Kongresshalle

Haus der Kulturen

Haus der Kulturen der Welt

Haus der Kulturen der Welt

John-Foster-Dulles-Allee 10 in Mitte, Ortsteil Tiergarten
Bauzeit / -Geschichte: 1956-57 von Hugh A. Stubbins, Außenanlagen 1956-58 von Hugh A. Stubbins, Hans Migge und Willy Alverdes, Schiffsanlegestelle von Werner Düttmann, Franz Mocken, Wiederaufbau 1984-87 von Hans-Peter Störl und Wolf Rüdiger Borchardt, Skulptur “Large Butterfly” 1986-87 von Henry Moore

Haus der Kulturen der Welt

Die Kongresshalle im Tiergarten ist neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und dem Kranzler-Eck ein wichtiges Wahrzeichen des alten Westberlins und war Symbol der Teilung und der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Durch seine spektakuläre wie auch umstrittene Architektur und Konstruktion ist es ein außergewöhnliches Zeugnis experimenteller Architektur der 1950er Jahre.

Haus der Kulturen der Welt

Das Gebäude war als Geschenk der Amerikaner an die eingeschlossene Insel Westberlin ein Instrument der Propaganda wie auch der Demokratisierung. Auf Initiative der damaligen Berlin-Verantwortlichen des amerikanischen Außenministeriums, Eleanor Dulles, erfolgte 1956-57 der Bau der Kongresshalle am Spreebogen als Beitrag der Amerikaner zur Internationalen Bauausstellung “Interbau” (IBA). Der Standort am Spreebogen, abseits des eigentlichen IBA-Geländes, ist bewusst aufgrund seiner Nähe zur Sektorengrenze und der axialen Lage zum Reichstagsgebäude gewählt worden. Das Kongressgebäude in der “Frontstadt des Kalten Krieges” sollte die Verbindung Westberlins mit der freien Welt zum Ausdruck bringen und die kulturelle Überlegenheit der demokratischen Gesellschaft des Westens demonstrieren. Das Gebäude wurde als Sinnbild geistiger Freiheit und deutsch-amerikanischer Freundschaft verstanden. Am 26. April 1958 wurde die Tagungs- und Ausstellungshalle mit Restaurant als Geschenk von der eigens für den Bau gegründeten amerikanischen Benjamin-Franklin-Stiftung an den Berliner Senat übergeben.

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Die Kongresshalle, die mit ihrem geschwungenen Dach wie eine urbane Skulptur wirkt, setzt sich aus zwei Gebäudeteilen zusammen. Auf dem nahezu quadratischen Erdgeschosssockel mit Plattform befindet sich die ellipsenförmige Halle mit weit überstehendem, geschwungenem Spannbetondach. Der im Erdgeschoss befindliche Haupteingang ist über eine U-förmige, repräsentative Zufahrt erschlossen, während Plattform und Hallengeschoss an der gleichen Seite über einen Fußgängerweg und eine Brücke erreichbar sind. Seitlich des Fußweges befinden sich zwei große Wasserbecken, in der sich die Hallenarchitektur – besonders nachts – imposant spiegelt. Ein dritter, das Restaurant von außen erschließender Zugang befindet sich an der Nordseite, mit einer Terrasse zur Spree. Ein asymmetrisch angeordneter Steg, der die Wasserbecken teilt, führt zu einer großen Freitreppe, die den südlichen Zugang zum Auditorium ermöglicht. Im weiträumigen Inneren befinden sich ein großer und ein kleiner Tagungssaal (1.250 und 400 Plätze), ein Konferenzsaal, ein Ausstellungsraum und Nebenräume sowie das Restaurant.

