Franziskaner-Klosterkirche

Mitte Klosterstraße Grunerstraße Franziskanerkloster

Klosterkirchenruine

Die Klosterkirchenruine – Bodendenkmale im Bereich des ehemaligen Grauen Klosters

In einer Grünanlage neben der achtspurigen Grunerstraße befindet die Ruine der Franziskaner-Klosterkirche eines der letzten Zeugnisse aus der mittelalterlichen Gründungsphase der Stadt Berlin.

Nordwand der Klosterkirchenruine

Der gotische Backsteinbau in Form einer Basilika mit vierjochigem Langhaus, einschiffigem Langchor und polygonalem Chorabschluss datiert an das Ende des 13. Jahrhunderts. Die eindrucksvolle Architektur und Lage der Kirche südlich des ehemaligen Hohen Hauses, einer bis zum Jahre 1411 genutzten Residenz des Landesherrn, macht deutlich, dass die Klosterkirche für die Brandenburgischen Markgrafen größere Bedeutung besaß. Für deren Bau überließ der Landesherr einen Teil seines Besitzes dem Bettelorden. Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach als landesherrliche Begräbnisstätte genutzt.

Nach der Fertigstellung der Kirche muss mit dem Kreuzgang begonnen worden sein. Davon zeugen noch sichtbare Ränder der Gewölbekappen, die in das Feldsteinmauerwerk der Nordwand eingearbeitet worden sind. Genaue Datierungen gibt es erst für die jüngeren Gebäude der Klausur. Der Bau des Kapitelhauses, eines zweigeschossigen Hallenbaus, erfolgte von 1471 bis 1474. Der Nordflügel, der mit besonderen Sterngewölben ausgestattet war, wurde von 1516 bis 1518 nördlich an das Kapitelhaus angebaut.

Lage des Grauen Klosters (Gebäudebestand 1940) im heutigen Straßenverlauf mit Eintragung der Sondagen 2014

Im Jahre 1574 nach der Einführung des Protestantismus und der Säkularisation des Kirchenbesitzes etablierte sich das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster auf dem Gelände. Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Klosteranlage mit ihrem mittelalterlichen Baubestand fast vollständig erhalten. Dann setzten Umbaumaßnahmen ein, die die schulische Nutzung verbessern sollten. Als der desolate Zustand der Kirche in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert immer offenkundiger wurde, machte Karl Friedrich Schinkel einen Entwurf für deren Wiederherstellung und Ferdinand von Quast, der später erster Konservator des Preußischen Staates wurde, legte hier den Grundstein für eine Denkmalpflege, wie sie weitgehend unserem heutigen Verständnis entspricht, auf Grundlage von Originalbefunden eine behutsame Rekonstruktion vorzunehmen. Die nach Quast mit der Ausführung betrauten Architekten hielten sich allerdings kaum an seine Vorgaben und errichteten architektonische „Zutaten“, wie die zwei Treppentürme an der westlichen Portalseite, die das Bild einer Bettelordenskirche unglaubhaft machten und die eine spätere Generation von Architekten wieder entfernt hat. Der Zweite Weltkrieg hat diese Anfänge der Denkmalpflege restlos beseitigt. Vom gesamten Gebäudeensemble blieben die Ruine der Klosterkirche, ein Teil des Kapitelhauses und ein Mauerrest des Nordflügels stehen. Letzter wurden schließlich Opfer der Stadtplanung der 1960er Jahre. Seitdem stand die Kirchenruine immer wieder Im Zentrum des Interesses von Architekten und Denkmalpflegern. Sie wurde in den Jahren 1999-2004 durch die TU Berlin und das Landesdenkmalamt bauhistorisch erforscht und restauriert.

Mauerwerk und Bodenfliesen um 1300, Kreuzgang

Im Sommer 2014 wurden kleinere Sondagen im Bereich des Kreuzganges, des Kapitelhauses und am Ostflügel angelegt. Sie sollten klären, ob der zwischen den Ruinen in den 1950er Jahren angelegte U-Bahntunnel zum Totalverlust archäologischer Substanz geführt hatte. Im ersten Schnitt direkt an der Nordwand der Kirche wurden Mauerwerk und Ansätze der Strebepfeiler des Kreuzganges aus der Zeit um 1300 freigelegt. Die zweite Sondage betraf den Bereich der südlichen Außenwand des Kapitelhauses. Hier war ebenfalls ein Rest der nordwestlichen Kreuzgangecke vorhanden. Sie war im 15. Jahrhundert in das prächtige Kapitelhaus einbezogen worden. Die Umbauten des 19. Jahrhunderts und auch die Sicherungsarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg hatten ebenfalls deutlich ihre Spuren im Boden hinterlassen.

Literatur

  • Alexander Pellnitz: Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Die Baugeschichte des Grauen Klosters zu Berlin, In: Das Altertum Bd. 50 (2005) S. 33-46.
  • Kirchenruine des Grauen Klosters in Berlin. Geschichte, Forschung, Restaurierung, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin 23 (Hrsg.: LDA Berlin) Petersberg 2007.
  • Auch die Denkmalpflege hat Geschichte. Ferdinand von Quast (1807-1877). Konservator zwischen Trier und Königsberg. Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin 29 (Hrsg.: Jörg Haspel, Ulrike Laible, Hans-Dieter Nägelke) Petersberg 2008.