Der Archäologische Garten

Der Archäologische Garten

Der Archäologische Garten

  • Überrest eines vorgeschichtlichen Ofens, 2014

    Überrest eines vorgeschichtlichen Ofens, 2014

  • Überrest eines vorgeschichtlichen Grubenhauses, 2014

    Überrest eines vorgeschichtlichen Grubenhauses, 2014

  • Entwurf des Gartens von Sarah Wiesner, 2014

    Entwurf des Gartens von Sarah Wiesner, 2014

  • Rubus fructicosus (Brombeere), 2014

    Rubus fructicosus (Brombeere), 2014

  • Betula pendula (Birke), 2014

    Betula pendula (Birke), 2014

  • Aktionstag Museumsdorf Düppel im Archäologischen Garten, 6.5.2017

    Aktionstag Museumsdorf Düppel im Archäologischen Garten, 6.5.2017

  • Aktionstag Museumsdorf Düppel im Archäologischen Garten, 6.5.2017

    Aktionstag Museumsdorf Düppel im Archäologischen Garten, 6.5.2017

  • Plan der Grabungen auf dem Gelände der IGA Berlin, 2012-14

    Plan der Grabungen auf dem Gelände der IGA Berlin, 2012-14

In Vorbereitung der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017 in Berlin-Marzahn fanden umfangreiche archäologische Untersuchungen auf dem Gelände des Erholungsparks Marzahn statt. Die südliche Erweiterung der im Jahr 1987 anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins als Berliner Gartenschau und “Geschenk der Gärtner an die Hauptstadt der DDR” eröffneten “Gärten der Welt” liegt am Fuß des Kienbergs. Bereits Grabungen in den 1970er Jahren dokumentierten in diesem Umfeld altslawische Siedlungsspuren und Spuren der vorrömischen Eisenzeit bzw. späten römischen Kaiserzeit. Die im Jahr 2014 durchgeführten Prospektionen und die Grabung belegen die rege Siedlungstätigkeit in der Umgebung des heute nicht mehr vorhandenen Rohrpfuhls – auch in der jüngeren römischen Kaiserzeit. Neben Vorratsgruben, Pfosten und zahlreichen Feuerstellen, welche zum Teil einen Durchmesser von bis zu drei Metern hatten, wurde auch altslawische Keramik gefunden. Einige Funde ließen sich mittels Radiokarbonmethode in etwa auf die Zeit 700 v. Chr. datieren. Auffällig war die im Rahmen der Grabungen entdeckte große Menge an pflanzlichen Überresten. Um hieraus Rückschlüsse auf die Pflanzengesellschaften der Frühzeit und möglicherweise auch auf die Nutzpflanzen der frühen Siedler ziehen zu können, wurden Pflanzenproben im Labor untersucht. Die 16 Proben enthielten Spuren verschiedener historischer Nutz- und Kulturpflanzen wie zum Beispiel von Betula pendula (Birke) und Corylus avellana (Haselnuss), welche im damaligen Hausumfeld wuchsen und möglicherweise kultiviert wurden.

Es ist davon auszugehen, dass frühe Siedler aus der umhegten Umgebung der mit Feuerstätte, Dörr- und Rösthürde ausgestatten Behausung die Kräuter, Wurzeln und Früchte zu Nahrungs- und Heilzwecken entnahmen und verarbeiteten. Innerhalb der sogenannten “Hofreite” wuchsen die Pflanzen anfangs wild, wurden ausgegraben, gerupft, getrocknet und geröstet. Eine große Zahl der archäobotanisch nachgewiesenen Pflanzen, wie beispielsweise Sambucus spec. (Holunder), sind als Färberpflanzen nutzbar.

Das durch die archäologischen Untersuchungen gewonnene Wissen floss in den modernen, landschaftsarchitektonischen Entwurf eines circa 100 Quadratmeter großen, am Fuß des Kienbergs gelegenen Themengartens (Archäologischer Garten) ein. Wie durch ein Fenster in die Vergangenheit bietet der Garten Einblick in die historische Pflanzenverwendung und Materialität. Im Zentrum liegt der befestigte Grundriss eines Hauses, dessen Fläche von der mittleren Größe eines Hauses der Bronzezeit abgeleitet wurde. Während der Gartenschau wird die Fläche als Aktionsort für Workshops genutzt.

Aus dem nachgewiesenen Pflanzenspektrum der paläobotanischen Makroreste wurden die für eine Präsentation auf einer Gartenschau geeigneten Pflanzen für den Archäologischen Garten ausgewählt. Auf Ruderal- und Segetalflora wie zum Beispiel Stellaria media (Vogel-Sternmiere) wurde wegen deren geringer Größe verzichtet.

Der mit einem groben Holzzaun und einer Hecke aus Rubus idaeus (Himbeere), Rubus fructicosus (Brombeere) und Humulus lupulus (Hopfen) wehrhaft umfriedete Garten teilt sich in unterschiedliche Bereiche und wird durch einen Rundweg erschlossen.

Zwei unterschiedliche Kornfelder finden sich zu beiden Seiten des Rundwegs: Hordeum vulgare (Gerste) zählt zu den ältesten, bereits in der Stein- und Bronzezeit nachweisbaren Getreidearten und wurde getrennt von Secale cereale (Roggen) auf je einer Fläche eingesät. Autochthone Pflanzen wie Papaver rhoeas (Klatschmohn), Consolida regalis (Acker-Rittersporn) und Centaurea cyanus (Kornblume) sorgen für Blühaspekte.

Ein zentrales Beet mit heimischen Nutz- und Färberpflanzen ist mit den archäobotanisch nachgewiesenen Gattungen Rumex (Ampfer) und Polygonum (Knöterich) bepflanzt. Rumex acetosa (Sauerampfer) und Rumex sanguineus (Blut-Ampfer) kamen in Ergänzung zu heimischen Nutzpflanzen wie Achillea millefolium (Wiesen-Schafgarbe), Cichorium intybus (Wegwarte), Hypericum perforatum (Tüpfel-Johanniskraut), Salvia pratensis (Wiesen-Salbei) und Symphytum officinale (Arznei-Beinwell) zum Einsatz.

Unter der Leitung des Landesdenkmalamtes Berlin und nach einem Entwurf von Sarah Wiesner entstand der Archäologische Garten fast ausschließlich durch die tatkräftige Unterstützung ehrenamtlicher Helfer: Der Fördererkreis Museumsdorf Düppel e.V., die Firma Flöter & Uszkureit Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH, die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Berlins und das Landesdenkmalamt Berlin realisierten die Anlage in mehreren Arbeitseinsätzen als ortsgeschichtlichen Beitrag zur Gartenausstellung.

Stand: 6/2017

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Titel und Plan Vorderseite – Gunnar Nath, Landesdenkmalamt Berlin
    Vorderseite unten – Kai Schirmer, Dietgard Kühnholz (ALTUM)
    Rückseite oben – René Bräunig, Kathrin Misterek (AAB)
    Rückseite Mitte – Sarah Wiesner, Landesdenkmalamt Berlin
    Rückseite unten – Ulrich Noack
  • Text: Sarah Wiesner, Landesdenkmalamt Berlin
  • Redaktion: Karin Wagner, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2017, Nr. 60