Stadtgehöft Boxhagen

Stadtgehöft Boxhagen

Stadtgehöft Boxhagen

  • Stadtgehöft Boxhagen - Blick durch Eingangstor, 2009

    Stadtgehöft Boxhagen - Blick durch Eingangstor, 2009

  • Wohnhaus und Pferdestall Nr. 29, vor der Sanierung, 2004

    Wohnhaus und Pferdestall Nr. 29, vor der Sanierung, 2004

  • Wohnhaus und Pferdestall Nr. 29, nach der Sanierung, 2009

    Wohnhaus und Pferdestall Nr. 29, nach der Sanierung, 2009

  • Blick von Wohnhaus Nr. 29 mit erneuerten Außenanlagen, 2009

    Blick von Wohnhaus Nr. 29 mit erneuerten Außenanlagen, 2009

  • Sanierte Kappendecke im Pferdestall

    Sanierte Kappendecke im Pferdestall

  • Kammartige Bebauung im Kontrast zur umliegenden Blockstruktur (2009)

    Kammartige Bebauung im Kontrast zur umliegenden Blockstruktur (2009)

  • Computervisualisierung des Gesamtkomplexes, 2004

    Computervisualisierung des Gesamtkomplexes, 2004

  • Fuge mit Dachterrasse

    Fuge mit Dachterrasse

  • Sanierte Backsteinfassade, Fensterdetail

    Sanierte Backsteinfassade, Fensterdetail

Anders als andere Stadtbezirke in Berlin ist der “Friedrichshain” nicht aus historischen Siedlungskernen hervorgegangen, sondern entwickelte sich mit der heranwachsenden Metropole im 19. Jahrhundert. Nur wenige Spuren erinnern daran, dass es auch hier Besiedlungen gab, die in frühere Jahrhunderte zurückweisen. So fallen zwischen Frankfurter Allee und Boxhagener Straße, im ehemaligen Bereich der Kolonien Boxhagen und Friedrichsberg, an der Kinzigstraße 25-29 drei Grundstücke auf, die statt durch ein hohes Wohnhaus die Straßenflucht durch eine Mauer markieren: Der Blick in die Tiefe des Grundstücks gleitet über niedrige Gebäude hinweg auf ein rückwärtiges dreigeschossiges Wohnhaus und empor an der hohen Rückwand einer benachbarten Bebauung.
Während sich auf anderen Grundstücken im Quartier Stallungen, Remisen und Fabrikgebäude an das straßenseitige Wohnhaus im Hof anschließen, wirkt hier die ehemals ländlich und von stallgebundener Tierproduktion geprägte offene Struktur direkt in das Straßenbild. Sie erinnert an eine Tradition, die sich in Zusammenhang mit der durch König Friedrich II. veranlassten Ansiedlung böhmischer Gärtnerfamilien nach 1770 herausbildete; mit ihrer Unterstützung sollten die Sandflächen um Berlin landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden.
Erst viel später, nachdem James Hobrecht 1862 für die Umgebung von Berlin seinen Bebauungsplan auf der Grundlage des vorhandenen Wegesystems der Feldmark entwickelt hatte, entstanden etwa ab 1870 nach und nach auch die schmalen Wohnhäuser, Remisen, Stallungen und Gewerberäume an der Kinzigstraße 25-29. Sie gehören heute zur ältesten noch erhaltenen Bausubstanz in Berlin-Friedrichshain und sind für Berlin von hohem stadt- und sozialgeschichtlichem Wert.

Nach einer tragischen Vergangenheit mit fehlender Baupflege, Leerstand und Vandalismus waren die Gebäude marode. Jetzt lässt die behutsam instand gesetzte Bausubstanz bereits auf eine hoffnungsvolle Zukunft für die Anwesen schließen; mehrere Konzepte, die auf eine maximale bauliche Auslastung der Grundstücke abzielten und einen weitgehenden Abriss der überlieferten Substanz sowie eine umfassende Neubebauung vorsahen, wurden dank des Denkmalschutzes nicht realisiert.

