Von der Straße Unter den Linden, dem prominenten Prachtboulevard der Hauptstadt, fällt am Bebelplatz (Forum Fridericianum) ein Bauwerk durch seine ungewöhnliche Form als Rundbau ins Auge: Die St. Hedwigs-Kathedrale schließt als Blickpunkt die Südostecke des barocken Rechteckplatzes ab.
König Friedrich II. (1712-1786, seit 1740 König) ließ die Hedwigskirche am Forum Fridericianum, in bevorzugter Lage, als erste repräsentative katholische Kirche nach der Reformation in Berlin erbauen. Der entsprechend den Vorstellungen des Königs nach dem Pantheon-Motiv in Rom errichtete Zentralkuppelbau stellt heute das älteste und zugleich zentrale historische Bauzeugnis in Berlin dar, das aus der gemeinsamen politischen Vergangenheit Preußens und Polens hervorgegangen ist. Friedrich II. hatte durch den Sieg über Österreich im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) die bereits 1740 eroberte Provinz Schlesien endgültig gesichert. Er widmete die den katholischen Mitbürgern errichtete Kirche der Schutzpatronin Schlesiens, der Heiligen Hedwig (1147-1243).
Das freistehende, außen wie innen klar als Rundbau erkennbare Berliner Monument öffnet sich nach der Platzseite hin, diagonal zu dessen Nord-Süd-Richtung, mit einer repräsentativen vorgelagerten Eingangshalle in Form eines Säulenportikus mit Giebeldreieck, der von drei Seiten her über eine neunstufige Treppenanlage erreichbar ist. Auf der dem Portikus gegenüber liegenden Seite ist von außen, ebenfalls über kreisrundem Grund, eine Sakristei angefügt.
Eine frühe Darstellung des Opernplatzes mit Hedwigskirche aus dem Jahr 1747 zeigt den Kirchbau mit hoher überkuppelter Laterne, wie er im barocken Verständnis hätte aussehen sollen. Die Kuppel erhielt jedoch gleich ihrem römischen Vorbild ein rundes Oberlicht, durch das das Himmelslicht direkt in den Gottesraum trat. Das Gebäude galt so als unfertig und erhielt 1884/87 eine stattliche barockisierte Laterne als Kuppelbekrönung.
Während in der überlieferten Nachkriegsgestaltung die Außenfassaden entsprechend ihrer historischen Gestaltung wiederhergestellt wurden, hat der Architekt Hans Schwippert für die Kuppel den ursprünglichen Grundgedanken mit einfachem Oberlicht wieder aufgegriffen und das Motiv des Kreises in der neuen Innenraumgestaltung thematisiert. Unter bestmöglicher Wahrung des historischen Raumgefüges schuf er einen zeitgenössischen modernen Raum, der durch die Reduktion der Oberflächendekoration auf die primäre Struktur und Gliederung und auf seine Bauteile sowie durch die gediegene Materialwahl und Oberflächenbehandlung eine große Konzentration, Klarheit und zurückhaltenden edlen Glanz ausstrahlt. Der Raum stellt die einzige moderne Kirchraumschöpfung einer kriegszerstörten Bischofskirche in Deutschland nach dem Kriege dar. Durch den Einbau der Unterkirche anstelle der ehemaligen Krypta und die Neuordnung des liturgischen Hauptraumes war nun, fast 30 Jahre nach seiner
Erhebung zur Kathedrale, das Gotteshaus den funktionalen Anforderungen an eine zeitgenössische Bischofskirche gerecht gemacht worden, wobei der Zentralraum den Architekten teilweise Forderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vorwegnehmen ließ.
Trotz kontinuierlicher Baupflege seit ihrem Wiederaufbau vor rund einem halben Jahrhundert mussten in den letzten Jahren die Außenfassaden und die Reliefe umfassend saniert werden. Bauvorbereitende Untersuchungen und das Anlegen einer Musterachse zeigten, dass die Konservierung der jetzigen Putzfassung möglich ist, die Bereiche von Sandsteinimitation mit “gestockten” bzw. “scharrierten” Oberflächen enthält. Obwohl nur die Gesimse und der Sockel aus Sandstein bestehen, wirkt die gesamte Fassade mit der Putzquaderung wie eine Natursteinfassade. Besondere Sorgfalt verlangte die Instandsetzung der architektonischen und figürlichen Teile aus Sandstein. Für die Arbeiten wurden 960.000,00 Euro benötigt.
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Stand: April 2009