Campanile St. Johannis-Kirche

Campanile St. Johannis-Kirche

Campanile St. Johannis-Kirche

  • St. Johannis Turmspitze

    St. Johannis Turmspitze

  • F. A. Stüler, Turmentwurf um 1850, gez. von Nietz

    F. A. Stüler, Turmentwurf um 1850, gez. von Nietz

  • Gebäudegruppe von Stüler, dahinter Schinkel-Kirche; Stahlstich, Autor unbekannt

    Gebäudegruppe von Stüler, dahinter Schinkel-Kirche; Stahlstich, Autor unbekannt

  • Mauerwerksschäden unterhalb der Brüstung

    Mauerwerksschäden unterhalb der Brüstung

  • Brüstungsbereich während der Reparatur

    Brüstungsbereich während der Reparatur

  • Plateau Eckpfeiler, neue Pfeilerkrone

    Plateau Eckpfeiler, neue Pfeilerkrone

  • restaurierte Uhr und Mauerwerk

    restaurierte Uhr und Mauerwerk

  • Brüstung mit Formsteinen

    Brüstung mit Formsteinen

Nach zweijähriger Bauzeit finden die Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten am freistehenden Glockenturm der St. Johannis-Kirche im Sommer 2005 ihren Abschluss. Das 1852/57 nach Plänen von Friedrich August Stüler errichtete, 52 Meter hohe Bauwerk ist ein historisches Wahrzeichen für Moabit und dominiert zusammen mit dem Arkadengang den Straßenraum im Blickpunkt der Kirchstraße.

Die bauliche Entwicklung des Kirchenareals setzte 1832 ein, als König Friedrich Wilhelm III. auf einer Anhöhe im Kleinen Tiergarten den Bau der St. Johannis-Kirche begann. Das turmlose Gebäude bildete ursprünglich den Point de Vue der historischen Verbindungsachse zum Großen Tiergarten. Etwa 20 Jahre später – die Wohnhausbebauung der anliegenden Straßen hatte sich stark verdichtet – ließ König Friedrich Wilhelm IV. den Turm, den Arkadengang, sowie die Pfarr- und Schulgebäude an der Straße errichten. Damit erhielt die Anlage eine neue städtebauliche Prägnanz und der damalige Vorort Moabit ein beispielhaftes Werk Berlin-Brandenburgischer Baukunst der Nachschinkelzeit, das über die Grenzen Berlins hinaus bekannt ist.

Während die Kirche durch Umbau und Kriegszerstörung stark verändert ist, zeigt sich die jüngere Gebäudegruppe mit Stilelementen der italienischen Renaissance in ihrem bauzeitlichen Aussehen. Durch die nun vollendete Turmrestaurierung konnte die originale Gestaltung wieder hervorgehoben werden: Die malerische Wirkung entsteht durch Ziegel- und Formsteine, deren Farbigkeit zwischen Ocker / Orange und Rot changiert. Die Backsteine sind in ein dunkelrotes Fugennetz farblich eingebunden. Die hölzernen Schalluken, Fenster und Türen sind dunkelgrün und assoziieren Kupfer, passend zur Eindeckung der Turmspitze mit Kupferblech.

Vor einigen Jahren waren Verwitterung und Korrosion an den Turmfassaden soweit vorangeschritten, dass herabfallende Steinscherben und Fugenteile zu einer ernsten Gefahr wurden.

Trotz gründlicher Planung konnte das wirkliche Ausmaß der Schäden erst genau erfasst werden, als der Turm eingerüstet war. So zog der schadhafte Zustand der Ringanker auf 15 Meter Höhe und an der Brüstung unerwartete Mehrkosten nach sich. Für die weitergehende Bauplanung waren eine bauhistorische Dokumentation und restauratorische Voruntersuchungen erforderlich.

Bei dem Projekt wirkten Architekten, Denkmalpfleger, Kunsthistoriker, Restauratoren und andere Spezialisten mit der Kirchengemeinde als Bauherrin interdisziplinär zusammen. Die Arbeiten umfassten die Instandsetzung von Turmeindeckung, Entwässerungssystem und Plateau, die Vergoldung der Kugel an der Turmspitze, die Instandsetzung und Wiederherstellung der hölzernen Ausbauteile, die Reinigung der Außenfassaden, Mauerwerksarbeiten, den Austausch zweier Ringanker, die Restaurierung der Plateaubrüstung, Austausch und Ergänzung desolater Ziegel- und Formsteine sowie die Verfugung. Der untere Turmbereich erhielt einen Anti-Graffiti-Schutz. Die Uhr mit Zifferblatt wurde restauriert.

Bei der Finanzierung des Projektes wurde die Kirchengemeinde St. Johannis durch den Kirchenkreis, die Evangelische Landeskirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz, das Landesdenkmalamt Berlin, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und durch private Förderer unterstützt.

Spendenaufruf

Für den abschließenden Bauabschnitt musste die Gemeinde einen Kredit in Höhe von 40.000,00 Euro aufnehmen. Wenn auch Sie die Kirchengemeinde bei der Finanzierung der Turmsanierung unterstützen wollen, so richten Sie Ihre Spende bitte an:

Förderverein der Ev. St. Johannis-Kirchengemeinde e.V.,
Konto 185612, Ev. Darlehengenossenschaftsbank e.G., BLZ 21060237, Betreff: Turmsanierung

Stand: 2005

Zeittafel

  • 1832-34

    Errichtung der Kirche als eine von vier Vorort-Kirchen im Auftrag König Friedrich Wilhelms III. (Karl Friedrich Schinkel)

  • ab 1840-43

    Planung von Turm, Bogenhalle, Pfarr-, Schul- und Küstergebäude im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. (Friedrich August Stüler)

  • ab 1852

    Bauausführung

  • 1856-57

    Fertigstellung von Bogenhalle und Turm

  • 1894

    Erweiterung der Kirche (Max Spitta)

  • 1906

    bauliche Vorbereitung und Aufhängung “schwerer Glocken” im Turm

  • 1942

    Neueindeckung des Turmdaches mit Kupferblech

  • 1943-45

    Kriegszerstörungen, insbesondere Kirche und Gemeindehaus

  • 1952-57

    Wiederaufbau der Kirche (Otto Bartning, Werry Roth, Rudolf Dörzbach)

  • 1982-92

    Sanierung von Kirche, Arkadengang, Portal, Außenanlagen (Klaus Günther, Berlin), bauvorbereitendes Gutachten (Petersen Architekten, Berlin)

  • 2003-05

    Instandsetzung des Turmes (Klaus Günther)

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Förderverein der Ev. St. Johannis-Kirchengemeinde e. V.
  • Abbildungen:
    Titel – Divergenz GmbH, Zustandaufnahmen – Klaus Günther (Architekt),
    Historisch – Repro Landesdenkmalamt Berlin
  • Konzeption / Text: Sibylle Schulz, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: © Divergenz GmbH / Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2005, Nr. 2
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin