Säulenarkade des ersten Deutschen Stadions

Säulenarkade des ersten Deutschen Stadions

Säulenarkade des ersten Deutschen Stadions

  • Ansicht der östlichen Säulenarkade des Schwimmbades, 1913

    Ansicht der östlichen Säulenarkade des Schwimmbades, 1913

  • Ansicht der geborgenen, westlichen Säulenarkade des Schwimmbades (1913), 2001

    Ansicht der geborgenen, westlichen Säulenarkade des Schwimmbades (1913), 2001

  • Blick in das Innere der Säulenarkade während der Freilegung, 2001

    Blick in das Innere der Säulenarkade während der Freilegung, 2001

  • Bergung einer Säule im Stahlkoffer, 2002

    Bergung einer Säule im Stahlkoffer, 2002

  • Ansicht des Befundes von Süden, 2001

    Ansicht des Befundes von Süden, 2001

  • Ansicht des Daches der wieder aufgestellten Säulenarkade, 2009

    Ansicht des Daches der wieder aufgestellten Säulenarkade, 2009

  • Ansicht der wieder aufgestellten Säulenarkade von Norden, 2009

    Ansicht der wieder aufgestellten Säulenarkade von Norden, 2009

Seit Mai 2009 ist das Olympiagelände um eine Attraktion reicher. Auf der Frauenwiese des Schwimmstadions von 1936 wurde die bei der Grundsanierung des Olympiastadions geborgene Säulenarkade wieder aufgestellt. Sie steht im westlichen Bereich der Frauenwiese. Sie wurde nur wenige Meter vom ursprünglichen Standort verrückt und aus ihrer Lage um 4 m auf das heutige Niveau angehoben sowie in eine neue Architektur gefasst. Dieser bauliche Überrest des Schwimmstadions von 1913 lädt in seiner neuen Fassung die Badegäste des Schwimmstadions zum Verweilen am schattigen Ort ein.
Die Säulenarkade wurde im Dezember 2001 bei Baggerarbeiten für die Aufwärmhalle des Olympiastadions nordwestlich des Marathontores entdeckt. Während sie allmählich ihre Gestalt offenbarte, mutete sie wie eine antikische Architektur an. Sieben 3,5 m hohe dorische Säulen säumten eine annähernd 15 m lange und 4 m breite Vorhalle, hinter der sich eine Raumfolge anschloss. Die den Säulen zugewandte Wandfläche war aufwändig mit Lisenen, Fensternischen und in Nischen gerahmten Türöffnungen gestaltet und in ein pompejanisches Rot gefasst. Die in Abständen von 1,7 m bzw. 1,8 m aufgestellten Säulen waren, wie der übrige Betonskelettbau, in unbewehrtem Stampfbeton errichtet worden. Erkennbar waren noch die Reste von Schalung, die roh verbliebene Betonfläche und die vertikal scharierten Kapitell- und Sockelflächen.

Bald stellte es sich heraus, dass es sich um einen Baubefund des ersten Deutschen Stadions von 1913 handelte. 1907 entwarf der Architekt Otto March für das ehemalige Militärgelände in Berlin-Grunewald ein multifunktionales Sportgelände mit Pferderennbahn und Sportstadion, das sogenannte Deutsche Stadion. Es konnte wegen finanzieller Schwierigkeiten erst 1913 vollendet werden. In seiner ovalen Form orientierte sich der Bau an römischen Amphitheatern; das Schwimmstadion schnitt auf der Nordseite in die Tribünenreihen ein. Mit seinen 30000 Plätzen gehörte es seinerzeit zu den größten Stadien der Welt. Seine repräsentative und monumentale Wirkung erhielt es durch große Säulengänge mit Gebälk und Bauschmuck, die wie auch der symmetrische Aufbau der Anlage, antike Elemente aufnahmen.
Bei den Abrissarbeiten für den Bau des Olympiastadions von 1936 waren, nach Bergung der Bildwerke, die über das Erdreich hinausragenden Teile des Deutschen Stadions, so die Zuschauertribünen, gesprengt worden, während die abgesenkten Teile, und damit das Schwimmstadion, im nicht vom Olympiastadion betroffenen Bereich verfüllt wurde und damit erhalten blieb.
Die zum Zeitpunkt der Entdeckung der Säulenarkade fortgeschrittenen Planungen ließen es nicht zu, den Befund am Originalstandort zu belassen und in den Außenraum des Olympiastadions zu integrieren. Deshalb wurden im Januar 2002 alle sieben Säulen, der Architraph, ein Fenster- und Treppenelement mit dem Ziel der Wiederaufstellung geborgen und eingelagert. Die Suche nach einem geeigneten Ort für die Wiederaufstellung konzentrierte sich sehr schnell auf den Bereich des Schwimmstadions von 1936.

Mit Sicherstellung der Nachfinanzierung durch den Senat Berlin konnte erst 2007 die Wiederaufstellung in Angriff genommen werden, für die eine der Säulen wegen eines Risses vollständig durchbohrt und durch das Einbringen eines 1,7 mm Stahlstabes aus Edelstahl gefestigt werden musste. Im Unterschied zu den sieben Säulen und dem Architraph musste auf den Wiedereinbau des Fenster- und Treppenelementes aus Gründen des Erhaltungszustandes verzichtet werden.
Bei der ergänzenden Architektur, die die Säulenarkade schützen und ihr die ursprüngliche Räumlichkeit wiedergeben soll, wurden die originalen Proportionen berücksichtigt. Fensterprofilierungen wurden vereinfacht, die Mittelstütze zwischen den Fenstern beibehalten. Die seitlichen Abschlüsse der Arkade waren nicht geborgen worden und konnten anhand vorhandener Abbildungen wiederhergestellt werden.

Das Dach stellt eine filigrane Stahlkonstruktion aus Walzprofilen dar, die mit einem standardisierten, beschichteten Alu-Wellblech überzogen ist, einem leichten, preiswerten Material, das über einen metallischen Glanz verfügt und glatt sowie pflegeleicht ist. Der Anstrich wurde mit einer Silikatfarbe vom Hersteller Keimfarbe vorgenommen, wobei der rote Farbton angemischt wurde. Bei der Wiederaufstellung wurde auf die Befundsichtigkeit geachtet. Die ursprüngliche Abdeckung der Säulenarkade, eine Balustrade, wurde nicht wiederhergestellt. Der Architraph ist innen mit Farbe überschlemmt. Der Fußboden besteht aus einer Betonoberfläche, die mit einem Spezialestrich verfeinert wurde. Es erfolgte kein Graffitischutz.

Stand: 2010

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Titel, Rückseite unten (1) – Edmund Kasperski, Landesdenkmalamt Berlin
    sonstige Fotos – Peter Lemburg 2001, 2002, 2009
    Historische Aufnahme – Volker Kluge, Olympiastadion Berlin. Steine beginnen zu erzählen, Berlin 1999, 42.
  • Text: Dr. Karin Wagner, Landesdenkmalamt Berlin
  • Idee / Redaktion: Sibylle Schulz / Dr. Karin Wagner, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2009, Nr. 28
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin

Am Projekt waren beteiligt:
Walter Bau AG; Büro ARCADIS, Frau Claudia Hennig; Büro für Architektur und Baugeschichte, Frau Jutta Feige, Herr Peter Lemburg; Berliner Bäderbetriebe, Herr Hans-Joachim Sell; Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung V, Herr Ralf-Burkhard Hammelbeck, Herr Wolfgang Schley; Landesdenkmalamt Berlin, Frau Dr. Karin Wagner, Herr Dr. Thomas Schmidt