100 Jahre GEHAG - Vorbild für den aktuellen und zukünftigen Wohnungsbau

Luftbild Hufeisensiedlung (1. und 2. Bauabschnitt) und Krugpfuhlsiedlung

Luftbild Hufeisensiedlung (1. und 2. Bauabschnitt) und Krugpfuhlsiedlung

27. Digitaler Dialog – Auf dem Weg zum Welterbe
Donnerstag, 18. April 2024, 18 Uhr über Zoom

100 Jahre GEHAG – Vorbild für den aktuellen und zukünftigen Wohnungsbau
Vortrag von Steffen Adam

Am 14. April 1924 gründeten der Gewerkschafter August Ellinger und der Stadtbaurat Dr. Martin Wagner ein bis dato einzigartiges Unternehmen zur Versorgung breiter Schichten der Bevölkerung in den Ballungszentren mit bezahlbarem, gesundem und – wie wir heute wissen – nachhaltigem Wohnraum. Die Besonderheit bestand vor allem darin, dass die GEHAG (Gemeinnützige Heimstätten AG) eine Vielzahl von gemeinwirtschaftlich progressiven Organisationen als Aktionäre in sich vereinigte und damit die Errichtung von Wohnraum breit in der Gesellschaft solidarisch verankerte. Zudem verpflichtete die GEHAG Bruno Taut, der mit seinen Wohnkonzepten und seinem farbigen Bauen die spezielle GEHAG-Qualität erfand und die Grundlagen des Wohnens im 20. Jahrhundert weltweit entwickelte. Vier Siedlungen der GEHAG sind mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben worden. Im Digitalen Dialog geht es somit nicht zuletzt auch um den besonderen Qualitätsanspruch der GEHAG hinsichtlich einer konzeptionellen Grundrissgestaltung sowie Baukonstruktion.

Diese GEHAG-Qualität, die in den Jahren 1952 bis 1990 beispielsweise in Großsiedlungen wie der Gropiusstadt fortgesetzt wurde, sollte heute, da hunderttausende Wohnungen fehlen, organisatorisch, baulogistisch und bautechnisch wieder Vorbild sein. Fehlbedarf, Privatisierung, Bankenkrise, Aufhebung der Gemeinnützigkeit im Wohnungsbau, Abschaffung der Mietpreisbindung, Liberalisierung der Gesamtwirtschaft. Die Privatwirtschaft stellt damals wie heute den überwiegenden Teil aller Wohnungen her und bestimmt damit den Wohnungsmarkt.

Doch wo es damals um Grundbedürfnisse ging, wurden Lösungen für breite soziale Schichten in der Solidarität gesellschaftlich relevanter Organisationen gesucht und gefunden. Genossenschaften, Gewerkschaften fokussierten neben ihrem Kerngeschäft immer auch das Gemeinwohl. Der solidarische Wohnungsbau wurde als Gegengewicht zur gewinnorientierten Privatwirtschaft propagiert. Die Gründung der GEHAG gilt daher heute als bedeutendste – immaterielle – Leistung im gemeinwohlorientierten Wohnungsbau. Ein Grund mehr, zum 100. Jubiläum der Gemeinnützigen Heimstätten AG genauer hinzuschauen!

Steffen Adam ist Mitglied im Vorstand des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg und von Haus aus Architekt und Bauhistoriker, mit dem Schwerpunkt Sanierung und Instandsetzung von Verkehrs- Gewerbe und Wohnbauten im Bestand, Vermittlung von Baudenkmalen und denkmalwerter Substanz. Ehemals Lehrtätigkeit im Fach Geschichte des Bauingenieurwesens.

Digitaler Dialog: ein vielbeachtetes Format
Mit vielfältigen Beteiligungsformaten will das Landesdenkmalamt die (Fach)-Öffentlichkeit regelmäßig über das (potentielle) Welterbe, Welterbethemen im Allgemeinen und Hintergründe im Speziellen sowie über besondere Denkmalorte informieren. In Coronazeiten mit dem bürgerschaftlichen Engagement der „Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne“ gestartet, weitete sich das Themenfeld und die Zuhörerschaft des Digitalen Dialogs in den folgenden Jahren immer weiter aus. 2024 dient der Digitale Dialog auch dem Community Involvement für das laufende Nominierungsverfahren der Waldsiedlung Zehlendorf als Erweiterung der Welterbestätte „Siedlungen der Berliner Moderne“.

Teilnahme
Die Veranstaltung ist kostenfrei und findet über Zoom statt (Teilnahmelink: https://t1p.de/l12fv).
Kontakt: Bricks&Beyond GmbH unter welterbevorschlag@bricksandbeyond.de

  • Einladung 27. Digitaler Dialog

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