Fertiggestellt: Mittelalterliche Latrine findet ihren endgültigen Platz

Mittelalterliche Latrine, an neuem Ort und geschützt unter einem Pavillon

Mittelalterliche Latrine, an neuem Ort und geschützt unter einem Pavillon

Die im Jahr 2016 bei archäologischen Ausgrabungen auf der Fischerinsel entdeckte mittelalterliche Latrine hat ihren endgültigen Standort gefunden und kann ab sofort besichtigt werden.

Die quadratische Latrine mit einer Seitenlänge von 1,8 Metern und einer Tiefe von knapp 2 Metern wurde um 1300 aus großformatigen Ziegelsteinen errichtet. Sie zählt zu den ältesten profanen Ziegelbauwerken Berlins und ist somit von besonderer stadtgeschichtlicher Bedeutung. Das Bauwerk symbolisiert nicht nur die zunehmende wirtschaftliche Konsolidierung Berlins, sondern auch das wachsende hygienische Bewusstsein seiner Bürgerinnen und Bürger. Latrinen wurden regelmäßig geleert und anschließend mit Keramikgefäßen und Tierknochen verfüllt. Die Latrine auf der Fischerinsel liefert so ein zeitlich geschlossenes Ensemble aus einem Haushalt des 14. Jahrhunderts.

Ursprünglich befand sich die Latrine im Untergrund eines Neubaus. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten musste sie verlegt werden, eine Erhaltung am ursprünglichen Standort war nicht möglich. Unser herzlicher Dank gilt der Wohnungsbaugesellschaft Mitte, mit deren Finanzierung und Organisation dieses bedeutende Zeugnis der mittelalterlichen Stadtentwicklung gesichert werden konnte. Dazu waren im Vorfeld große Anstrengungen nötig: Die Firma „Restaurierung am Oberbaum“ machte die Latrine transportsicher. Anschließend wurde sie mit einem Schwerlastkran zu einem temporären Lagerplatz transportiert, um schließlich an ihrem neuen Bestimmungsort installiert zu werden.

Nun steht die Latrine geschützt unter einem Pavillon. Bebilderte Tafeln und zweisprachige Beschreibungen liefern umfassende Informationen zu den Ausgrabungen und zur historischen Entwicklung. Dadurch wird ein wichtiger Teil der Berliner Geschichte für Besucher anschaulich und greifbar gemacht.

Harmonisch eingebettet in eine kleine Parkanlage bildet die Latrine in ihrem Schutzbau einen neuen Mosaikstein zu den bereits bestehenden archäologischen Fenstern in der Umgebung. Trotz der umfassenden städtebaulichen Neugestaltung des Berliner Stadtzentrums bleiben diese historischen Relikte für Bewohner und Gäste weiterhin erlebbar.