Ehem. Gemeindeschule Friedrichsfelde
Gundelfinger Straße 10/11 in Lichtenberg, Ortsteil Karlshorst
Bauzeit / -Geschichte: 1899-1907
Bauherr: Gemeinde Friedrichsfelde
1945 wurde die Gemeindeschule Friedrichsfelde von den sowjetischen Streitkräften besetzt und als Unterkunft und Lager genutzt. Am 1. September 1954 wurde sie in eine Schule für die Kinder sowjetischer Offiziere umgewandelt.
Die Gemeindeschule entstand als eines der ersten Gebäude nördlich der Karlshorster Bahnlinie und war der erste selbstständige Schulbau des Ortsteils. Bis zur Jahrhundertwende musste der Unterricht in Privat- und Gartenhäusern stattfinden. Da die Zahl der Schüler im Frühjahr 1898 auf 85 angewachsen war, wurde die Gründung einer Halbtagsschule mit mehreren Klassen erwogen. Der Bau der Gemeindeschule wurde 1899 begonnen und noch im selben Jahr abgeschlossen.
Im Stil norddeutscher Backsteingotik wurde ein dreigeschossiges Gebäude errichtet, das aus zwei zentralen Treppenhäusern, vier großen Klassenräumen, großzügigen Fluren und zwei Lehrerwohnungen bestand. Winkelförmig zu diesem Hauptgebäude entstand eine freistehende Turnhalle. Die zwischen beiden Gebäuden gelegene Freifläche wurde für das soziale Leben der Schule genutzt.
Da die Schülerzahl weiter zunahm, wurden neue Klassenräume nötig. 1902, 1904 und 1907 wurde das Hauptgebäude durch Anbauten erweitert. Im Zuge der Eingemeindung Friedrichsfeldes ist die Gemeindeschule in 29. Volksschule Berlins umbenannt worden.
Im Zweiten Weltkrieg war die Gemeindeschule nicht wesentlich beschädigt worden, sodass sie zuerst als Lager, dann 1954 als russische Schule genutzt werden konnte. In den 1960er Jahren wurde sie kurzfristig dem Berliner Magistrat überantwortet, damit eine Instandsetzung durchgeführt werden konnte. Als diese beendet war, beanspruchte die sowjetische Militärverwaltung das Gebäude wieder, um den Schulbetrieb fortzuführen.
Nach dem Abzug der russischen Streitkräfte stand die Gemeindeschule Friedrichsfelde leer und war dem Verfall preisgegeben.
2008 wurde sie in ein integratives generationsübergreifendes, vom Land Berlin mit Geldern gefördertes Wohnprojekt mit 21 Wohneinheiten umgewandelt. Der Umbau wurde von der Architektengemeinschaft Christian Thommes und Ralf Weißheimer beispielhaft durchgeführt. Die hellen, großen Klassenzimmer konnten durch den Einbau leichter Trennwände zu Wohneinheiten unterschiedlicher Größe umgebaut werden. Der großzügige Eindruck der Schule blieb dabei erhalten.
Die Mietergenossenschaft SelbstBau e.G. wurde 2009 von der Bundesregierung und dem Rat für nachhaltige Entwicklung mit dem Preis des Bundeswettbewerbs “Generationsdialog in der Praxis – Bürger initiieren Nachhaltigkeit” ausgezeichnet.