Die 1903 in Berlin gegründete Kaiserin-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen ist der Mutter des deutschen Kaisers Wilhelms II. Viktoria (1840–1901) gewidmet. Diese hatte sich nach dem Krebstod ihres Mannes im Jahre 1888, dem Kaiser Friedrich III., besonders für die medizinische Pflege und die ärztliche Weiterbildung in Deutschland eingesetzt. Das mit privaten Spenden 1904-06 finanzierte Kaiserin-Friedrich-Haus wurde nach Plänen des Architekten Ernst von Ihne als Dreiflügelanlage nahe der Charité am Robert-Koch-Platz (bis 1932 Luisenplatz) errichtet. Die Einweihung fand am 1. März 1906 im Beisein Wilhelms II. statt. Der Bau gilt heute als einer der wenigen authentischen Zeugnisse des Wilhelminischen Barocks in Berlin.
Der dreigeschossige Hauptbau mit einem Walmdach zeigt zum Platz eine symmetrische, neunachsige Fassade. Über dem rustizierten Sockelgeschoss mit Segmentbögen zeichnen Dreiecks- und Segmentgiebel als Fensterüberdachungen das erste Obergeschoss als Beletage aus. Kolossalpilaster in den Risaliten fassen die Obergeschosse zusammen. Den oberen Abschluss bildet eine Balusterattika, bekrönt mit Vasen und Putten. Die Mittelachse des Gebäudes akzentuiert ein einachsiger Risalit mit Segmentgiebel mit Kartusche, Fruchtgehängen und Füllhörnern. Das Hauptportal flankieren Atlanten als Konsolträger für den Balkon im ersten Obergeschoss. Im Sinn des Baus als ärztliche Bildungsstätte und in Verbindung mit den Füllhörnern im Segmentgiebel dürfte es sich bei den bartlosen männlichen Figuren um die Darstellung der römischen Schutzgötter Penaten bzw. Laren handeln.
Dem Vestibül mit Portiersloge und Büste der Namensgeberin des Hauses nach einer Kopie von Reinhold Begas schließt sich das Haupttreppenhaus als dreiarmige Treppe mit Treppenwangen aus Stein an. Die Böden im Vestibül und Treppenhaus sind mit Terrazzo belegt.
Im ersten Obergeschoss liegen die repräsentativen Räume der Kaiserin-Friedrich-Stiftung mit Bibliothek. Hier haben sich die originalen Stuckdecken, Parkettböden und Eichenvertäfelungen erhalten. Ursprünglich dienten sämtliche Räume im Kaiser-Friedrich-Haus als Büros, Ausstellungs- sowie Seminarräume, Lesesaal und Arbeitsräume sowie Labors. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Personenaufzuges wurden später auf allen Etagen zu kleinen Teeküchen umgebaut.
Der große Hörsaal auf oktogonalem Grundriss im Mittelflügel diente ab 1906 der Vorstellung neuer Forschungsergebnisse und Behandlungsmethoden. Der zeitgenössischen Presse zufolge war eine Schreibtafel, die für Vorträge genutzt wurde, automatisch in den Boden absenkbar. Die dahinter befindliche Gipswand diente als Projektionsfläche für den damals hochmodernen Apparat der Firma Carl Zeiss Jena. Die Bestuhlung folgte einem Vorbild aus Baltimore: So waren die Stühle mit einer Schreibunterlage versehen, die in der Armlehne integriert und bei Bedarf ausklappbar war. Die aktuelle Bestuhlung stammt aus der Umbauphase von 1987. Auch heute wird der Saal für Veranstaltungen und Vorträge genutzt.
Bis Ende des Zweiten Weltkrieges war das Haus im Besitz der Kaiserin-Friedrich-Stiftung. Von 1950 bis 1992 mit Unterbrechung nutzte die Akademie der Künste der DDR das Haus. Mit Bezug des Hauses war der Schriftzug “Kaiserin Friedrich Haus” in “Deutsche Akademie der Künste” ersetzt und die Kaiserkrone sowie das Monogramm der Kaiserin Friedrich von der Kartusche entfernt worden. In der DDR-Zeit wurde die kriegsbeschädigte Sandsteinfassade wiederholt restauriert. Unzählige Einschusslöcher und Ausbrüche wurden mit Reparaturmörtel geschlossen, der sich im Laufe der Jahre verfärbte und das Erscheinungsbild der Fassade stark beeinträchtigte.
Dank finanzieller Beteiligung des Landesdenkmalamtes Berlin und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte 2015-16 die Restaurierung der Straßenfassade erfolgen. Nach Auswertung der Schadens- und Maßnahmekartierung wurde die Fassade einschließlich der figürlichen Elemente mittels Microtrockenstrahlverfahren schonend gereinigt. Schäden, soweit technisch erforderlich, wurden durch Vierungen aus Warthauer Sandstein und Steinergänzungsmörtel ersetzt. Verbliebene Mörtelergänzungen der Nachkriegszeit wurden farblich angeglichen. Mit einer ökologisch vollständig abbaubaren Kalkseife und Kompressen war es möglich, in der Erdgeschosszone in mühevoller Kleinarbeit die stark deckende Farbfassung der DDR-Zeit von der Steinoberfläche abzulösen. Anschließend erfolgte hier ein Graffitischutz.
Nach erfolgreichem Abschluss der Restaurierung und der Beseitigung der technischen sowie optischen Mängel erstrahlt heute die Fassade weitgehend in ihrer ursprünglichen Gestaltung.
Stand: 9/2016