Volkspark Hasenheide

illustrierte Karte des Volksparks Hasenheide

Jelena in der Hasenheide

Quelle: Lokaler Server
Formate: audio/mp3
Jelena

Hallo, ich bin Jelena und bin 22 Jahre alt. Wir stehen hier gerade in der Hasenheide, noch relativ am Anfang des Parks. Ich bin hier doch recht oft und wenn ich hier bin, dann lese ich meistens, mach was für die Uni oder verbringe hier meine Pause nach der Arbeit. Tatsächlich habe ich hier im Park auch während meiner Lernsession eine lustige Sache erlebt.

Ich hatte ein bisschen was gelernt und wollte dann nach Hause gehen. Meine Getränke, mein iPad und alle Sachen hatte ich in einer Papiertüte, was generell immer keine gute Idee ist. Diese besagte Papiertüte ist dann natürlich auf dem Weg genau in der Mitte gerissen. Völlig schockiert und auch ein bisschen entgeistert, war die erste Handlung, die ich so begangen hatte, einfach mein iPad einem der Dealer, die hier manchmal rumstehen, in die Hand zu drücken und mit zwei, drei anderen Dealern den Gehweg wieder zu säubern, damit keine Hunde in die Scherben treten. Das war ganz lustig.

Ich glaube, wir waren alle sehr überrascht und das hat mich nachhaltig sehr positiv beeindruckt. Lustig und auch bemerkenswert an der Situation war vor allem, dass man grundsätzlich den Leuten, die hier Sachen verkaufen eher nicht vertraut. Ich glaube, beide Seiten waren ein bisschen überrascht, dass sie jetzt sowohl ein iPad in der Hand hielten, als auch mit mir den Gehweg sauber machten. Aber es war ein schöner Vertrauensbeweis. Die Sonne hat geschienen und am Ende war mein iPad gerettet, der Gehweg sauber und irgendwie haben wir uns ganz nett unterhalten. Ich glaube, ich war im Nachhinein ein bisschen entgeistert über den Vertrauensvorschuss, weil man ja natürlich ein bisschen vorurteilsbehaftet ist. Allerdings muss ich sagen: Es ist halt Berlin. Was sollen die mir da auch schon wegnehmen? Es ist im Endeffekt nur ein relativ altes iPad und irgendwie muss ich sagen, dass es für mich wieder so eine Geschichte war, bei der ich schmunzeln musste und mir dachte, schön, dass ich in dieser Stadt gelandet bin.

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Maxim in der Hasenheide

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Maxim

Mein Name ist Maxim. Ich bin 31 und gebürtiger Berliner. Ich wohne schon mein Leben lang in Berlin. Seit ca. zwei Jahren wohne ich hier direkt an der Hasenheide.

Im Park können sich die Menschen mehr entspannen. Es ist nicht der gleiche Stress wie auf den Straßen. Im Park gibt es eine andere Atmosphäre. Man begegnet sich z.B. beim Sportmachen. Vor drei Wochen war ich draußen auf dem kleinen Tartanplatz trainieren. Dort war auch ein kleiner Junge, der ein bisschen gebolzt hat. Allein mit einem Ball. Seine Mutter war gerade laufen, hat er erzählt. Ich habe ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, ein bisschen aufs Tor zu schießen. Ich muss auch mal etwas anderes machen, als nur laufen gehen und Klimmzüge machen. Er hat gesagt: „Na klar“. Und dann habe ich mich ins Tor gestellt und wir haben eine halbe Stunde zusammen gebolzt. Genau wie ich das selbst früher immer gemacht habe. Nichts anderes habe ich früher eigentlich gemacht, als rauszugehen und Fußball zu spielen. Das war cool. Ich habe den Namen natürlich vergessen. Das war auch nur eine kurze, flüchtige Begegnung.

Um diese Begegnungen geht es im Park auch, dass Menschen zusammenkommen und einen Moment teilen, kurz Spaß haben. Ob es beim Sport ist, bei anderen Aktivitäten, beim Rumsitzen oder jemand anderem beim Musikmachen zuhören. Dafür sind Parks ein wunderbares Mittel. So eine Begegnung ist etwas, wo ich auch auf mich zurückblicke, als ich ein kleiner Junge war. Ich weiß ganz genau, dass ich mich immer gefreut habe, wenn die größeren Jungs, die auf dem Platz waren, sich uns gegenüber nicht als Arschlöcher verhalten, sondern uns integriert und mit uns gespielt haben. Das sind schöne Sachen und wenn ich das jetzt 20 Jahre später auch so in kleinen Begegnungen machen kann, freut mich das natürlich auch sehr.

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Hamid #1 in der Hasenheide

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Hamid

Ich bin Hamid Sane. Wir sind hier in der Hasenheide. Wenn ich meine Ruhe haben will, dann komme ich hierher, weil es mich zu einer Grünfläche zieht. Hier in den Städten gibt es viele Parks. Das ist wie ein Ausgang raus der Stadt für mich. Dann ist die Natur, so wie sie für mich in der Heimat war. Wir haben viel Natur außerhalb der Stadt gehabt. Da gibt es nicht nur Gebirge. Dort konntest du immer hingehen. Und jetzt ist der Park wie ein Stück Heimat für mich.

Hier gibt es ein paar Leute, die sich immer um Blumen und Pflanzen gekümmert haben und Samen oder kleine Pflanzen/Blumen hierhergeholt haben. Sie haben ein Beet, das sie selbst gemacht, bepflanzt, bewässert und sogar Dünger hergebracht haben. Aber nach und nach kamen die Zuständigen für den Park und haben alles wieder entfernt. Alle Pflanzen wurden rausgeholt und weggeschmissen. Doch die Leute haben wieder von vorne angefangen. Das war ein Hin und Her. Aber die Zuständigen haben sich nicht zurückgezogen und haben mehrmals mit den Gärtnern gesprochen und wurden überzeugt. Was die Gärtner hier tun, ist überhaupt nicht falsch, sondern macht den Park noch schöner.

Es gibt jetzt eine Ecke, die fünfzig Meter lang und ein Meter breit ist, mit Blumen wie ein Beet. Die Leute haben sie gepflanzt und sie kümmern sich auch um die Blumen und diese vermehren sich auch in anderen Ecken des Parks.
Am Anfang hatten diese Leute es erstmal schwer. Aber sie sind nicht die Einzigen. Ich habe in anderen Ecken Berlins das Gleiche gesehen. Neben Kanälen oder Flüssen. Die Leute pflanzen etwas ein, jeder für sich.

Ich habe eine Idee: Wenn man einen oder mehrere Vereine gründen würde, dann könnten sie wie eine Brücke zwischen den Menschen, die sich freiwillig kümmern wollen und den Zuständigen, fungieren. Der Verein könnte auch Samen oder kleine Pflanzen unter den Interessierten verteilen, die sich freiwillig kümmern. Dann hätten wir noch schönere Parks, Grünanlagen und Kanäle in unserer Stadt.

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Hamid #2 in der Hasenheide

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Ich habe auch mehrere schreckliche Dinge erlebt, aber das Schlimmste war wie folgt:

Ich saß einmal in meinem Laden und dann klingelt auf einmal das Telefon. „Ja, hallo.“ Und die Anruferin sagte: „Ich bin von der Polizei. Ich hätte ein paar Fragen.“

Und dann sagte ich: „Was kann ich für Sie tun?“ Und sie meinte, sie sei von der Mordkommission. Als sie das so sagte, dachte ich: „Scheiße, es ist etwas Schlimmes passiert. Bestimmt wurde jemand umgebracht. Aus meinem Umfeld, meine Freunde oder Familie. Dass denen was passiert ist.“ Und dann meinte sie: „Sie waren gestern in der Hasenheide und haben sich da oben mit einem Jungen getroffen. Mit einem Radfahrer oder so.“ „Ja, ein Junge war gestern Abend da. Ein Musiker.“ Er wurde bestimmt umgebracht. Das war für mich so schrecklich und dann konnte ich nicht weiterreden. Ich musste weinen. Eine Bekannte war bei mir im Laden. Sie hat weiter mit der Polizistin gesprochen und die meinte: „Nein, es wurde eine Leiche gefunden. Sie kennen ihn nicht. Es ist ein Fremder.“ Ich war ein bisschen beruhigt. Und dann meinte sie: „Ein paar Fragen gibt es noch, wenn Sie dazu bereit wären.“ Dann sagte ich: „Ja sofort. Ich komme sofort hin.

Ein paar hundert Meter weiter ist die Polizeistation und da haben sie tausend Fragen gestellt. Zum Beispiel: „Was machte dieser Junge, der Musiker, da?“

Gestern Abend hatte ich ihn getroffen und er meinte, er mache auch Musik für Flüchtlinge. Damals hatte ich auch Musik für Flüchtlinge gemacht. Wir haben darüber gesprochen und ich habe ihm meine Visitenkarte gegeben. Er war auch als Zeuge da. Ich habe nicht verstanden, was er dort zu suchen hatte und auch nicht verstanden, wer gestorben war. Es war so unangenehm, so schrecklich. Trotzdem komme ich immer wieder in die Hasenheide, weil es hier immer so wie in der Heimat ist. Es ist so persönlich. So wie im eigenen Garten oder im eigenen Hof. Man hat seine Ruhe. Warum das passiert ist? Das weiß ich nicht. Ich werde es auch wohl nie herauskriegen. Ich habe die Polizei gefragt: „Wer war derjenige, der gestorben war und wie und wo er gestorben sei?“ Und so habe ich ein bisschen gefragt und die meinten: „Wir können das nicht beantworten. Sie brauchen das nicht zu wissen.“ Dann dachte ich: „Okay. In einer Woche, zwei oder drei Wochen wird sich die Situation wieder normalisieren und ich kann wie eine Geschichte in meinem Kopf damit umgehen. So habe ich es auch gemacht. Ich habe sie auch aufgeschrieben. Und nach und nach ist alles nur eine Erinnerung geblieben. Jetzt läuft alles wieder normal hier.

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