Das von den Nationalsozialisten erbaute Reichsluftfahrtministerium war von 1945 bis 1948 Sitz der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Der zweite Standort der SMAD war die Pionierschule I in Karlshorst.
Das Reichsluftfahrtministerium wurde 1934-36 nach den Plänen Ernst Sagebiels anstelle des Preußischen Kriegsministeriums in Stahlskelettbauweise errichtet. Sagebiel war ein von Hermann Göring bevorzugter Architekt, der ab 1935 auch für den Bau des Flughafens Tempelhof verantwortlich war.
Sagebiel entwarf einen fünf- bzw. siebengeschossigen, mit Muschelkalkplatten verblendeten monumentalen Bau, der sich um drei geschlossene Innenhöfe gruppiert. Zur Wilhelmstraße öffnet sich ein Ehrenhof, der den Haupteingang begrenzt und zu dem dahinter liegenden großen Saal führt. Der Büroeingang lag an der Leipziger Straße und musste durch eine halboffene Säulenhalle betreten werden. Das Gebäude besteht aus 2.000 Arbeitszimmern und mehreren Sitzungssälen. Einer der größten an der Leipziger Straße gelegenen Räume war das Arbeitszimmer Hermann Görings. Es erstreckt sich über zwei Geschosse und ist von außen durch zehn, hochrechteckige Fenster hervorgehoben. In der bunkerartig ausgebauten Tiefgarage konnten 250 Autos abgestellt werden.
Die SMAD war auf Beschluss des Rates der Volkskommissare am 6. Juni 1945 als oberstes Verwaltungsorgan der sowjetisch besetzten Zone in Deutschland installiert worden. Chef der SMAD, der gleichzeitig auch Oberbefehlshaber der in Deutschland stationierten Streitkräfte war, wurde Georgi Schukow. Im Befehl Nr. 1 vom 9. Juni 1945 gab er bekannt, dass die Aufgaben der SMAD in der “Durchführung der Kontrolle über die Erfüllung der Deutschland durch die bedingungslose Kapitulation auferlegten Bedingungen und (…) Verwaltung der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland” bestanden. Den deutschen Behörden war die SMAD generell übergeordnet.
Mit der Gründung der DDR wurde die SMAD aufgelöst und die Sowjetische Kontrollkommission in Deutschland (SKK) als Nachfolgeorganisation installiert. Am 7. Oktober 1949 wurde im Festsaal des Reichluftfahrtministeriums mit dem ersten Zusammentreffen der Volkskammer die Gründung der DDR besiegelt. Bis 1990 war das Reichsluftfahrtministerium das “Haus der Ministerien der DDR”. Am 17. Juni 1953 war es Demonstrationsziel der streikenden Arbeiter, die sich gegen die von der DDR-Regierung angeordnete Normerhöhung und gegen die Sowjetisierung der Gesellschaft wandten. Der Arbeiteraufstand wurde von sowjetischen Truppen blutig niedergeschlagen.
Von 1990 bis 1996 war das Reichsluftfahrtministerium Sitz der Treuhandanstalt. Seitdem nutzt es das Bundesfinanzministerium als Dienstsitz.