Mein Name ist Nanny. Wir sind hier im Volkspark Wilmersdorf. Mein schönstes Erlebnis hier war, als ich mit einer Freundin auf einer Bank saß. Sie befand sich gerade in einer großen Ehekrise und hat sich juristisch beraten lassen. Sie wollte mir alle Punkte vorstellen, wie sie juristisch strategisch gegen ihren Mann vorgeht. Es war witzig. Es dämmerte schon und wir verquatschten uns. Wir kamen gar nicht dazu, dass sie uns diese Punkte vorstellte. Als sie dann endlich zu dem Punkt kamen, war es schon so dunkel, dass wir unsere Handytaschenlampe anmachen wollten. Ihre ging nicht, deswegen wollte ich meine anmachen und dann kam ein Mann mit einem Fahrrad. Weil ich gerade die Taschenlampe suchte, wurden wir ganz ruhig und er fragte, ob er störe. Wir sagten, dass wir gerade schwierige juristische Themen behandeln würden. Er sagte, dass er in der Juristik bewandert sei. Er sei zwar kein Jurist, aber es wäre seine große Leidenschaft und er besuche seit 20 Jahren regelmäßig Gerichtsverfahren in allen Bereichen. Er erzählte uns über eine halbe Stunde davon und wir hörten gebannt zu. Aber ich sagte, dass er den Bereich, den wir gerade erörtert hatten, noch gar nicht angesprochen habe. Er fragte, welcher Bereich es denn sei. Scheidungsrecht. Dann holte er seine ganzen Erfahrungen von seinen Gerichtsverfahren, Scheidungsprozesse inklusive seines eigenem raus, wo noch über eine Marmeladendose und eine grüne Kommode vor Gericht Streit ausbrach.
Er berichtete uns in einer so eindrücklichen und erzähltechnisch wunderschönen Art und Weise, dass wir, als er wieder ging, in Schweigen verfallen sind. Wir guckten uns an und hatten das Gefühl, dass es ein echtes Zeichen war. Wir mussten dazu nichts mehr sagen und sind nur schweigend nebeneinander gelaufen. Ich glaube, dass sie ihre juristischen Argumentationen nie ausgepackt hat und einen anderen Weg gegangen ist, der mindestens genauso gut war, wenn nicht, besser.