Das Zeughaus zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen des norddeutschen Barocks. Das ehemalige preußische Waffenarsenal nahm eine wichtige städtebauliche Position im Schlossbezirk ein. Heute ist es das älteste erhaltene Bauwerk Unter den Linden.
Vier Architekten waren mit dem Zeughausbau befasst. Johann Arnold Nering plante den Bau, nach seinem Tod führte Martin Grünberg die Bauleitung fort. Drei Jahre später übernahm sie Andreas Schlüter. Der norddeutsche Bildhauer musste jedoch nach einem Teileinsturz des Gebäudes sein Bauamt aufgeben. Sein Nachfolger, Jean de Bodt, vollendete den Zeughausbau 1706, die Innenräume wurden erst 1730 fertiggestellt.
Schon der auf geometrische Einheitlichkeit ausgerichtete Zeughausentwurf setzte neue Maßstäbe für die brandenburgisch-preußische Barockarchitektur mit dem meisterhaft gestalteten Zusammenspiel von Architektur und Skulpturenschmuck. Die zweigeschossige Vierflügelanlage erhebt sich auf einem Sandsteinsockel, basierend auf einem quadratischen Grundriss mit Innenhof.
Die der französischen Klassik verpflichtete Fassade, für die in erster Linie Jean de Bodt verantwortlich ist, orientiert sich an Claude Perraults Ostfassadengestaltung des Louvre. An den Erdgeschossbögen befinden sich nach Schlüters Modellen als Kriegerhelme ausgeformte Schlusssteine. Die Gliederung des Obergeschosses wird bestimmt durch toskanische Pilaster und zwischen Dreiecks- und Segmentgiebeln wechselnd verdachten Fenstern. Den Abschluss bilden Triglyphengebälk und Balusterattika bekrönt von plastischem Schmuck. Die Mittelachsen des Gebäudes werden mit Ausnahme der Nordseite durch vorgezogene dreiachsige Säulenrisalite unter klassischem Dreiecksgiebel akzentuiert. Der Haupteingang wird durch einen viersäuligen Giebelportikus betont, unter dem das vergoldete Bronzerelief des Kurfürsten Friedrich Wilhelm angebracht ist.
Die Darstellung von Macht, Sieg und militärischem Ruhm zeigt sich auch in der Ornamentik des Innenhofes. Höhepunkte der Berliner Barockskulptur sind hier Andreas Schlüters überlebensgroße Köpfe sterbender Krieger, als Trophäen an Schilden aufgehängt.
Bis 1876 diente das Zeughaus als größtes Waffendepot Brandenburg-Preußens. Nach der Gründung des Deutschen Reiches erhielt es seine Bestimmung als Museum. Kaiser Wilhelm I. beauftragte Baumeister Georg Friedrich Hitzig 1877-80 mit der Umgestaltung zu einem Waffenmuseum mit Ruhmeshalle für die preußische Armee, deren Zentrum der Kuppelsaal bildete. Zu den wichtigsten Umbauarbeiten gehörten neben der Kuppel in der Mitte des Nordflügels die Glasüberdachung des Innenhofs und die doppelläufige Freitreppe.
Nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Zeughaus ab 1948 mit den Außen- und Hoffassaden in der ursprünglichen Form, aber ohne die Ruhmeshalle wiederaufgebaut. Die historischen Gewölbe des Erdgeschosses konnten aufgrund statischer Probleme nicht erhalten werden. Sämtliche tragenden Teile mit Ausnahme der Außenmauer wurden 1950 durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Bei der Planung der Innenausstattung wurden letztendlich die historisierenden Entwürfe von Theodor Voissem in der Empfangshalle des Lindenflügels, im Direktionszimmer und in den Ausstellungsräumen im Obergeschoss umgesetzt. Die Raumausstattung des Kinosaals, der Nordhalle und der Bibliothek folgte den Plänen der am Bauhaus orientierten Architekten Otto Haesler und Karl Völker im Geist der Klassischen Moderne.
1990 wurde das 1952 gegründete Museum für Deutsche Geschichte in das Deutsche Historische Museum überführt. 1999-2003 erfolgten nach Plänen des Architekten Winfried Brenne die Sanierung und der Umbau. Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Bauplastik und der ursprünglich roséfarbene Fassadenputz wiederhergestellt. Die Instandsetzung der Innenräume blieb dabei weitgehend von der Umgestaltung der Nachkriegszeit geprägt. Denkmalpflegerisches Ziel war es, alle Bauphasen sichtbar zu erhalten: Barock, DDR-Klassizismus und zum Beispiel den in Anlehnung an die Klassische Moderne gestalteten Kinosaal. Als der Saal 1964 unter dem Namen “Camera” eröffnet wurde, überwog noch die Nutzung als Vortragssaal. 1992 startete das Kino mit neuer Technik und dem bis heute bestehenden Konzept, Filmgeschichte in Filmreihen zu präsentieren. Nach der Sanierung wurde es 2004 wiedereröffnet.
Ieoh Ming Pei ist der vorerst letzte Architekt des Zeughauses. Durch Pei erhielt der Innenhof wieder eine Glasüberdachung. Vor allem aber entwarf er den 2003 fertiggestellten Erweiterungsbau, der mit dem Zeughaus in der nördlichen Torachse unterirdisch verbunden ist.
Stand: 6/2014