„Übergang – Nähe und Distanz“, Heike Ponwitz

Was ist zu sehen? Die Fernrohre, die Heike Ponwitz am ehemaligen Grenzübergang Sonnenallee aufgestellt hat – als „Symbol für Überwachung in der Vergangenheit, für die Sehnsucht der Menschen nach Ferne und Weite“ – erscheinen am Rand einer unspektakulären Wohnanlage völlig deplatziert. So ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich und öffnen „Augentore für das Gegenwärtige“.

„Die Arbeit reagiert mit scheinbar normalen Gebrauchsgegenständen (zwei touristischen Fernrohren) auf eine banale stadträumliche Situation. Indem das im Gerät sichtbare Bild mit der Schrift Übergang überblendet wird, wird das reale Stadtraumpanorama gestört. Die kaum noch erinnerbare Grenzsituation wird so über eine begriffliche Irritation ins Bewusstsein zurückgerufen, wobei jeder Benutzer der Fernrohre seine eigenen Kenntnisse, Meinungen und Assoziationen in das Gedankenspiel einbringen kann. Diese intelligente Einbeziehung des Betrachters zeichnet die Arbeit ebenso aus wie das konsequente Zulassen der heutigen Banalität dieser peripheren Stadtlandschaft, die einmal ein brisanter politischer Ort war. Der Begriff Übergang wird dadurch auch frei für Reflexionen, die jenseits seiner politischen Geschichte/Konnotation liegen.“ (Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts, September 1996)

Heike Ponwitz
1955 geboren in Luthe/Hannover
1976 Studium an der Hochschule der Künste, Berlin
1982 Meisterschülerin, seitdem freiberufliche künstlerische Arbeit und Beteiligung an Skulpturwettbewerben
seit 1986 Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste und Fachhochschule für Gestaltung, Kiel
lebt und arbeitet in Berlin

Aus:
Kunst im Stadtraum. 21 Kunstprojekte im Berliner Stadtraum, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Kunst im Stadtraum, Berlin 2002