Charité Campus Benjamin Franklin

Charité Campus Benjamin Franklin

Charité Campus Benjamin Franklin

  • Lageplan mit Funktionsgliederung, 2004

    Lageplan mit Funktionsgliederung, 2004

  • Eingangshalle West, Blick zum Vorplatz, 2014

    Eingangshalle West, Blick zum Vorplatz, 2014

  • Hörsaal Ost - Flachbau, 2014

    Hörsaal Ost - Flachbau, 2014

  • Ehemalige Patientenaufnahme im Erdgeschoss, 2014

    Ehemalige Patientenaufnahme im Erdgeschoss, 2014

  • Bettenhaus-Station exemplarisch, 2014

    Bettenhaus-Station exemplarisch, 2014

  • Kursraum mit Screen, 2014

    Kursraum mit Screen, 2014

  • Denkmalkarte, 2015

    Denkmalkarte, 2015

  • Screen-Fassadendetail, 2011

    Screen-Fassadendetail, 2011

  • Andachtsraum mit Kirchenglasfenstern, 2011

    Andachtsraum mit Kirchenglasfenstern, 2011

Die ästhetische und funktionale Qualität der Nachkriegsarchitektur wird vor allem in den letzten Jahren bei der jüngeren Generation in Deutschland immer mehr wertgeschätzt. In den sechziger und siebziger Jahren entstanden in Westberlin ambitionierte Großbauten, die den Überlebenswillen der eingemauerten Stadt architektonisch zum Ausdruck brachten. Heute stellt die Erhaltung und Sanierung dieses in die Jahre gekommenen Erbes eine große Herausforderung dar. Zu den sanierungsbedürftigen Objekten gehört auch der denkmalgeschützte Charité Campus Benjamin Franklin am Hindenburgdamm 30, ein herausragendes Beispiel der Nachkriegsmoderne, dessen Qualitäten hier kurz zur Anschauung gebracht werden sollen.

Die Planungen für ein neues Krankenhaus in Berlin Steglitz gehen bereits auf das Jahr 1951 zurück. Der Bedarf für ein neues Krankenhaus resultierte nicht nur aus der Notwendigkeit einer medizinischen Grundversorgung, sondern ist auch vor dem Hintergrund der sich verschärfenden politischen Situation Berlins zu sehen, die in der Teilung der Stadt 1961 gipfelte. Aufgrund mangelnder Haushaltsmittel konnte der vorgesehene Krankenhausbau zunächst nicht realisiert werden. Erst durch die Initiative und eine Reise des damaligen Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt nach Washington 1958 konnte eine finanzielle Unterstützung von amerikanischer Seite eingeworben werden.

Eine Bedingung für die finanzielle Unterstützung seitens der USA war jedoch, die Planung an ein amerikanisches Architekturbüro zu vergeben und ein Krankenhausbau nach amerikanischem Vorbild zu errichten, in dem Behandlung, Lehre und Forschung unter einem Dach vereint werden sollten.

So entstand von 1959 bis 1968 nach den Plänen der amerikanischen Architekten Curtis und Davis aus New Orleans das Klinikum Steglitz (heute Charité Campus Benjamin Franklin) als Ersatzbau für die nach der Teilung der Stadt Berlins 1961 im Osten gelegene Charité. Der heutige Campus Benjamin Franklin war damals die erste Universitätsklinik in Deutschland bzw. Europa, die sowohl alle medizinischen Abteilungen als auch Lehr- und Forschungseinrichtungen in einem Haus vereinigte. Sinn dieser Zentralisierung war, die Zersplitterung der Fachgebiete aufzuheben und durch die räumliche Nähe interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Finanziert wurde die Krankenhausanlage teilweise durch eine Schenkung der amerikanischen Regierung als Zeichen der deutsch-amerikanischen Freundschaft.

Der Campus Benjamin Franklin steht als Gesamtanlage seit 2013 unter Denkmalschutz und zählt deutschlandweit zu den bedeutendsten Repräsentanten der Nachkriegsmoderne. Der weitgehend noch bauzeitlich unverändert erhaltene Denkmalbereich besteht aus dem Hauptgebäude mit dem Flachbau, dem Behandlungsbau, die Bettenhäuser, das Wirtschaftsgebäude, das Schwesternwohnheim, die Schwesternschule, das Eingangsgebäude am Hindenburgdamm und das Pförtnerhaus an der Brahmsstraße.

Die denkmalschutzrechtlichen Anforderungen beziehen sich insbesondere auf die Hüllenflächen (äußeres Erscheinungsbild) und auf ausgewählte Innenraumbereiche (Eingangshalle, Magistrale, ein Hörsaal exemplarisch, die Kapelle, Patientenaufnahme, Aufzugskerne, eine Bettenstation etc.).

Heute leidet der Charité Campus Benjamin Franklin unter akutem Instandhaltungsstau. Die an der Fassade zu sehende Betonornamentik (Screen) – sein filigraner Sonnenschutz – bedarf dringend einer denkmalgerechten Sanierung bzw. Erneuerung. Die Sanierung der Fassade soll ca. 60-70 Millionen Euro kosten. Sie orientiert sich an dem in der Entwicklung befindlichen Denkmalpflegeplan, in dem schonende Lösungen verabredet wurden, die vom bauzeitlichen Bestand und seiner Ertüchtigung ausgehen und nicht eine substanzielle Erneuerung erfordern.

Stand: 9/2016

Zeittafel

  • 1959-1968

    Bauzeit
    Architekturbüro: Curtis und Davis, New Orleans

  • 2013

    Eintragung in die Berliner Denkmalliste

  • Seit 2014

    Erstellung eines Denkmalpflegeplans

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Lageplan und Denkmalkarte – Landesdenkmalamt Berlin
    Architekturfotos – © Mila Hacke, Berlin
    Foto Bettenhaus-Station – Dr. J. Rüter, Berlin
  • Text: Dr. Thomas Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
  • Redaktion: Dr. Thomas Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: pro.fund gmbh / © Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2016, Nr. 56