Gemeingut

Weder öffentlich, noch privat

Gemeingüter (engl. commons) gehören allen und niemandem. Sie sind weder öffentlich noch privat, sind aber immer für die Allgemeinheit zugänglich und sorgen für mehr demokratische ↦Teilhabe am Stadtleben. Was komplex klingt, ist auch in Wirklichkeit eine Herausforderung. Denn es gibt keine Gemeingüter ohne stetige Aushandlungsprozesse zwischen individuellen Freiheiten und kollektiven Bedarfen. Natürliche Lebensgrundlagen wie Luft und Wasser können genauso als Gemeingut genutzt werden wie gemeinschaftlich entwickelte Ressourcen, etwa selbstverwaltete Energienetze, Flächen zum gemeinsamen Gärtnern oder auch Immobilien. Gemeingüter – egal ob in der Stadt oder auf dem Land – sind demnach geprägt durch Selbstbestimmung, Selbstorganisation und durch die gemeinschaftliche Gestaltung der sozialen und physischen Umwelt. Gemeingüter sind nie fertig, sondern kontinuierlich im Entstehen.

Beispiele

Campo de Cebada, Madrid

Eine Gruppe von Architekten, Architektinnen und Menschen aus der Nachbarschaft hauchte einer Brache neues Leben ein und schuf ein öffentliches kulturelles Zentrum. Entscheidungen, die den Raum betreffen, werden von einer möglichst großen Zahl interessierter Personen, die sich am Projekt beteiligen, offen diskutiert. In diesem Sinne ist es jedem Menschen erlaubt, am Projekt teilzunehmen, mitzuwirken und es zu verändern. www.elcampodecebada.org

Poliklinik Veddel, Hamburg

Die Poliklinik Veddel versteht Gesundheit als Gemeingut. Neben der medizinischen Versorgung stehen in dem Stadteil-Gesundheitszentrum auch die gesellschaftlichen Bedingungen von Gesundheit im Mittelpunkt, wie zum Beispiel Mietsteigerungen, geringes Einkommen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Rassismus oder Altersarmut. www.poliklinik1.org