Im Jahr 2003 hat der gemeinnützige Verein Bodhicharya Deutschland e.V. ein denkmalgerechtes Nutzungskonzept vorgelegt und konnte das vom Verfall bedrohte Ensemble erwerben. Mit großem Einsatz an Eigenleistung und mit finanzieller Hilfe verschiedener Förderer setzt der Verein die Bausubstanz schrittweise mit großer Umsicht instand und entwickelt die Anlage zu einem “Buddhistischen ZENTRUM FÜR FRIEDEN UND VERSTÄNDIGUNG” weiter, dessen geistig-religiöses Zentrum ein neu zu errichtender Versammlungs- und Meditationsraum bilden wird. Bereits jetzt bereichert die Arbeit dieses Zentrums den Kiez mit einer zunehmenden Vielfalt an sozialen und kulturellen Angeboten und zieht so auch Besucher aus der ganzen Welt an.

Das Projekt wurde gefördert und ermöglicht durch das Landesdenkmalamt Berlin; das Architekturbüro archid, Inka Drohn und das Oberstufenzentrum für Bautechnik II, Knobelsdorffschule sowie zahlreiche private Geld-, Sach- und Arbeitsspenden.

Spendenaufruf

Für den weiteren Aufbau des Buddhistischen Zentrums für Frieden und Verständigung (Informationen: www.bodhicharya.de) werden Spenden dringend benötigt.

Spendenkonto: Bodhicharya e.V. – Aufbau des neuen Zentrums;
Konto 033023302, BLZ 10070024, Deutsche Bank Berlin

Stand: 2011

Zeittafel

  • 1873

    Nr. 29 – Errichtung des Wohnhauses vom Baumeister Julius Breiter für den Geflügelhändler August Scholz, Betrieb einer Geflügelhandlung

  • 1878

    Errichtung des Wohnhauses Nr. 25 Betrieb eines Fuhrunternehmens, später Fortführung als Taxibetrieb im Familienbetrieb über mehrere Generationen bis nach 1970

  • 1880

    Errichtung der Remise Nr. 25 als Unterstand für Kutschen und Pferde

  • 1881

    Nr. 27 – Anbau des Wohnhauses, Betrieb einer Fouragehandlung
    Nr. 29 – Bau des Pferdestalls mit zwei Ställen und Waschküche im Erdgeschoss sowie zwei Gesindestuben und Heuboden im Obergeschoss

  • 1886 bis 1989

    Nr. 29 – Aufstockung und Umbau des Wohnhaus durch Maurermeister W. Handke
    Nutzung als Jugendfreizeitheim, Bezirk Friedrichhain, folgend Hausbesetzung, dann Leerstand

  • 2003

    Erwerb durch den Bodhicharya e.V, Beginn der Sanierung durch den Verein (Architekturbüro: ARCHID / Inka Drohn)

  • 2008

    Nr. 29 – feierliche Vollendung des 1. Bauabschnittes: Wohnhaus (Wohnungen für Gastdozenten und Mitarbeiter), Pferdestall (multifunktionale Nutzung u.a. für Ausstellungen, Werkstätten und Seminare), eingeschossige Ställe und Wirtschaftsgebäude im vorderen Teil (Laden, Informationszentrum, Kiezcafé)
    Nr. 25/27 – Sanierungsbeginn an Wohnhäusern und Remisen

  • 2011

    Nr. 27 – geplante Fertigstellung des Neubaus des zentralen Meditations- und Versammlungsraumes, Größe – 200 qm

  • 2012

    voraussichtliche Fertigstellung des Gesamtprojektes

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Bodhichaya e.V., Inka Drohn / Büro archid,
    Wolfgang Bittner, Landesdenkmalamt Berlin
    Sören Wilde, pro.fund gmbh
  • Text: Cordula Riße/Architektin
  • Idee / Redaktion: Sibylle Schulz, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2011, Nr. 31
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin