AEG am Humboldthain, Brunnenstraße 111, Wedding;
1896-97 von Franz Schwechten; Alte Fabrik für Bahnmaterial, 1906-07 von Johannes Kraaz, Umbau 1911 von Peter Behrens; Hochspannungsfabrik, Kleinmotorenfabrik, Montagehalle für Großmaschinen, Neue Fabrik für Bahnmaterial und Tor 4, 1909-12 von Peter Behrens; Erweiterung Montagehalle, 1928, von Ernst Ziesel
Neben dem Maschinenbau hat vor allem die Elektroindustrie entscheidend die industrielle Entwicklung Berlins geprägt. Ab 1890 sind es vornehmlich in Berlin ansässige Unternehmen der Elektroindustrie, die den technischen Fortschritt in Deutschland vorantreiben und wie die AEG, Siemens und OSRAM schließlich weltweit agieren. Berlins Ruf als “Elektropolis” wird vor allem von Siemens und die AEG begründet. Die AEG errichtete ab 1895 innerhalb weniger Jahre auf dem riesigen Areal an der Brunnenstraße ein für damalige Maßstäbe gewaltiges Produktionspotential. An die älteren, inzwischen abgebrochenen Werksanlagen erinnert noch das von Franz Schwechten 1896 in gotisierenden Formen entworfene Beamtentor. In den ab 1907 errichteten Industriebauten ist bereits die Handschrift von Peter Behrens spürbar, der ab 1907 als künstlerischen Beirat für die AEG eine moderne Architektur und Produktdesign entwickelte. Die nach seinen Entwürfen in den folgenden Jahren für die AEG errichteten Werksbauten haben als bahnbrechende Vorbilder die Entwicklung der modernen Industriearchitektur maßgeblich beeinflusst.
Nach seinen Plänen entstand 1909-10 auf dem westlichen Werksgelände die in Stahlskelettbauweise errichtete Hochspannungsfabrik. Bestehend aus einer zweischiffigen Halle und zwei flankierenden, durch einen Büroflügel miteinander verklammerten Geschossbauten, zeigt die kompakte Fabrikanlage eine schmucklose Backsteinarchitektur aus durchgehenden Pfeilern und großflächigen Fenstern, akzentuiert durch mächtige Treppentürme. Von monumentaler Würde ist die zur Tempelfront stilisierte Südwestansicht der von Treppentürmen flankierten Hallenfront. Der langgestreckte Baukörper der Kleinmotorenfabrik (1910-12) beherrscht mit seiner langen, von kräftigen Halbrundpfeilern gegliederten Fassadenfront die Voltastraße. Die in der Berliner Architektur dieser Zeit häufig verwendete Pfeilerfassade wird hier von Behrens ins monumentale gesteigert. Bei der 1911-12 errichteten, westlich anschließenden Neue Fabrik für Bahnmaterial verzichtet Behrens auf eine, zwischen einfacher gegliederter Hof- und monumentalisierender Straßenfront differenzierenden Architektur, Hof- und Straßenfront sind gleichermaßen durch flache, die großflächigen Fenster rahmende Pfeiler gegliedert. Dieser weitgehende Verzicht auf kräftige Gliederungselemente charakterisiert auch die 1911-12 als Dreigelenkbinder-Konstruktion erbaute Montagehalle für Großmaschinen an der Hussitenstraße. Durch die nahezu bündige Anordnung der Ziegel-, Glas- und Stirnflächen der Stahlstützen leitete Behrens eine Entwicklung ein, die erst von der stereometrischen Architektur der Neuen Sachlichkeit in den 1920er Jahren aufgenommen wurde.