In einem Kooperationsprojekt zwischen dem Museum Pankow und dem Verein StadtGut Blankenfelde e. V. ist bereits 2016 eine Ausstellung zur Entwicklung des Dorfes Blankenfelde und seiner unmittelbaren Umgebung an der heutigen Stadtgrenze im Norden Berlins entstanden.
Eine Erweiterung der Ausstellung wurde vom Museum Pankow, dem StadtGut Blankenfelde e. V. und dem Naturpark Barnim erarbeitet und ist seit dem Sommer 2022 zu besichtigen. Der neue Ausstellungsteil setzt sich besonders mit der Veränderung der Kulturlandschaft der vergangenen dreißig Jahre auseinander. Es kommen Akteure der Landschaftsnutzung zu Wort, die sich Fragen nach Wechselwirkungen zwischen Nutzung und Wandel der Landschaft vor dem Hintergrund spürbarer Klimaveränderungen stellen. Berührt werden auch Fragen nach künftigen Entwicklungspfaden für das Dorf und seine Umgebung.
Erinnert doch der historische Dorfkern von Blankenfelde bis heute an das dörfliche Leben vor den Toren Berlins. Ein Blick in die Geschichte des Dorfes Blankenfelde ist immer auch ein Blick in die Geschichte der Stadt Berlin, die nur wachsen konnte, weil man – oft rücksichtslos – auf die Ressourcen des Brandenburger Umlandes zugriff.
Der Erwerb des ehemaligen Rittergutes durch die Stadt Berlin stellte die wohl bedeutendste Veränderung für den Ort dar: Seit Ende des 19. Jahrhunderts entstanden um das Dorf herum Rieselfelder zur Aufnahme der Fäkalien der schnell wachsenden Residenzstadt. Daneben hatte das Stadtgut Blankenfelde die Berliner Bevölkerung mit Milch, Fleisch, Obst und Gemüse zu versorgen. Hinzu kamen Aufgaben im Rahmen der Berliner Sozialpolitik: Das Stadtgut war jahrzehntelang auch Lungenheilstätte, Leichtkrankenhaus, Alten- oder Flüchtlingsheim.
Als wichtiger Infrastruktureinrichtung der Stadt und als stadteigenem Landwirtschaftsbetrieb kam dem Stadtgut während des Ersten und Zweiten Weltkrieges besondere Bedeutung zu. Dem kriegsbedingten Arbeitskräftemangel begegneten NS Staat und Berliner Magistrat auch in Blankenfelde durch den Einsatz von Zwangsarbeiter*innen. 1945 versorgte das Gut Flüchtlingsfamilien, die jenseits der Oder vertrieben worden waren. Viele fanden später auch dauerhaft in Blankenfelde und der näheren Umgebung ein neues Zuhause.
Die Rote Armee beschlagnahmte das Stadtgut zu Kriegsende und betrieb es bis 1950 als »Militärhilfswirtschaft« zur Versorgung der sowjetischen Garnison in Potsdam. In der DDR war das Gut staatseigen und wurde immer wieder umstrukturiert. Einer ständigen Modernisierung, Spezialisierung und Technisierung der landwirtschaftlichen Produktion standen zunehmende Ineffizienz und nicht mehr zu übersehende ökologische Folgen für Böden und Grundwasser gegenüber.
Anfang der 1990er Jahre fiel das ehemalige Gut Blankenfelde für Jahre in einen Dornröschenschlaf. Die Abwasserverrieselung endete bereits 1986, die Landwirtschaft bald nach der Wiedervereinigung. Das ehemalige »Volkseigentum« wurde dem Land Berlin zugesprochen. Der Gutshof drohte zu verfallen, bevor 2012 eine Genossenschaft die Gebäude denkmalgerecht sanierte und heute als intergeneratives Wohnprojekt nutzt.
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.