1902-06 errichtete die Königliche Schlossbaukommission ein viergeschossiges Hofbeamtenwohnhaus im Neobarockstil, bestehend aus einem Vorderhaus, Seitenflügel und zwei kurzen Quergebäuden, in der heutigen Geschwister-Scholl-Straße. Der hintere Querflügel mit niedrigem Anbau grenzt an den Innenhof des 1915 fertig gestellten Hofbeamtenwohnhauses in der Planckstraße. Querflügel sowie Anbau zeigen noch heute die Raumdisposition des ehemaligen Königlichen Hofbaudepots vom Keller- bis zum ersten Obergeschoss. Das Hofbaudepot war bis 1921 ein wichtiger Bestandteil der Schlossbaukommission, die alle Bauangelegenheiten an den unter der Hofverwaltung stehenden königlichen Schlössern, Gärten und sonstigen Gebäuden regelte. Hier lagerten neben Baumaterialien auch plastische Bildwerke und Ausstattungsstücke, die bei Instand- und Modernisierungsmaßnahmen aus Hofbauten in und um Berlin entfernt und oft für andere Bauten wiederverwendet wurden. Das umfangreiche Inventarverzeichnis
des Hofbaudepots ging bei dem Brand des Berliner Schlosses während des Zweiten Weltkrieges verloren. Bis 1927 betreute die Preußische Krongutverwaltung und 1927-49 die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten das Depot. 1950 wurde der Depotbestand an Berliner Museen verteilt. Heute nutzt der Friedrichstadtpalast die Räume als Requisitendepot.
Herausragendes Merkmal des Depotbaus sind 29 in eine Eisenkonstruktion gefasste Reliefplatten aus Kalkstein mit Darstellungen von Trophäen im Barockstil. Eine quadratische Platte ist 128 Zentimeter hoch wie breit, 32 Zentimeter tief und wiegt etwa eine Tonne.
Mit Ausnahme von zwei Platten sind die Darstellungen als Hochreliefs stilistisch einheitlich gearbeitet. Die stark plastischen Formen wachsen über die Plattenrahmen und sind auf Unteransicht gearbeitet. Folglich entspricht die heutige Installation im oberen Bereich des Fassade unterhalb des Dachgesims der ursprünglichen Präsentation der Platten. Die Eisenkonstruktion besteht aus vernieteten Doppel-T-Trägern mit der Bezeichnung “HOERDE 14 N” der Phönix Stahl- und Hüttenwerke in Dortmund.
Nach aktuellem Forschungsstand stammen die Platten aus dem Bestand des Hofbaudepots. Dem Stil der Darstellung und dem Material gemäß wurden die Platten vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für ein Bauwerk außerhalb der Region Berlin-Brandenburg gefertigt. In dieser Region wurde vorzugsweise Sandstein als Material für Bauplastik verwendet. Das Material der Reliefs hingegen ähnelt eher einem Dolomitmarmor aus dem Gebiet südöstlich von Liberec in der Tschechischen Republik. Die Reliefs gelangten vermutlich im 19. Jahrhundert auf das Hofbaudepotgelände, wo sie mehrmals umgelagert und dadurch schwer geschädigt wurden. Eigens für die Installation in die Eisenkonstruktion an der Depotfassade vor 1919 wurden die Reliefs erstmals restauriert.
Die heute fragmentarisch erhaltene Statue vor der Installation schuf um 1860 der Bildhauer Hermann Schievelbein (1817-67) als Allegorie der Frömmigkeit für die Attika des Berliner Schlosses. Die künstlerische Umsetzung erfüllte jedoch nicht die Erwartung des Auftraggebers. Die Figur wurde in das Hofbaudepot zu den alten Attikafiguren des Berliner Schlosses, die ab 1816 wegen Baufälligkeit nach und nach entfernt worden waren, überführt. 1927 übernahm das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) fünf der Statuen der Schlüterwerkstatt für ihre Skulpturensammlung.
Heute sind die Reliefs an der Fassade die letzten Zeugnisse des ehemaligen Depotbestandes vor Ort und der Nutzung des Standortes als Hofbaudepot. Und sie zählen zu den wenigen barocken Bauplastiken, die sich in Berlin erhalten haben. Doch sind Reliefs und Eisenkonstruktion in ihrer Erhaltung stark gefährdet und bedürfen dringend einer Restaurierung und Konservierung, um sie weiterhin im Außenbereich präsentieren zu können.
Stand: 2010