INGEBORG FLIERL – RUND UM DEN KOLLWITZPLATZ

Frühe Zeichnungen und Druckgrafiken

Sonderausstellung vom 12.06.2024 bis 02.02.2025
Museum Pankow – Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner | Haupthaus, Raum 108

Klettergerüst am Kollwitzplatz 1958, Lithografie

Klettergerüst am Kollwitzplatz, 1958, Lithografie

Zur Ausstellung

Die Sonder­ausstellung widmet sich einem beson­deren Zeit­raum im jahr­zehnte­währenden Schaffen einer Künst­lerin, die als gebür­tige Berlinerin seit 1952 in Pankow lebt – die Kunst­weberin Ingeborg Flierl, geb. Millies. In der Textil­kunst der DDR hat sie einen un­verwechsel­baren Platz inne. Ihr Werk um­fasst mehr als 200 Gobelins, zahl­reiche Appli­ka­tio­nen, Druck­grafiken und bau­ge­bun­dene Ar­beiten in Keramik.

Die Studentin Ingeborg Millies vor ihrem Gobelinentwurf »Harlekin«, 1951

Die Studentin Ingeborg Millies vor ihrem Gobelinentwurf »Harlekin«, 1951

Nach 1945 tritt Ingeborg Millies den gerade erlern­ten Beruf einer Land­wirtin nicht an. Es zog die passio­nierte Zeich­nerin zu einem Kunst­studium. Kurzer­hand imma­tri­kuliert sich die 20-jährige Auto­di­daktin an der traditions­reichen Hoch­schule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg. Sie studiert zu­nächst Malerei und Bild­hauerei, bis sie 1951 schließ­lich in die Abteilung An­ge­wandte Kunst wechselt. Hier wendet sie sich der Textilkunst zu.
1952 gehören Ingeborg Millies und ihr Freund, der Architek­tur­student Peter Flierl, zu den Unter­zeichnen­den einer Petition gegen den Deutschland­ver­trag zwischen der BRD und den drei west­lichen Alliierten. Dieser sah die Wieder­be­waffnung Deutsch­lands und seine Auf­nahme in die west­lichen Bünd­nisse vor. Da sie ihre Unter­schriften nicht zurück­ziehen, folgt die politisch motivierte Exmatri­ku­lation aus der Charlottenburger Hoch­schule.
Beide verlegen daraufhin 1953 ihren Wohn­sitz in den Ost­berliner Bezirk Pankow und heiraten. Um die Flierls bildet sich ein offener Freundes­kreis gleich­ge­sinnter Künst­ler*innen. Im Klima der staat­lich initiierten Formalis­mus-­Debatte gegen den west­lichen Kultur­betrieb rückt man zu­sammen. Der Aus­tausch mit Freund*innen und Kolleg*innen be­reichert und inspiriert die junge Ingeborg Flierl, die nun als Zeich­nerin, Grafikerin und Textil­künst­lerin frei­schaffend arbeitet und in den nächsten zehn Jahren „nebenher“ die vier ge­mein­samen Kinder großzieht.

Im Wohnzimmer – Besuch in der Knaackstraße 45, 26.09.1957

Im Wohnzimmer – Besuch in der Knaackstraße 45, 26.09.1957

Zwischen 1956 und 1961 lebte Ingeborg Flierl mit ihrer Familie mitten in Prenzlauer Berg, am Kollwitzplatz. Die Atelier­wohnung wurde ihr vom Künstler­verband zu­ge­wiesen und befand sich im Dach­ge­schoss des Hauses Knaackstraße 45. In der Um­gebung ist nach mühsamen Ent­trümmerungs­arbeiten der Kriegs­schutt beseitigt. Aber die Bäume auf dem Platz haben die kalten Nach­kriegs­winter ohne Ab­holzung über­standen. Der Platz wird zum Treff­punkt vieler Menschen. Ingeborg Flierl beob­achtet und porträ­tiert wieder nor­males, tägliches Treiben und auch den eigenen Alltag. Zugleich zeichnet sie auch entferntere Stadt­motive in Mitte und Friedrichs­hain, u. a. Ansichten von zerstörten Kultur­stätten wie dem Schinkel­schen Konzert­haus. Hierfür legt sie die Blei­stifte beiseite, greift zu Feder, Pinsel und Tusche, und wendet sich druck­grafischen Techniken zu, ins­be­sondere der Litho­grafie. So hält Ingeborg Flierl die besondere Atmos­phäre fest, wie sie typisch für die lange Ost­berliner Nach­kriegs­zeit war – zwischen über­standenen Kriegs­jahren und neuem Lebens­mut.

Die Sonder­aus­stellung stellt diese bisher un­be­kannten zeich­neri­schen und druck­grafischen Blätter vor. Sie kamen beim Er­stellen des Werk­ver­zeichnis­ses durch Theresa Flierl zum Vor­schein und werden hier erst­malig öffent­lich ge­zeigt.

Gefördert durch den Bezirkskulturfonds.

Wörther Straße, Bierlieferung, 1956, Lithografie

Wörther Straße, Bierlieferung, 1956, Lithografie

Führung

Freitag, 28.06.2024, 16.00 Uhr

Ausstellungsführung mit Theresa Flierl, Enkelin von Ingeborg Flierl und Mit-Kuratorin der Ausstellung

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Gobelinweberin, 1957, Lithografie

Gobelinweberin, 1957, Lithografie

Ausstellungseröffnung

Dienstag, 11.06.2024, 19.00 Uhr

Museum Pankow
Prenzlauer Allee 227/228, 10405 Berlin | Aula, 3. OG

  • Begrüßung
    Bernt Roder, Leiter des Museums Pankow
  • Grußwort
    von Ingeborg Flierl durch Theresa Flierl
  • Einführung in die Ausstellung
    Dr. Gabi Ivan
  • Musikalische Begleitung
    „Swing & Sahne“ das Berliner Salon-Ensemble
Kartenspieler am Kollwitzplatz, 1959, Lithografie

Kartenspieler am Kollwitzplatz, 1959, Lithografie

Kurse der VHS- Pankow begleitend zur Ausstellung

Dieser Kurs wurde abgesagt:
Einführung in die Lithographie – das magische Drucken vom Stein
Kurs: Pa2270F | Kursleiter: Alberto Gobber
29.06. bis 30.06.2024, Sa/So, 13.00-19.15 Uhr

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Einführung in die Lithographie – das magische Drucken vom Stein
Kurs: Pa2270H | Kursleiterin: Mila Christina Albrecht
03.08. bis 04.08.2024, Sa/So, 13.00-19.15 Uhr

Urban Sketching am Kollwitzplatz
Kurs: Pa2177F | Kursleiter: Thomas Smorek
31.08.2024, Sa, 11.00-17.30 Uhr

Zeichnen mit der Feder
Kurs: Pa2140H | Kursleiterin: Simone Schneider
07.09. bis 08.09.2024, Sa/So, 10.00-15.45 Uhr

Urban Writing – Schreiben am Kollwitzplatz
Kurs: Pa2028H | Kursleiter: Dr. Johann Reißer
14.09. und 21.09.2024, Sa, 10.00-16.30 Uhr

Anmeldung unter: vhs.kultur@ba-pankow.berlin.de / Tel.: (030) 90295-3824

Publikation

Zur Ausstellung erschien der Katalog: »Ingeborg Millies Flierl – BERLIN – gezeichnet und gedruckt«
Redaktion und Gestaltung: Theresa Flierl
Texte: Gabriela Ivan und Martin Fitzenreiter
Hrsg: Museum Pankow
14,80 €