Amerika-Gedenkbibliothek

Amerika-Gedenkbibliothek

Amerika-Gedenkbibliothek

American Memorial Library

Blücherplatz 1 in Friedrichshain-Kreuzberg, Ortsteil Kreuzberg
Bauzeit / -Geschichte: 1952-1957 von Fritz Bornemann, Gerhard Jobst, Willy Kreuer und Hartmut Wille

Amerika-Gedenkbibliothek

Die Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) ist eine der größten Bibliotheken Berlins. Sie wurde 1952-54 in Zusammenarbeit der deutschen und amerikanischen Architekten Fritz Bornemann, Gerhard Jobst, Willy Kreuer und Hartmut Wille errichtet. Die Finanzierung erfolgte durch die Vereinigten Staaten und aus Mitteln des Marshall-Plans. Der Grundstein für den Bau wurde am 29. Juni 1952 durch den amerikanischen Außenminister Dean Acheson und den Oberbürgermeister Ernst Reuter nur 1.300 m entfernt vom Ostsektor gelegt. Die Bibliothek war ein Geschenk der Amerikaner an die Berliner und wurde als Symbol der Bildungs- und Meinungsfreiheit am 20. September 1954 eröffnet. Diesen Anspruch erfüllte die AGB nicht nur durch ihre moderne Architektursprache als Beispiel “demokratischer” Architektur des Westens mit ihrem transparenten Eingangsbereich und dem offenen Lesesaal, sondern vor allem auch durch das neue Bibliothekskonzept, das dem amerikanischen Modell der Public Library folgt und der Öffentlichkeit den Zugang zu Literatur und Medien unkompliziert ermöglicht. Den West- und Ostberlinern standen bereits bei der Eröffnung 80.000 Bücher in Freihandausleihe zur Verfügung, Magazinbestellungen konnten durch die günstige Lage des Magazins direkt unterhalb des Publikumsbereichs schnell bearbeitet werden.

Das Bibliotheksgebäude stellt ein bedeutendes Bespiel der 1950er Jahre für diese Baugattung dar und gilt als erster großer Bibliotheksneubau in Deutschland seit 1916. Die freistehende, leicht geschwungene Baugruppe setzt sich aus einem sechsgeschossigen Riegel, dessen schmaler Hochbautrakt auf Betonstützen ruht, einem eingeschossigen Magazintrakt auf der Nordseite und einer eingeschossigen, der Südseite vorgelagerten, 1.480 Quadratmeter großen Lesehalle zusammen. Die Lesehalle ist frei von trennenden Wänden und gewährt so einen Durchblick von einem bis zum anderen Ende, dadurch entsteht ein heller und luftiger Eindruck. Das Gestaltungskonzept des Erdgeschosses entlehnte Fritz Bornemann angelsächsischen und skandinavischen Vorbildern von Freihandbibliotheken. Die völlige Transparenz des Erdgeschosses mit der günstigen Belichtung durch Tageslicht hat einerseits funktionale Bedeutung und dokumentiert andererseits die Eigenart der 1950er Jahre-Architektur, die Erdgeschosszone bei Hochhäusern transparent zu halten. Hierdurch bekommt das Gebäude trotz des geschlossenen Baukörpers des Haupttraktes eine gewisse Leichtigkeit.

Unmittelbar nach der Fertigstellung des Hauptbaus ist das Kelleratrium hinzugefügt worden, das dem Publikumsaufenthalt dient und über ein begehbares Dach verfügt.

Die Längsfassaden des Hochbautraktes bestehen aus einem quadratischen Stahlbetonraster, dessen Felder durch eine Folge aus Fenstern und Mosaiken in verschiedenen Grautönen rhythmisiert sind. Die Erdgeschossfronten sind größtenteils verglast und von Stahlbetonschalen in Form von aneinandergereihten Zylindersegmenten im Abstand von 4,5 Metern und mit Spannweiten bis zu 17,6 Metern überdeckt.

Während der 1960er Jahre wurde die Amerika-Gedenkbibliothek immer wieder als amerikanische Einrichtung missverstanden und 1969 kam es zu einem Brandanschlag auf das Gebäude. Bombendrohungen und versuchte Anschläge gehörten bis in die späten 1980er Jahre zum Bibliotheksalltag. 1995 kam es zur Fusion mit der Berliner Stadtbibliothek aus dem Ostteil der Stadt zur “Zentral- und Landesbibliothek” und zur Aufteilung der Fachbereiche, der geisteswissenschaftliche Teil verblieb dabei am Kreuzberger Standort.