Am Ufer des Landwehrkanals liegt eine gründerzeitliche Villa von 1881, die durch Überformung in den 1920er Jahren nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen ist. Die Erbauer waren zwei Kaufmannsbrüder, Carl und Paul Eger.
So entstand unter der planerischen Hand der Baumeister Wex & Knoblauch ein zweigeschossiges nobles Stadthaus, in dem sich zwei übereinander liegende Wohnungen mit je 17 Zimmern befinden. Das Haus besteht aus Vorderhaus und Seitenflügel, im hinteren Teil des Grundstücks entstand eine backsteinsichtige Remise mit markantem Treppenturm. Das Projekt mit Baukosten von 300.000 Goldmark galt als eines der teuersten seiner Zeit und wurde bereits 1890 in der Fachpresse besprochen.
Als der jetzige Eigentümer, die Primus AG, das Haus 1999 erwarb, war die reiche Ausgestaltung kaum noch erkennbar. Diverse Umbauten, Einbauten und Überfassungen seit den 1940er Jahren hatten den Raumeindruck zerstört und zu erheblichen Verlusten der denkmalrelevanten Altsubstanz geführt. Durch qualitätsvolle Rekonstruktionen konnte der ursprüngliche Raumeindruck zusammenhängend wieder hergestellt werden.
Besonders luxuriös ist der Eingangsbereich gestaltet. Im Anschluss an ein Foyer verbindet eine elegante Treppe die Vestibüle der beiden Wohnungen. Die reiche Ausstattung umfasst als optische Höhepunkte die Treppenanlage aus Carrara-Marmor, das künstlerisch geschmiedete Treppengeländer mit Podestkandelaber, die mit Stuckmarmor bekleideten Pilaster sowie die Deckenmalereien mit Stilelementen des Spätklassizismus und der italienischen Neorenaissance.
In den Wohnungen selbst waren das Arbeitszimmer und der Speisesaal mit ihren Wandvertäfelungen aus Eiche, mit Schnitzereien und Intarsien, von besonderer künstlerischer Bedeutung. Hier wurde eine umfassende Holzrestaurierung vorgenommen, welche den Ausbau, das Entfernen von sämtlichen Überfassungen und zum Teil das Ersetzen ganzer Tafeln beinhaltete. Die teils nur aufgemalten Intarsien wurden nach Befund wiederhergestellt. Einen besonderen Reiz im Konsolgesims der Vertäfelung im Arbeitszimmer stellen die Delfter Kacheln dar.
Die denkmalrechtliche Unterschutzstellung erfolgte auf Antrag des Eigentümers, welcher die beträchtlichen Sanierungsaufwendungen von vierzehn Millionen DM allein und ohne öffentliche Gelder schulterte.
Das Projekt gewann 2004 den ersten Preis beim Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege Berlin, ausgelobt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Heute erstrahlen die beiden unteren Geschosse dank der guten Zusammenarbeit von Bauherr, Denkmalpflege, Architekt und Handwerk wieder in ihrem einstigen Glanz. Vorderhaus und Remise werden derzeit als Büroflächen vermietet. Das Haus trägt den Namen nach seinen Erbauern – Büro-Palais Eger.
Stand: 2006