Hardenbergstraße 22-24 in Charlottenburg-Wilmersdorf, Ortsteil Charlottenburg
Bauzeit / -Geschichte: 1956-1957 von Bruno Grimmek
Bauherr: The United States Information Service Berlin (USIS)
Zur “Umerziehung” der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die USA Informationszentren ein, die insbesondere Bücher und Zeitschriften, Ausstellungen und verschiedene kulturelle und politische Veranstaltungen boten. Bereits 1946 wurde eine erste Amerika-Bibliothek in der Kleiststraße 10-12 eröffnet. Sie trug seit Mai 1947 die Bezeichnung Amerika-Haus und wurde durch den Informationsdienst der USA (United States Information Service – USIS) offiziell als ein US Information Center geführt. Zeitgleich bezog die Bibliothek provisorisch ein wiederaufgebautes Gebäude am Nollendorfplatz, das jedoch bald nicht mehr den Ansprüchen genügte. Gerade in Berlin durch die unmittelbar benachbarte Präsenz der Sowjetunion mit ihren verschiedenen, ähnlichen Institutionen lag die Einrichtung einer größeren und zugleich repräsentativen Baulichkeit nahe. Das Land Berlin stellte den Grund zur Verfügung und übernahm die Bauleitung, die US-Regierung finanzierte den Bau und die Ausstattung mit 800.000 DM. Bruno Grimmek, Senatsbaudirektor vom Amt für Hochbau fertigte in Zusammenarbeit mit den zuständigen amerikanischen Behörden den Entwurf für das Amerika-Haus an. Am 1. Juni 1956 erfolgte der erste Spatenstich durch den amerikanischen Botschafter James B. Conant und den Regierenden Bürgermeister Prof. Otto Suhr. Ein Jahr später, am 5. Juni 1957, fand im Rahmen der Internationalen Bauausstellung die feierliche Eröffnung statt.
Das Amerika-Haus ist im sachlichen Stil der 1950er Jahre und mit typischen Architektur- und Gestaltungselementen jener Zeit ausgeführt worden. Das Gebäude verfügt über zwei Geschosse und setzt sich aus einfachen Kuben mit großen Glasflächen und farbig behandelten Wänden zusammen. An der langgestreckten Hauptseite liegt der Eingang. Der Bereich über der Eingangsglasfront ist etwas überhöht und als vorgezogene, geschlossene Wand ausgeführt, da sich in diesem Bereich der Ausstellungssaal mit Oberlicht befindet. Seitlich schließen sich an der Vorderfront fast ganz aus Fensterflächen bestehende Trakte an. An der Rückseite befindet sich ein Seitenflügel, in dem das Auditorium untergebracht ist.
Im Innern verfügt der Stahlbetonskelettbau über offene Raumstrukturen, in denen sich verschiedene Räume für Bibliothek, Lesesäle, Vorträge und Ausstellungen sowie zu Veranstaltungszwecken befinden. Im rückwärtigen Auditorium ist eine Studiobühne für Theater- und Filmaufführungen, Konzerte und Vorträge mit einem Zuschauerraum, der 334 Plätze umfasst, untergebracht.
Die zentrale Lage direkt neben dem Bahnhof Zoo zeigt auch die politische Implikation bei der Führung des Kalten Krieges, denn über den S-Bahnhof war das Haus auch für Ost-Berliner leicht zu erreichen. Das Kulturhaus enthielt auch einen entsprechend bestückten Lesesaal eigens für DDR-Bürger, die sogenannte Ostbibliothek.
In der Zeit der Studentenproteste Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre wurde das Haus ein beliebter Demonstrationsort gegen Imperialismus und den Vietnamkrieg. Seit dem Umzug der amerikanischen Botschaft von Bonn nach Berlin 1999 war das Amerika-Haus unmittelbarer Bestandteil der Botschaft, in ihm wurde die Verwaltung der Kulturabteilung eingerichtet. Es stand unter strengem Polizeischutz, besonders nach den Ereignissen des 11. September 2001, war nicht mehr frei zugänglich und bot Programme und Service nur noch für Multiplikatoren aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Verwaltung an. Das Haus wurde am 25. September 2006 geschlossen und an die Stadt Berlin zurückgegeben. Seit 2012 nutzt die Galerie C/O Berlin und die Landeszentrale für politische Bildung das einstige amerikanische Informations- und Veranstaltungshaus. 2014 erfolgte die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes.