Neu unter Denkmalschutz: IBA-Wohngebäude von Myra Warhaftig

Pressemitteilung vom 15.10.2024

Wohnhaus Dessauer Straße 38-40

Das Landesdenkmalamt Berlin hat das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin (IBA Berlin) entstandene Wohnhaus von Myra Warhaftig in der Dessauer Straße 38-40 in Berlin-Kreuzberg unter Denkmalschutz gestellt.

Myra Warhaftig (1930-2008) hat in Haifa Architektur studiert und kam nach einem mehrjährigen Arbeitsaufenthalt in Paris nach Berlin. Bekannt wurde sie einerseits durch ihre Forschungen zu den Lebenswegen und Werken jüdischer Architektinnen und Architekten in Deutschland, die nach 1933 gezwungen waren, das Land zu verlassen, die verfolgt und ermordet wurden; und andererseits für ihre langjährigen Forschungen über emanzipatorische Wohnformen, die sie 1982 in Berlin als Dissertation veröffentlicht hat.

Das 1990-93 errichtete Wohnhaus in der Dessauer Straße ist die konsequente Umsetzung ihrer langjährigen Studien und Überlegungen einer feministischen und familienfreundlichen Architektur. Es sollte das weltweit einzige ausgeführte Bauprojekt der begabten Architektin und engagierten Bauforscherin bleiben.

Den Wohnwert ihrer ungewöhnlichen Grundrisse ohne Korridore und mit einer von gleichgroßen Individualräumen, Loggien und Wintergärten umgebenen Wohn-Raum-Küche erprobte Warhaftig selbst und bezog bis zu ihrem Lebensende eine Wohnung in dem von ihr entworfenen Haus.

Sandra Wehrmann, Vorstand degewo: „Wir wollen nicht nur bezahlbaren Wohnraum für möglichst viele Berlinerinnen und Berliner schaffen, sondern auch die Stadt positiv weiterentwickeln. Das versuchen wir seit 100 Jahren umzusetzen, in Bestand und im Neubau. Dabei entstehen durch ganz besondere Projekte auch Denkmäler für Berlin, die das lebendige Erbe der Stadt prägen.“

Dr. Christoph Rauhut, Direktor des Landesdenkmalamts Berlin: „Das Wohnhaus von Myra Warhaftig ist ein in Berlin einzigartiger Beitrag zum frauen- und geschlechtergerechten Bauen, der heute so aktuell ist wie zur Zeit seiner Entstehung. Er zeigt uns anschaulich, dass Architektur vom Städtebau bis in die Grundrisse hinein ein hohes gestalterisches und soziales Potenzial hat. Im Berliner Wohnungsbau hat die Degewo Meilensteine gesetzt, die weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus bekannt sind. Sie zu erhalten, zu pflegen und ihre Werte zu vermitteln ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam angehen wollen.“

Die IBA Berlin gilt als Meilenstein einer gewandelten Planungs- und Baukultur in Berlin, die einen bedeutenden und international beachteten Beitrag zur sozialen und baulichen Stadtentwicklung geleistet hat. In vielfältigen Projekten wurde rund um das Ausstellungsjahr 1987 das Wohnen in der Innenstadt thematisiert und neuartige Lösungen für den sozialen Wohnungsbau entwickelt.

Für Nachfragen steht Ihnen im Landesdenkmalamt Berlin zur Verfügung:
Nicole Hildebrandt, Tel. (030) 90259-3670, nicole.hildebrandt@lda.berlin.de

  • Wohnhaus Dessauer Straße 38-40

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    Dokument: Landesdenkmalamt Berlin, Thorsten Dame