land­schaft der ver­gan­ge­nen dreißig Jahre aus­ein­ander. Es kommen Akteure der Land­schafts­nutzung zu Wort, die sich Fragen nach Wechsel­wirkungen zwischen Nutzung und Wandel der Land­schaft vor dem Hinter­grund spürbarer Klima­ver­änderungen stellen. Berührt werden auch Fragen nach künftigen Entwicklungs­pfaden für das Dorf und seine Um­gebung.

Erinnert doch der historische Dorfkern von Blanken­felde bis heute an das dörfliche Leben vor den Toren Berlins. Ein Blick in die Geschichte des Dorfes Blanken­felde ist immer auch ein Blick in die Geschichte der Stadt Berlin, die nur wachsen konnte, weil man – oft rück­sichts­los – auf die Ressourcen des Branden­burger Um­landes zugriff.

Der Erwerb des ehe­maligen Ritter­gutes durch die Stadt Berlin stellte die wohl bedeu­tendste Ver­änderung für den Ort dar: Seit Ende des 19. Jahr­hunderts ent­standen um das Dorf herum Riesel­felder zur Auf­nahme der Fäkalien der schnell wachsenden Residenz­stadt. Daneben hatte das Stadtgut Blanken­felde die Berliner Bevöl­kerung mit Milch, Fleisch, Obst und Gemüse zu ver­sorgen. Hinzu kamen Aufgaben im Rahmen der Berliner Sozial­politik: Das Stadt­gut war jahr­zehnte­lang auch Lungen­heil­stätte, Leicht­kranken­haus, Alten- oder Flüchtlings­heim.

Als wichtiger Infra­struktur­ein­richtung der Stadt und als stadt­eigenem Land­wirt­schafts­betrieb kam dem Stadtgut während des Ersten und Zweiten Welt­krieges besondere Be­deutung zu. Dem kriegs­bedingten Arbeits­kräfte­mangel begeg­neten NS Staat und Berliner Magistrat auch in Blankenfelde durch den Einsatz von Zwangs­arbeiter*innen. 1945 versorgte das Gut Flüchtlings­familien, die jenseits der Oder ver­trieben worden waren. Viele fanden später auch dauer­haft in Blanken­felde und der näheren Um­gebung ein neues Zuhause.

Die Rote Armee beschlag­nahmte das Stadt­gut zu Kriegs­ende und betrieb es bis 1950 als »Militär­hilfs­wirtschaft« zur Versorgung der sowjeti­schen Garnison in Potsdam. In der DDR war das Gut staats­eigen und wurde immer wieder um­strukturiert. Einer ständigen Moder­nisierung, Speziali­sierung und Techni­sierung der land­wirtschaft­lichen Produk­tion standen zu­nehmende In­effizienz und nicht mehr zu über­sehende ökolo­gische Folgen für Böden und Grund­wasser gegen­über.

Anfang der 1990er Jahre fiel das ehe­malige Gut Blanken­felde für Jahre in einen Dorn­röschen­schlaf. Die Ab­wasser­ver­riese­lung endete bereits 1986, die Landwirt­schaft bald nach der Wieder­ver­einigung. Das ehe­malige »Volks­eigentum« wurde dem Land Berlin zu­ge­sprochen. Der Guts­hof drohte zu ver­fallen, bevor 2012 eine Genossen­schaft die Gebäude denk­mal­gerecht sanierte und heute als inter­genera­tives Wohn­projekt nutzt.

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

Rieselfelder, Liegekuren, Runkelrüben - Ausstellungserweiterung: Blankenfelde im Naturpark Barnim

Ausstellungserweiterung

Unsere Dauerausstellung Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben. Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins erhält einen neu konzipierten Ausstellungsteil Blankenfelde im Naturpark Barnim.

Die Ausstellung, die vom Museum Pankow und dem Stadtgut Blankenfelde e.V. entwickelt wurde, ist seit Juni 2016 in der Naturschutz- und Tourismusstation auf dem Stadtgut Blankenfelde zu sehen.

Es zeigte sich, dass viele Besucher*innen das Stadtgut mit der Aus­stellung als Aus­gangs­punkt für Wande­rungen in die um­geben­de Kultur­land­schaft nutzen. Mit dem histori­schen Wissen aus der Aus­stellung hinter­fragen sie den gegen­wärtigen Zu­stand der Kultur­land­schaft. Was geschieht heute auf den Flächen der ehe­mali­gen Riesel­felder? Wie werden sie genutzt? Welche Aus­wirkun­gen hat das Nutzungs­erbe für die Lebens­bedingungen von Pflanzen und Tieren noch immer? Wie be­einflusst es auch das Leben der Menschen, die in Blanken­felde und seiner Um­gebung wohnen? Wer ist für den Landschafts­wandel der jüngsten Vergangen­heit verant­wort­lich und wird es zu­künftig sein?
Der neue Aus­stellungs­teil beschreibt die land­schaft­lichen Ver­ände­rungen, be­nennt sicht­bare und auch nicht un­mittel­bar erkenn­bare Ein­fluss­faktoren auf den per­manent an­halten­den Land­schafts­wandel. Beispiel­haft werden zudem Akteur*innen des Land­schafts­schutzes in Blankenfelde vorgestellt. Mit dem Naturpark Barnim konnte ein dritter Ko­operations­partner für die Aus­stellungs­arbeit ge­wonnen werden.

Eine Ausstellung des StadtGut Blankenfelde e.V. in Kooperation mit dem Museum Pankow und dem Naturpark Barnim. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

Fotos der Ausstellung in der Steinscheune

  • Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben - Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins, Ausstellung in der Steinscheune, Bild 1
  • Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben - Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins, Ausstellung, Bild 2
  • Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben - Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins, Ausstellung, Bild 3

Pressemitteilung vom 09.03.2016

Berliner Zeitung vom 18.06.2018 – Erste Kanalisation: Wo die Fäkalien der Berliner entsorgt wurden

Downloads und Publikation

  • Folder zur Ausstellung: »Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben. Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins«

    PDF-Dokument (1.2 MB)

  • Einladung zur Eröffnung der Ausstellungserweiterung: »Blankenfelde im Naturpark Barnim« am 30. Juni 2022 um 16 Uhr

    PDF-Dokument (964.0 kB)

Publikation

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen (ISBN 987-3-938414-12-5). Er kann für 14,90 € direkt im Museum Pankow oder im Buchhandel erworben werden.