Wer als Berliner die katholische St. Michael-Kirche in Berlins alter Mitte noch nicht kennt, bräuchte auch nicht nach Venedig fahren: Auf ausdrücklichen Wunsch König Friedrich Wilhelm IV. sollte sie der Kirche San Salvatore in Venedig ähneln.
Auf Grundlage der von Peter Joseph Lennè “Projectierte(n) Schmuck- und Grenzzüge v. Berlin mit nächster Umgebung” (1840-43) war um 1845 in der sich rasant entwickelnden Metropole Berlin mit dem Ausbau der Luisenstadt begonnen worden. Deren städtebauliches Rückgrat bildete der Platz mit der Kirche an der Nordseite und dem Engelbecken an der Südseite sowie der Luisenstädtische Kanal. Zu dieser Anlage bildet die evangelische Thomaskirche am Bethaniendamm ein beeindruckendes städtebauliches Pendant.
Die einstige grandiose städtebauliche Inszenierung von Kirche und umgebender Platzanlage ist erst seit dem Fall der Berliner Mauer im Jahre 1989 wieder erfahrbar geworden.
Die 1851-1861 nach Plänen von August Soller (1805-53) errichtete dreischiffige Hallenkirche mit hoher Tambourkuppel über der Vierung und Ziegelfassaden gehört zu den wichtigsten Bauten der Nach-Schinkelzeit. Sie war die erste katholische Garnisonkirche und nach der St. Hedwigs-Kirche die zweitälteste katholische Kirche nach der Reformation in Berlin. Das Gemeindegebiet von St. Michael zog sich weit in den heutigen Stadtteil Kreuzberg hinein. Um 1890 lebten hier 20.000 katholische Bürger. Erst 1905, mit der Errichtung der Liebfrauen-Kirche in der Wrangelstraße, erhielten die katholischen Einwanderer aus dem Osten ein weiteres Gotteshaus.
Der heutige Blick über das wiederhergestellte Wasserbecken hinweg auf die Südfassade der Kirche mit ihrem basilikal angelegten, festlich-hoheitlichen Haupteingangsportal lässt nicht erahnen, dass das Gebäude im Zweiten Weltkrieg bis auf die Umfassungsmauern zerstört worden war. Erst beim Anblick über die Langseiten wird klar, dass es sich hier um eine Ruine handelt. 1945 wurde fast die gesamte Luisenstadt und damit das dichte Gemeindegebiet von St. Michael zerstört. Nach Kriegsende wurden der Kirchengemeinde Ruinensicherung und Wiederaufbau erschwert. Schließlich konnten Querhaus und Hauptapsis als Kirchraum ausgebaut werden. Durch den Bau der Berliner Mauer wurde die Gemeinde geteilt. Heute ist die St. Michael-Kirche wieder ein kultureller und der monumentale Mittelpunkt im Herzen der Luisenstadt.
Obgleich sich der kleine Gemeindeteil auf der Ost-Berliner Seite, unterstützt durch das Erzbischöfliche Ordinariat, fürsorglich ihrem Kirchengebäude zuwendete, war die an einer Backsteinruine fachlich wie materiell besonders komplizierte Baupflege nicht immer zu leisten. 2003 wurde auf der Grundlage umfassender bauvorbereitender Untersuchungen, unterstützt durch das Landesdenkmalamt Berlin, mit der Sicherung der Fassaden und damit auch der wertvollen Bauplastik aus Terrakotta begonnen, deren erforderliche kontinuierliche Fortsetzung jedoch aufgrund finanzieller Engpässe seitens der Gemeinde und der Katholischen Kirche nicht abgesichert werden kann. Die Fusion der Kirchengemeinden St. Hedwig und St. Michael zur katholischen Kirchengemeinde St. Hedwig erleichtert die Situation nicht, da auch an der Kathedrale Sanierungsbedarf besteht.
Spendenaufruf
Bereits im Jahr 1855 mussten die Bauarbeiten an der St. Michael-Kirche aus Geldmangel eingestellt werden. Eine erneute Spende des Königs und landesweite Kollekten in katholischen Gemeinden retteten das Projekt. – Heute appellieren wir an das – an Ihr – bürgerschaftliches Engagement mit einem Spendenaufruf:
Helfen Sie mit, dass unsere St. Michael-Kirche im jetzigen Zustand als herausragendes Berliner Baudenkmal den nachfolgenden Generationen erhalten bleibt.
Spenden bitte an:
Förderverein St. Michael e.V.,
Konto-Nr. 6002 912 013, BLZ 100 601 98, Pax-Bank eG Berlin
Stand: August 2005