Nikolskoer Weg, Moorlakenweg, Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Wannsee
1819-20 Blockhaus Nikolskoe nach einem Plan Carlo Rossis, 1834-37 Kirche St. Peter und Paul und Schulhaus von August Stüler, Unterförsterei Moorlake von Ludwig Persius, , Königliche Freischule und Schulgarten
Das gesamte havelseitige Ufer von der Glienicker Brücke über Krughorn, der Bucht von Moorlake und den Bereich Nikolskoe bis hin zum Vorplatz der Pfaueninsel – heute Waldpark Nikolskoe – wurde in den Jahren 1824-48 von Peter Joseph Lenné und Ferdinand Fintelmann nach landschaftsgärtnerischen Prinzipien gestaltet und unter dem Einfluss Prinz Carls, Friedrich Wilhelms III. sowie seines Sohnes, dem späteren Friedrich Wilhelm IV., mit dekorativen Baulichkeiten aufgeschmückt. Schon 1819 ließ Friedrich Wilhelm III. zu Ehren eines Besuchs seiner Tochter Charlotte an höchster Stelle gegenüber der Pfaueninsel das Blockhaus Nikolskoe im Stil eines russischen Bauernhauses errichten. Charlotte hatte 1817 den Großfürsten Nikolaus Pawlowitch, den späteren Zaren Nikolaus I. von Russland, geheiratet und lebte seitdem in St. Petersburg. Als der König 1918 von seiner Reise nach Russland zurückkam, führte er einen Bauplan Carlo Rossis zu einem russischen Haus mit sich. Das Blockhaus Nikolskoe selbst wurde in russischer Bauart aus vollrunden Holzstämmen errichtet. Im Untergeschoss war die Wohnung der zwei Matrosen untergebracht, die den Fährbetrieb zur Pfaueninsel regelten. Im oberen Geschoss befand sich die Wohnung des königlichen Kutschers und Kastellans Nikolskoes, Iwan Bockow. Außerdem richtete man für die königliche Familie eine Teestube ein, die Friedrich Wilhelm III. bei zahlreichen Besuchen aufsuchte. Das Blockhaus Nikolskoe wurde 1984 durch einen Brand schwer beschädigt und anschließend originalgetreu wieder hergestellt.
1832 verfügte Friedrich Wilhelm III. für die Bewohner des Dorfes Klein-Glienicke und der Pfaueninsel in der Nähe des Blockhauses den Bau einer Kirche und eines Schulhauses. 1834-37 entstand nach den Plänen August Stülers das den Aposteln Peter und Paul geweihte Gotteshaus. Verwies der Zwiebelturm wiederum auf Russland, waren Grundriss und Ausstattung völlig dem protestantischen Kirchenbau verpflichtet. Die Backsteinfassade mit der großen Rosette ging auf die vier 1832-34 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels erbauten Vorstadtkirchen Berlins zurück. Da die Anhöhe eine eher schmale Grundfläche bot und so an eine große Ausdehnung nicht zu denken war, musste allein die Höhe der Kirche den malerischen Eindruck hervorrufen, zumal sie von der Pfaueninsel gut sichtbar sein sollte. Zusammen mit der Kirche wurde 1837 auf einem Grundstück an der gegenüberliegenden Straßenseite die so genannte Königliche Freischule von Albert Dietrich Schadow nach Entwurf von Friedrich August Stüler fertig gestellt. Das Gebäude wurde bis in die 1930er Jahre als Schule für die Kinder der auf der Pfaueninsel, in Nikolskoe und im Schloss Glienicke lebenden Bediensteten sowie als Lehrer- und Küsterhaus genutzt. Die schlichte, aber abwechslungsreich gegliederte Anlage am Verbindungsweg zwischen Glienicker Park und Fähranleger zur Pfaueninsel stellt in Nutzung und Gestaltung einen wichtigen Bestandteil der Bebauung von Nikolskoe aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dar.
König Friedrich Wilhelm IV. ließ 1841 einen Neubau für die Unterförsterei durch Ludwig Persius im alpenländischen Stil errichten. Das auskragende Obergeschoss des zweigeschossigen Gebäudes ist als Blockhaus mit einem flachen, weit überstehenden Satteldach und umlaufender Holz geschnitzter Galerie auf einem gemauerten, hell verputzten Erdgeschoss errichtet. Es beherbergte ursprünglich im oberen Geschoss einen Salon mit Aussicht auf die Havel, der der Königlichen Familie vorbehalten war. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist das Haus als Gaststätte verpachtet; in diesem Zusammenhang wurden ein Wirtschaftsgebäude und ein Festsaal angefügt sowie später im Erdgeschoss größere Fenster eingebaut.
Mit dem Garten des Schulhauses und der Anlage eines Begräbnisplatzes wurden die von Lenné geleiteten Arbeiten für Nikolskoe, die mit denen auf der Pfaueninsel zusammenhingen, abgeschlossen.
Mit der denkmalgerechten Instandsetzung des seit der Entstehungszeit stark veränderten, aber in seiner Struktur noch nachvollziehbaren Landschaftsgartens wurde in den 1980er Jahren begonnen. 1991 wurde das Parkpflegewerk für die Kulturlandschaft Nikolskoe erarbeitet, das seitdem die mit der Gartendenkmalpflege abgestimmte Grundlage für die kontinuierliche Pflege des Gebietes liefert. Konservatorische Grundlage bildet der Zustand von 1848-52, wobei der Höhenweg und der als “Königsweg” bezeichnete, zwischen der Pfaueninsel und der Glienicker Brücke verlaufende Uferweg den geographischen Schwerpunkt bilden.