Auf einer der höchsten Erhebungen Berlins und am Anfang einer sich nach Norden hin ziehenden städtebaulichen Achse mit Platzanlagen dominiert die Zionskirche mit ihrem aufstrebenden Turm die angrenzenden historischen Stadträume der Bereiche Mitte, Prenzlauer Berg und Wedding. 1861 als Votivkirche anlässlich der Errettung König Wilhelms I. beim Badener Attentat gestiftet, wurde sie 1866-73 nach Plänen von August Orth und Gustav Möller errichtet. Während Stilelemente der lombardischen Spätromanik den Bau prägen und die zweifarbigen Backsteinfassaden in der Tradition der Berliner Baukunst der Nach-Schinkelzeit stehen, gelang hier eine herausragende Raumschöpfung des historistischen Kirchenbaus im 19. Jahrhundert.
Der über kreuzförmigem Grundriss errichtete Bau mit breitem, apsidial geschlossenem Langhaus wird durch eine umlaufende Empore in zwei Geschosse gegliedert, die dem Gotteshaus symbolisch eine niedrige irdische und eine dem Himmel nähere, weite Ebene gibt. Nach Westen hin öffnet sich das Langhaus auf der Emporenebene in den Turmraum. Die ungewöhnliche Raumstruktur bewirkt eine dynamische Raumbewegung in die Tiefe, Breite und Höhe des Hauptraumes und lässt die imaginären Raumgrenzen zu den Seitenkompartimenten von Querhaus, Chor und Turm überwinden. Es entsteht ein festliches Raumgefühl von Weite und Geborgenheit. Mit seinen sechs Türen öffnet sich der Sakralbau nach allen Himmelsrichtungen.
Die Zionskirche wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. Während das originale Äußere erhalten blieb, prägt den Innenraum heute die Wiederaufbau- und Reparaturphase nach 1945. Auf Grund diskontinuierlicher Baupflege infolge der schwierigen Situation der Kirche zur DDR-Zeit war das Bauwerk bis zur politischen Wende 1989 wieder soweit in seiner Substanz gefährdet, dass sofortige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden mussten. Die Aktivitäten an der Kirche und ein Strukturwandel der Bewohnerschaft ließen den Bereich Zion, der nun zur evangelischen Kirchengemeinde Sophien gehört, zu einer jungen engagierten Kirchengemeinde erblühen, die mit ihrem Gotteshaus dem Quartier sein bauliches und darüber hinaus durch ihre Aktivitäten ein religiöses, soziales und kulturelles Zentrum bietet.
Diese Gemeinde hat in den vergangenen Jahren die baulichen, gestalterischen und atmosphärischen Besonderheiten ihrer Kirche schätzen gelernt und ein Konzept zu deren Erhaltung und Nutzung entwickelt: Die behutsame Sicherung und Instandsetzung der Bausubstanz und der Raumoberflächen, die Konservierung repräsentativer historischer Dokumente und Zeitzeichen, die Revitalisierung verlorener Räume und die Verbesserung des Raumklimas, gartendenkmalpflegerische Arbeiten. Dabei bietet den Verantwortlichen der kirchlichen Gremien und der Denkmalbehörden sowie den Architekten das Neben- und Übereinander von Ursprünglichem, Verändertem, Fragmentiertem und Verletztem eine besondere Herausforderung, da es in einen Dialog gestellt bleiben oder werden soll, ohne dass die Raumgestaltung neu gefügt wird.
Beispielsweise wird ein Konzept zum Umgang mit den Wandbemalungen des 19. Jahrhunderts im Altarbereich zu entwickeln sein. Die Farbigkeit der Backsteinfassaden und des Fußbodens sowie die restauratorischen Befunde an Wänden und Ausstattung lassen auf eine ursprüngliche Palette aus vorwiegend Gelb-, Orange-, und Beigetönen schließen, so dass Außen- und Innenbau einen gemeinsamen Farbklang ergaben. Diese gestalterische Idee wäre durch die restauratorische Wiederherstellung der Kanzel mit ihrer ursprünglichen Gestaltung und Farbigkeit als Blickpunkt vor dem Altarbereich wieder erlebbar zu machen. Die Kanzel ist ein Meisterwerk der Terrakottakunst aus der Tonwarenfabrik Ernst March Söhne, einzigartig über Berlin hinaus und von herausragender kunstgeschichtlich-handwerklicher Bedeutung.
Die Arbeiten an der Zionskirche konnten in den beiden vergangenen Jahrzehnten Dank der finanziellen Unterstützung der Kirchengemeinde durch den Kirchenkreis, die Landeskirche, das Landesdenkmalamt Berlin, das BMI, das BKM, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, den Förderverein e.V. Zionskirche und private Förderer gelingen. Für die verbleibenden, zur Erhaltung und Nutzbarkeit dieses besonderen Kirchendenkmals durchzuführenden Maßnahmen hat die Gemeinde eine Städtebauförderung durch den Bund, Programmbereich Städtebaulicher Denkmalschutz, beantragt.
Spendenaufruf
Für die Restaurierung der Innenausstattung, z.B. der Kanzel, bitten wir auch um Ihre Unterstützung.
Spenden bitte an:
Kirchengemeinde Sophien/KVA,
Konto-Nr. 301 741 280, BLZ 100 602 37, Ev. Darlehensgenossenschaft eG
Stand: 2008