Adele-Schreiber-Krieger-Straße

Hinterlandmauer im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

Hinterlandmauer im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

Mauerverlauf im Bereich Adele-Schreiber-Krieger-Straße

Die Berliner Mauer rund um den Bundestag

In der Zeit nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung wurden große Teile der Berliner Mauer und ihrer Sicherungsanlagen im Auftrag der Bundesregierung systematisch abgebaut oder von Mauerspechten beschädigt. Die Abneigung gegenüber der Mauer als Symbol des DDR-Regimes war groß. Doch der Berliner Künstler und Umweltaktivist Ben Wagin setzte dieser Wahrnehmung mit seinem Kunstprojekt „Parlament der Bäume“ bereits 1990 ein Konzept zum bewussten Erhalt von Resten der Berliner Mauer als Erinnerungsort für die Mauertoten entgegen: „Das Parlament der Bäume ist ein lebendiges Wesen. Eine Erinnerung an einer Stelle, wo es das Sterben gegeben hat.“ (Ben Wagin: Nenn mich nicht Künstler, aufgezeichnet von Astrid Herbold, Berlin 2015, S. 173.) Der Künstler, der mit seinem Verein „Baumpaten“ bereits tausende Bäume in aller Welt gepflanzt hatte, wählte hierfür einen größeren Abschnitt des Grenzstreifens mit Kolonnenweg und erhaltener Hinterlandsicherungsmauer im Bereich des Deutschen Bundestages und des Regierungsviertels am Schiffbauer Damm aus. Das Projekt wurde von Persönlichkeiten wie Willy Brandt, Walter Momper und dem Berliner Bausenator Wolfgang Nagel unterstützt. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker sowie Personen des öffentlichen Lebens, unter anderem die 16 Ministerpräsidenten aller West- und Ostdeutschen Bundesländer, pflanzten in den folgenden Jahren Bäume im Rahmen des Kunstprojekts und übernahmen damit Verantwortung für den Ort und seine Bedeutung.

Auch die erhaltenen Mauerelemente gestaltete Ben Wagin künstlerisch zum Mahnmal um, indem er auf ihnen die Jahreszahlen von 1949 bis 1989 anbrachte und die Anzahl der Toten an der innerdeutschen Grenze im jeweiligen Jahr vermerkte. Dieser Abschnitt ist heute als Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestags in das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus integriert, das Ende der 1990er Jahre als Teil des Neuen Regierungsviertels für den Deutschen Bundestag gebaut wurde. Weitere Teile der Mauer gestaltete er mit Bildern und Zitaten, auch Gedenksteine mit den Namen der Opfer des Grenzregimes wurden in den Boden eingelassen. So entstand am historischen Ort unter Nutzung der authentischen Mauerelemente ein Gedenkhain für die Opfer der innerdeutschen Grenze, der heute als öffentlich zugängliches Mauermahnmal des Bundestages dient.

Ein weitere Mauerabschnitt, der für den Bau versetzt werden musste, wurde parallel zum erhaltenen Mauerstück am „Parlament der Bäume“ aufgestellt. Das „Parlament der Bäume“ wird bis heute von Ben Wagin immer wieder ergänzt.