Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie ihren Angehörigen ist ein wichtiges Thema der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, da sie für ein glückliches und erfülltes Leben jedes Einzelnen und auch für den sozialen Zusammenhalt in der Familie und Gesellschaft eine wichtige Voraussetzung ist. Die Mehrzahl der jungen Menschen in Berlin verfügen über eine gute psychische Gesundheit und über ein hohes Maß an subjektivem Wohlbefinden. Doch bleibt ein bedeutender Anteil junger Menschen, die vielfältige Probleme haben, wie z. B. soziale und emotionale Schwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten, manifeste Störungen oder Lern- und Leistungsschwierigkeiten. Komplexe Problemlagen erfordern meist eine intensive Behandlung und Betreuung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) mit zum Teil anschließenden Hilfemaßnahmen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.
Arbeitsgruppe seit 2007
Im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Krankenhausplanes wurde vom Landespsychiatriebeirat in 2007 eine AG eingesetzt mit dem Ziel, eine fachliche Expertise zur kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgungslage in Berlin zu erstellen. Hierzu wurde im ersten Schritt das Behandlungsangebot der Abteilungen bzw. Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie untersucht und bewertet. Die Empfehlungen der AG KJPP bilden die Basis für die fachlichen Grundsätze für den Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) im neuen Krankenhausplan 2010.
Der Bericht Teil I für den stationären/teilstationären Bereich 2008 und der Bericht Teil II mit den Empfehlungen für den ambulanten Bereich 2010 zeigen deutlich, dass ohne verbindliche Kooperationsbeziehungen des medizinisch-therapeutischen Bereiches mit der Jugendhilfe, Suchthilfe und dem Schulbereich keine tragfähigen Lösungen für den Personenkreis der psychisch erkrankten Kinder und Jugendlichen möglich sind.
Aufbau eines flächendeckenden Hilfesystems
Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales und die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft verfolgen seit Jahren das gemeinsame Ziel, eine ganzheitliche und gemeinsame Fallverantwortung und ein abgestimmtes zeitgleiches Handeln in den Hilfesystemen für Kinder, Jugendliche und ihre Angehörigen flächendeckend in allen Berliner Bezirken aufzubauen. Eine von beiden damaligen Senatsverwaltungen für Gesundheit, Jugend und Bildung gemeinsam eingesetzte ressortübergreifende AG hatte sich frühzeitig dieser komplexen Problematik angenommen und 2003 Handlungsempfehlungen zur Entwicklung einer neuen Kommunikationskultur zwischen den drei Fachbereichen und zur verbindlichen einzelfallbezogenen Kooperation entwickelt. Die Berliner Bezirke/Regionen nutzen diese Expertise und arbeiten auf deren Basis an neuen Kooperationsstrukturen, die für ihre jeweiligen Regionen passen.
Aktueller Stand der Arbeit
Mit Beschluss des Landespsychiatriebeirates 2010 wurde der Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (AG KJPP) ein neuer Auftrag zur gemeinsamen Bearbeitung der in den beiden Teilberichten benannten Schnittstellprobleme zwischen KJPP, Jugendhilfe und Schule erteilt. Die AG wurde hierfür mit Teilnehmern aus den Fachbereichen Kinder- und Jugendhilfe und Schule der SenBilJugWiss erweitert. Für vier definierte Bereiche des Kindes- und Jugendalters werden aktuell Entwicklungsaufgaben und Entwicklungsauffälligkeiten beschrieben sowie gemeinsame Handlungsempfehlungen für die Praxis entwickelt. Hierbei wurden in bewährter Weise wieder Expertenanhörungen durchgeführt, deren Ergebnisse in den Bericht Teil III einfließen werden. Die Arbeit ist noch nicht beendet.