Verteilt über das Berliner Stadtgebiet waren 1944 ca. 400.000 aus dem Ausland verschleppte zivile Zwangsarbeiter in der Reichshauptstadt beschäftigt, darunter in der Rüstungsindustrie, bei Bauvorhaben, in Handwerksbetrieben, in Haushalten und der Landwirtschaft.
Auch im Dorf Blankenfelde wurden nach Beginn des Zweiten Weltkrieges zivile Zwangsarbeiter untergebracht und zur Arbeit herangezogen, darunter auf dem Stadtgut, den Bauernstellen und in privaten Haushalten.
In unmittelbarer Nähe des Dorfes am Lübarser Weg errichtete die Reichsbahnbaudirektion 1941 ein großes Barackenlager. Seit Sommer 1942 wurde dieses Areal als Durchgangslager Blankenfelde Nord für russische und ukrainische Zwangsarbeiter genutzt. Bereits im Juli 1942 war ein Teil des Lagers als Krankensammellager für dauernd arbeitsunfähige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion eingerichtet worden. Ein abgetrennter Teil des Lagers diente zur Unterbringung von an Tuberkulose Erkrankten, die häufigste im Sterberegister verzeichnete Todesursache. Ohne ausreichende ärztliche Versorgung brachten Frauen hier ihre Kinder zur Welt.
Die Krankenschwester Maria Iwanowna Jemez, wurde im Juni 1942 zusammen mit anderen Bewohnern aus Konstantinowka im Kreis Donezk/Ukraine nach Deutschland verschleppt. Bis zum November musste sie in Liebenwalde in einer Fabrik Zwangsarbeit verrichten. Hochschwager kam Maria Jemez in das Krankensammellager nach Blankenfelde. Dort brachte sie am 27. Dezember 1942 die Tochter Viktoria zur Welt. Bis zur Befreiung blieben beide im Lager und Maria Jemez unterstützte die dort aus der Ukraine und Polen stammenden Ärzte. Aus Furcht, der Kollaboration mit den Deutschen bezichtigt zu werden, erzählte sie erst in den 1980er Jahren ihrer Enkeltochter von der Liebe zu einem deutschen Offizier, dem Vater von Viktoria Jemez.
Geboren in Blankenfelde
Donnerstag, 17.03.2016, 19.00 Uhr
Museum Pankow – Standort Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner
Im Gespräch: Viktoria Jemez (Poltava/Ukraine)
Begleitveranstaltung zur Ausstellung Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben. Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins
Museumsstandort Prenzlauer Allee
Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner
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