Zitadelle Spandau, Am Juliusturm, Spandau;
Juliusturm, um 1200; Palas, 1521-23; Zitadelle mit Bastionen, Kurtinen, Ravelin, Torbau Glacis, 1557-97 von C. Römer, F. Chiaramella da Gandino, Rochus Guerini Graf zu Lynar
Bei Restaurierungsarbeiten am Palas, am Juliusturm und an den Kurtinen- und Bastionswänden wurden Vorgänger der heutigen Zitadelle, verschiedene Entwicklungsphasen der Burg Spandau, entdeckt und untersucht. In einem aufwendigem Verfahren konnten Holz- und Feldsteinkonstruktionen des 11. bis 16. Jahrhunderts gesichert werden. Wegen des guten Erhaltungszustandes und der Bedeutung des Befundes wird er im Foyer B präsentiert. Zwischen dem Palas, dem Juliusturm und der Kurtine ist auch der Hofbereich untersucht worden. Die Grabungsbefunde sind im Hofpflaster kenntlich gemacht: Der Verlauf der Burgmauer des 15. Jahrhunderts, die innere Stützwand der Kurtine sowie ein mit Originalsteinen rekonstruierter Hofpflasterbereich des 16. Jahrhunderts.
Der vor- und frühgeschichtliche Siedlungsraum im Bereich der heutigen Zitadelle nahm nur etwa ein Drittel des heutigen Areals ein. Auf der größten, hochwassersicheren Talsandinsel befand sich bereits im 9. Jahrhundert eine teilweise befestigte slawische Siedlung. Der Juliusturm entstand zu Anfang des 13. Jahrhunderts. Wie schon in slawischer Zeit, wurde ein südlicher Siedlungsbereich abgetrennt, diesmal mit einem Sohlengraben, und befestigt. Aus der Vorburg des 14. Jahrhundert stammt ein Feldsteinbrunnen, der im Rasen der Mittelfläche zu sehen ist. Im 15. Jahrhundert wurden die Holz-Erde-Befestigungen der vergangenen Burgphasen abgetragen und durch eine Ringmauer aus Ziegelsteinen ersetzt. Zusammen mit der Mauer entstand der Palas, so wie er bis jetzt in seiner wesentlichen Bausubstanz überliefert ist. Noch heute ist auf seiner östlichen Seite die Einbindung der Ringmauer erkennbar. Vor allem aus den Fundamenten von Palas und Ringmauer wurden bei Ausgrabungen etwa 75 jüdische Grabsteine geborgen, deren Verbauung wahrscheinlich mit der spätmittelalterlichen Judenverfolgung zusammenhängt. Der jüdische Friedhof, vor den Toren von Spandau gelegen, dürfte damals geschändet und zumindest eines Teils seiner Grabsteine beraubt worden sein. Daten zwischen 1244 und 1474 sowie Inschriften machen die Steine, die in einer Sonderausstellung in der Bastion “Königin” der Spandauer Zitadelle zu sehen sind, zu einer wichtigen Quelle für die Geschichte der Juden Berlins und Spandaus. Zu weiteren Grabungsbefunden zählen die an der südlichen Kurtine freigelegten Fundamente des älteren Zeughauses.
Information und Führungen: (030) 354944-212 (Pförtner), -297 (Verwaltung).