Ehem. Villa Oppenheimer, heute Hans Arnhold Center
Am Sandwerder 17/19 in Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Wannsee
Bauzeit / -Geschichte: 1886 von Robert Guthmann, Umbauten 1899-1901 von Johannes Otzen, 1927-28 von Ernst Lessing und Max Bremer, 1938-39 von Ludwig Moshamer
Das herrschaftliche Wohnhaus mit Stallgebäude und Remise wurde 1886 nach neogotischen Entwürfen von Robert Guthmann für den Chemiker und maßgeblichen Gründer der IG Farben Dr. Franz Oppenheim errichtet, jedoch ließ der Bauherr die Wannseevilla bereits 1899 durch den Architekten Johannes Otzen umbauen und erweitern. Von diesen Umbauarbeiten waren das Stall- und Remisengebäude an der Grundstückseinfahrt ausgeschlossen, so dass deren ursprüngliche Gestaltung erhalten blieb. Das Haupthaus dagegen erfuhr in den folgenden Jahrzehnten noch mehrere Umbaumaßnahmen. Der stärkste Eingriff erfolgte 1927 durch die Architekten Ernst Lessing und Max Bremer, die den Turm und die neogotischen Gestaltungselemente entfernten, das Dach und die Terrasse erneuerten, eine Treppenanlage zum Garten anbauten und die Fassade purifizierten. Die Raumaufteilung im Innern blieb von den Umbaumaßnahmen jedoch weitgehend unberührt.
Zu jener Zeit gehörte die Villa der jüdischen Bankiersfamilie Arnold, die während der NS-Zeit in die USA flüchten konnte. Nach der Enteignung der Familie erfolgte 1938-39 der Umbau zum Dienstgebäude des Reichswirtschaftsministeriums und repräsentativen Wohnsitz des Reichsbankpräsidenten Walther Funk durch den Architekten Ludwig Moshamer. In dieser Gestalt ist das zweigeschossige Villengebäude mit Walmdach bis heute erhalten geblieben. Das Bootshaus entstammt auch jener Bauphase.
Nach Kriegsende erfolgten die Requirierung des Anwesens und der Innenumbau der Villa durch die amerikanischen Streitkräfte, die das Anwesen als Erholungsstätte und Offizierscasino des Yachtclubs “Wannsee Harbour” nutzten. Die US-Armee richtete 1949 auf dem Wassergrundstück Am Sandwerder 17/19 eine Freizeitanlage für ihre Militärangehörigen samt Segelhafen ein. Für die Soldaten wurde auf dem Gelände Segeln, Rudern, Schwimmen und Fischen angeboten und ein Hotel vorgehalten. In den 1950er und 1960er Jahren regenerierten sich am Wannsee nicht nur die in Berlin stationierten Soldaten, sondern auch GIs aus ganz Westdeutschland. Seit ihrer Eröffnung war die Einrichtung unter verschiedenen Namen bekannt: “Wannsee Yacht Club”, “Wannsee Harbor” und zuletzt “Wannsee Recreation Center”. In den 1960er Jahren entwickelte sich aus dem Wassersportprogramm des militärischen Freizeitzentrums der private Amerikanische Yachtclub Berlin (AYCB), der zum wichtigen Bestandteil des Recreation Centers wurde und sportliche Vergleiche mit den anderen alliierten Seglern und deutschen Clubs organisierte.
Während der Abzugsphase der Alliierten aus Berlin kam es 1994 auf Initiative des damaligen US-Botschafters in Deutschland, Richard Holbrooke, zur Gründung der “American Academy”. Diese US-amerikanische Forschungs- und Kulturinstitution widmet sich dem wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten. 1998 wurde die Akademie im “Hans Arnhold Center”, der ehemaligen Wannseevilla des Bankiers Hans Arnhold, eröffnet.