Das Landesdenkmalamt Berlin hat die erhaltenen Spuren des Krankensammellagers Blankenfelde-Nord (Pankow) als Bodendenkmal unter Denkmalschutz gestellt. Aus diesem Anlass lädt das Bezirksamt Pankow von Berlin am 21. April 2023, 13.00 Uhr, zu einer gemeinsamen Veranstaltung vor Ort ein.
Das Lager zwischen Bahnhofstraße und dem Alten Bernauer Heerweg entstand 1940/41 im Auftrag der Deutschen Reichsbahn als Zwangsarbeitslager. Mehrfach änderten sich Nutzung und Zuständigkeiten. Im Vergleich zu den meisten anderen Lagern, die die Nationalsozialisten zur Internierung von Zwangsarbeitenden, Kriegsgefangenen oder anderen Gruppierungen angelegt hatten, sind die Spuren in Blankenfelde-Nord gut erhalten. Das Gelände lag nach 1961 im Bereich der Berliner Mauer und wird heute nur landwirtschaftlich genutzt.
Der Runde Tisch Blankenfelde hatte 2009 erste archäologische Untersuchungen initiiert. 2021 fanden sich mit Hilfe geophysikalischer Messungen flächendeckend Fundamente von verschiedenen Baracken und anderer Gebäude sowie Nachweise für Versorgungsleitungen, eine Abfallgrube und Fliegerdeckungsgräben. Diese erhaltenen Relikte sind denkmalwert aus historischen und wissenschaftlichen Gründen.
Die Geschichte des Lagers ist auch durch schriftliche Quellen ungewöhnlich gut dokumentiert. Seit August 1942 diente es als Rückkehrer-Sammellager für kranke, schwangere oder aus anderen Gründen nicht mehr arbeitsfähigen Zwangsarbeiterinnen und –arbeiter. Diese sollten zunächst von hier aus in den Osten abgeschoben werden, doch unterblieben diese Transporte bald. Die geschwächten Menschen überließ man im Krankensammellager ohne medizinische Versorgung und unter menschenunwürdigen Verhältnissen ihrem Schicksal. 725 Todesfälle sind dokumentiert, die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen.
„Was wir hier gefunden haben, dokumentiert das Leiden unzähliger Menschen“, sagte Landeskonservator Dr. Christoph Rauhut anlässlich der Unterschutzstellung. „Diese archäologischen Funde dokumentieren die menschenverachtende Brutalität des NS-Staates auch für kommende Generationen. Sie sind unscheinbar, besitzen aber hohen wissenschaftlichen und historischen Aussagewert.“
Dieser Text erschien als Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa am 19.04.2023.