Das Haus der Kirche ist ein gemeindeübergreifendes, kirchliches Zentrum in Charlottenburg. Die Gesamtanlage besteht aus vier Gebäuden am nördlichen Rand des Karl-August-Platzes und wurde 1964-67 im Auftrag des Berliner Synodalverbandes erbaut. Sie ist das Werk der Architektengemeinschaft Konrad Sage, Karl Hebecker und Heinz Richter.
Der Bau kirchlicher Gemeindezentren hatte sich in der Nachkriegszeit entwickelt, einzigartig war aber der Gedanke, ein Gemeindezentrum ohne Kirche zu bauen. Insofern stellte das Haus der Kirche einen ganz eigenen Bautyp dar. Bundesweit gab es keine vergleichbare Einrichtung, die so viele unterschiedliche Nutzungen vereinte. Die vier Klinkerbauten dienen jeweils unterschiedlichen Zwecken: Haus A im Zentrum dient als Tagungsgebäude, Haus B ist Verwaltungs- und Bibliotheksgebäude, Haus C Studentenwohnheim und Haus D Wohnhaus. Die auf Transparenz bedachte Konzeption des Gebäudeensembles entspricht dem inhaltlichen Auftrag des gemeindeübergreifenden, kirchlichen Zentrums, das als Kommunikationsort das geistige Leben im geteilten Berlin mit gestalten sollte. Durch die Freiräume zwischen den Bauteilen und die Aufständerung des Verwaltungsgebäudes öffnet sich die aufgelockerte Bebauung zum Platz und zu den Seitenstraßen hin. Daher war es konsequent, dass 1970 der Bau einer
Einfriedung, die im Gegensatz zum einladenden Charakter des Hauses der Kirche stand, abgelehnt wurde.
Die Verbindung der Baueinheiten wird durch die gemeinsame Architektursprache des Ensembles geschaffen. Das Haus der Kirche ist ein typisches Zeugnis der Baukunst der 1960er-Jahre. Gleichzeitig wird der Einfluss moderner Architektur der 1920er-Jahre mit der Aufständerung von Baukörpern, deren Flachdächern oder der Verwendung von Stahlbeton deutlich. Farben und Materialwahl erinnern zugleich an skandinavische Einflüsse. So lassen sich Ähnlichkeiten bei dem in unterschiedlich gegliederte und mit umlaufenden Fensterbändern versehenen Bauteilen des Gemeindezentrums Säynätsalo des finnischen Architekten Alvar Aalto erkennen. Zentral in dem Berliner Ensemble sind nicht nur in ihrer Position und Funktion, sondern auch in ihrer baukünstlerischen Ausprägung die Häuser A und B. Im nahezu quadratischen Grundriss von Haus A klingt der Bezug zu Le Corbusier mit seiner Vorliebe für flach gedeckte Baukuben an. Le Corbusiers Prinzipien entsprechend wurden bei Haus B Raum begrenzende
Wände getrennt und freistehende Stützen heben das Erdgeschoss vom Boden ab. Diese gestalterische Entscheidung liegt in der Funktion begründet: Die Aufständerung schafft Parkraum und ermöglicht Blickbezüge.
Das Innere der beiden Häuser spiegelt ebenso wie die Außengestaltung die bauzeitliche Architekturästhetik wider. Die Verwendung von Sichtbeton, Ziegelmauerwerk, Terrazzoelementen, Metall und dunkel gebeiztem Holz in Haus A und B ist beispielhaft für die Materialästhetik der 1960er-Jahre. Die Rasterdecke des Saalbaus zeugt von der zeittypischen Suche nach neuen Strukturformen, die sich aus dem Material Beton ergeben. Das vollständig verglaste Dachgeschoss von Haus B sowie die Öffnung der Südseite des Gebäudes mit Fenstern und Fenstertüren sorgen für Lichtdurchflutung der Flure und Innenräume. Sie entsprechen der Auffassung einer offenen, funktionalen und transparenten Bauweise.
Das Haus der Kirche ist beispielhaft für die Bauten der Nachkriegsmoderne in Westberlin, vergleichbar mit den Bauten des Hansaviertels oder dem ebenfalls aufgeständerten Bikini-Haus am Breitscheidplatz. Seit November 2012 steht es unter Denkmalschutz und ist das vierte Objekt des Architekten Konrad Sage, das auf der Berliner Denkmalliste verzeichnet ist.
Stand: 6/2014