Ehem. Villa Worch
Zeltinger Straße 6 in Reinickendorf, Ortsteil Frohnau
Bauzeit / -Geschichte: 1925 von Paul Poser
Bauherr: Herbert Worch
Die Villa Worch beherbergte ab 1946 das Offizierskasino der französischen Streitkräfte, 1956 bis 1993 war sie Sitz des französischen Kulturzentrums.
Die Villa Worch wurde 1925 für Herbert Worch, den Generaldirektor der Versicherungsgesellschaft “Deutscher Herold” gebaut. Sie zählt zu den bedeutendsten Werken des Architekten Paul Poser. Poser war Chefarchitekt der Berliner Terrain-Centrale und prägte mit seinen Landhäusern bereits vor dem Ersten Weltkrieg das Ortszentrum Frohnaus. Die Villa für den Generaldirektor Herbert Worch gehört zu den wenigen großbürgerlichen Villen, die in Frohnau errichtet wurden. Sie befindet sich im Ortszentrum, in der Nähe des Zeltinger Platzes und liegt exponiert auf einem großen Eckgrundstück zwischen der Zeltinger Straße und dem Fuchssteinerweg. Der großzügige, zweigeschossige Villenbau mit Mansarddach liegt von der Straßenfront zurückgesetzt im hinteren Grundstücksteil. Das kompakte Gebäude weist die für Poser typische konservative, auf bodenständige traditionelle Elemente festgelegte Architektursprache mit einer Stilvermengung von neobarocken und neoklassizistischen Elementen auf, die für die Berliner Repräsentationsvillen der 1920er Jahre charakteristisch sind. Die kompakte Baugliederung mit kräftigen Gesimsen und einer hohen und breiten Lisenengliederung nach der Zeltinger Straße führt bei diesem Villengebäude zur Monumentalisierung der Baugestalt.
Als die Kinder der Familie Worch erwachsen waren, zog sich die Familie auf das Familiengut Liepe / Finowkanal zurück und verkaufte die Villa. Deren Besitzer wechselten mehrmals, ehe 1940 die NSDAP das Haus kaufte. Den Krieg überstand das Villengebäude unbeschädigt, nach der Flucht der Ortsgruppe der NSDAP wurde es bis zum 12. Juli 1945 vom sowjetischen Ortskommandanten übernommen. Aufgrund alliierter Vereinbarungen überließen die Sowjets den Bezirk Reinickendorf – und damit dessen Ortsteil Frohnau – den Briten, die ihn an die Franzosen abgaben. 1946 wurde die Villa Worch von den Franzosen beschlagnahmt, um dort ein Haus für Offiziere zu errichten. Sie bekam den Namen “Cercle la Bagatelle” nach einem im Bois de Boulogne bei Paris errichteten Schlösschen aus dem 18. Jahrhundert. Die Franzosen nutzten es zunehmend für Kulturveranstaltungen, bei denen ab 1950 auch deutsche Besucher willkommen waren. Das Haus wurde 1956 offizieller Sitz des französischen Kulturzentrums “Centre Culturel de Reinickendorf” und erhielt seinen bis heute bestehenden Namen “Centre Bagatelle”. Sprachkurse, Lesungen, Ausstellungen, Film- und Vortragsabende sowie musikalische Veranstaltungen fanden hier statt.
Das Centre Bagatelle wurde im Mai 1993 dem Bezirksamt Reinickendorf mit der Auflage übergeben, es als Kultureinrichtung für die Reinickendorfer Bevölkerung und die Weiterentwicklung der deutsch-französischen Freundschaft zu erhalten und weiterzuführen. Seit 2007 gehört das Gebäude dem “Kulturhaus Centre Bagatelle e.V.”, der es in diesem Sinne als Reinickendorfer Kulturhaus betreibt.