Das zentrale städtische Gebiet zwischen Mühlendamm und der Ruine der Franziskanerklosterkirche in Berlin-Mitte wird zurzeit vor allem von der befahrenen Grunerstraße, Parkplätzen und Freiflächen geprägt. Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts erhoben sich hier dicht bebaute Quartiere am Molkenmarkt und das Klosterviertel. Das Gebiet erstreckt sich von Osten nach Westen über die ganze Breite der mittelalterlichen Stadt Berlin und überlagert knapp 19 % ihrer Fläche, mithin fast ein Fünftel (Abb. 3). Die Ruine der Franziskanerklosterkirche ist das einzige noch aufrechtstehende Gebäude des Mittelalters auf diesem Gebiet.
Im Kern der Spreemetropole sind 800 Jahre Geschichte der südlichen Berliner Altstadt „unter die Räder geraten“. Im Boden haben jedoch Mauern und Kulturschichten überdauert. Sie bilden ein kostbares Archiv, einen einzigartigen Langzeitspeicher der Stadtgeschichte vom Mittelalter bis in die Jetztzeit. Der im Jahr 2016 vom Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedete Bebauungsplan 1 – 14 (Abb. 2) sieht die Neubebauung im Sinne der kritischen Rekonstruktion mit der historisierenden Wiederherstellung der Straßenzüge von Jüden-, Parochial- und Klosterstraße vor. Das ambitionierte Bauvorhaben und die dafür notwendige Verlegung der Grunerstraße werden tief in dieses beständig gewachsene Gedächtnis der Stadt eingreifen. Die Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes Berlin am Molkenmarkt in Berlin-Mitte dokumentieren vor der baubedingten Zerstörung das 800 Jahre alte Stadtarchiv im Boden.