Als der Berliner Dom am 27. Februar 1905 eingeweiht wurde, waren die über der Vorhalle gelegenen Räume am Lustgarten dem Dom-Museum vorbehalten. Der Baumeister Julius Carl Raschdorff (1823-1914) hatte sich mit der Einrichtung an so berühmten Museen wie dem der Opera del Duomo von St. Peter in Rom, der Kirche Santa Maria del Fiore in Florenz und des Doms in Siena orientiert. So dokumentierten schon damals Zeichnungen, Entwürfe und Modelle der herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten die über einhundert Jahre zurückreichende Planungsgeschichte für die bedeutendste protestantische Kirche in Deutschland im 19. Jahrhundert.
Die Sammlung überstand die Kriegszerstörung. In den vergangenen dreißig Jahren, seit der Wiederherstellung des Dombaus, wurde auch mit der Sicherung und Restaurierung der historischen Exponate begonnen, sodass mit der erneuten Eröffnung des Museums am 4. November 2005 wieder hochrangige Werke in einem Teil der angestammten Räume erlebbar sind. Die Sammlung – ergänzt um Kunstwerke aus den Vorgängerbauten und um Neuerwerbungen – ist als Planungsdokumentation international einzigartig. Die Präsentation wird in den kommenden Jahren erweitert und verdichtet werden, doch die künstlerisch wie historisch wichtigsten Zeugnisse sind bereits jetzt zu sehen.
In Zusammenhang mit der Selbstkrönung Kurfürst Friedrichs III. zum König Friedrich I. in Preußen 1701 entwarf Andreas Schlüter (1660-1714), der Hauptmeister des deutschen Barock, ein Lesepult für den Altarbereich der Domkirche, dem mittelalterlichen Vorgängerbau auf dem sich südlich des heutigen Dombaus anschließenden ehemaligen Schlossareal. Es wurde in den barocken Dom übernommen und diente bis zu dessen Abbruch als Ablage für die Bibel. Zum Schutz des kostbaren Originals wurde kürzlich eine Kopie anfertigt. Erhaltene Hauptwerke Schlüters in Berlin sind die Alabaster-Kanzel in der benachbarten mittelalterlichen Marienkirche und der Zeughausbau Unter den Linden, heute Deutsches Historisches Museum.
Aus dem Schinkeldom, sogenannt nach einem Umbau des barocken Vorgängerbaus am heutigen Standort 1820/21 durch Karl Friedrich Schinkel (1786-1840), dem führenden Architekten deutscher Baukunst des 19. Jahrhunderts, stammen die nach seinem Entwurf ausgeführten Standleuchter, hervorragende Werke aus vergoldetem Zinkguß.
Einen Eindruck vom klassizistisch umgestalteten Innenraum dieses Doms bietet das Monumentalgemälde des Historienmalers William Pape (1859-1920) mit der “Aufbahrung Kaiser Wilhelms I.” im Jahr 1888. Es überliefert auch Brauchtum und Ausstattung offizieller Trauer- und Gedenkfeiern für Mitglieder des Fürstenhauses im Hohenzollerndom.
König Friedrich Wilhelm IV. hatte das Projekt für den Domneubau mit besonderem Engagement betrieben. Im Rahmen von Wettbewerben entstanden zur Veranschaulichung der Planungsideen Entwurfsmodelle zu Bauwerk und künstlerischer Ausstattung, so 1853 für die Basilika und 1859 für den Zentralbau, geschaffen vom königlichen Baumeister Friedrich August Stüler (1800-1865), dem Hauptmeister deutscher Baukunst der Nachschinkelzeit in Berlin.
Der 1891 zur Ausführung für den Domneubau bestimmte dritte Entwurf von Raschdorff besticht durch die Synthese von Architektur, Bauplastik und Bildkunst, die das Bauwerk zu einem unvergleichlichen theologisch-programmatischen Bedeutungsträger werden lässt. Hierfür entstanden zwischen 1891 und etwa 1896 zahlreiche Gipsmodelle unterschiedlicher Größe zu Architektur und Figurenschmuck, geschaffen von den führenden Bildhauern der Berliner Bildhauerschule am Ende des 19. Jahrhunderts, unter ihnen Karl Begas, Walter Schott und Otto Lessing. Raschdorff ließ zu den drei Haupträumen des geplanten Dombaus – Predigtkirche, Kaiserliches Treppenhaus, Denkmalskirche – um 1895 “begehbare” Modelle im Maßstab 1:25 anfertigen. Während sich das Außenmodell des Dombaus in Fragmenten erhalten hat, bietet das restaurierte Innenmodell der Predigtkirche eine besondere Attraktion und mag stellvertretend den damaligen Aufwand für eine möglichst authentische
Visualisierung von Planungsideen repräsentieren.
Spendenaufruf
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