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Die kühn konstruierte, zweifach gekrümmte Dachschale, die nur an zwei Punkten den Boden berührt, bildet das architektonische „Markenzeichen“ der Kongresshalle. Zwischen zwei Bögen, die schräg stehend auseinandergeklappt sind, ist die Dachkonstruktion eingespannt. Für den amerikanischen Architekten Hugh A. Stubbins war der Bau der Kongresshalle sein bis dahin größtes Projekt, das ihm große Aufmerksamkeit in den USA zuteil werden ließ. Durch seine politische Brisanz und die spektakuläre Architektur fand das Gebäude seinen Weg auf die Titelseiten der “New York Times” und des “Boston Globe”. Stubbins’ Kontaktarchitekten in Berlin waren Franz Mocken und Werner Düttmann.
Jedoch konnte Stubbins seinem urspünglich geplanten Entwurf nicht folgen, da dieser nicht der deutschen Bauordnung entsprach. Eine frei tragende Konstruktion dieser Spannweite galt in den 1950er Jahren als nicht ausführbar. Stattdessen wurde eine Hilfskonstruktion, bei der das Innendach über dem Auditorium an das Außendach gehängt wurde und die sich später als verhängnisvoll erweisen sollte, genehmigt. Die Last des auskragenden Dachbalkens wurde nun auf einen Ringanker abgeleitet, der auf den Wänden des Auditoriums ruhte.

Die Kongresshalle sollte eine Demonstration der Modernität und Leistungsfähigkeit amerikanischer Bautechnik sein. Besonders die gewagte Dachkonstruktion als Betonschalenbau in Form eines hyperbolischen Paraboloids, der den Boden nur an zwei Punkten berührt, galt als große Geste und Ingenieursmeisterleistung. Am 21. Mai 1980 kam es plötzlich während einer Konferenz des “Rings Deutscher Makler” zum Einsturz des Süddaches, verursacht durch die fehlerhafte Konstruktion und durch Ausführungsmängel, die zur Korrosion des Spannstahls führten.
Da das Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft nicht in einem ruinösen Zustand verbleiben konnte, erfolgte zwischen 1984 und 1987 der Wiederaufbau der Kongresshalle unter Leitung der Architekten Hans-Peter Störl und Wolf Rüdiger Borchardt in der von Stubbins ursprünglich vorgesehenen Weise als tatsächlich freitragende Konstruktion.

Die Gestaltung der Außenanlagen an der Kongresshalle (1956-1958) sollte die künstlerisch-architektonische Wirkung des Gebäudes akzentuieren und es in die umgebende Stadtlandschaft mit dem Großen Tiergarten im Süden sowie der Spree im Norden und Westen einbinden. An der Freiraumgestaltung wirkten mehrere Architekten und Gartenarchitekten mit. Hugh A. Stubbins lieferte die Entwürfe für das der Halle südlich vorgelagerte große rechteckige Spiegelwasserbecken, das von einer Steganlage asymmetrisch geteilt wird. Er gestaltete auch die anschließende großzügige Freitreppe und die Aussichtsplattform um das Auditorium. Der Gesamtentwurf für die umgebenden Grünanlagen stammt vom Gartenarchitekten Hans Migge. Wasserseitig befindet sich ein Gartencafé mit Schiffsanlegestelle am Spreeufer. Den Schiffsanleger mit Hafenplattform planten Franz Mocken und Werner Düttmann.
In den Wasserbecken entlang der John-Foster-Dulles-Allee befindet sich neben dem Springbrunnen auch die abstrakte Bronzeplastik “Large Butterfly” des englischen Bildhauers Henry Moore, die anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 aufgestellt wurde und die letzte öffentliche Arbeit des international bedeutenden Künstlers ist.

Im Kongressgebäude drückte sich nicht nur die Verbundenheit der Amerikaner mit Westberlin, sondern auch die Zugehörigkeit Westberlins zur BRD und deren Nichtanerkennung durch die DDR und die sowjetische Besatzungsmacht aus. Mehrfach versammelte sich der Bundestag – begleitet vom Protest der DDR-Staatsführung und Tiefflügen sowjetischer Düsenjets über dem Gebäude – im eiförmigen Mehrzweckraum der Kongresshalle, der für Kongresse und Tagungen aller Art genutzt wurde.

Seit 1989 beherbergt die Kongresshalle den Sitz der Kulturorganisation “Haus der Kulturen der Welt”, ist Ausstellungsort internationaler und zeitgenössischer Kunst und Veranstaltungs- und Diskussionsforum.