Einladung: Das Historische Stadtzentrum von Wien und der Welterbestatus (13. Juni 2023, 18.00 Uhr über Zoom)

Wien: Intercontinental Hotel am Heumarkt, dahinter das Konzerthaus, im Vordergrund der Wienfluss und die Stadtbahnstation Stadtpark

Ansicht von Wien

Vortrag von Bernd Paulowitz, Historiker und Politikwissenschaftler

Auf dem Weg zum Welterbe I 21. Digitaler Dialog

Das historische Zentrum von Wien wurde 2001 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen und umfasst mit 371 ha und einer Pufferzone von 462 ha rund 1600 Objekte, den gesamten 1. Bezirk innerhalb der Ringstraße sowie die Ensembles Schloss Belvedere, Palais Schwarzenberg und Salesianerinnenkloster samt Gärten.

Wien ist außergewöhnlich und universell durch die ablesbaren und erhaltenen Zeitschichten von frühen keltischen und römischen Siedlungen über eine mittelalterliche und barocke Stadt bis hin zur Hauptstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie; Wien spielte eine wichtige Rolle als führendes Zentrum der europäischen Musik, von der großen Ära des Wiener Klassizismus bis in die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts; das historische Zentrum ist reich an architektonischen Ensembles, einschließlich barocker Schlösser und Gärten sowie der aus dem späten 19. Jahrhundert stammenden, mit großen Monumentalbauten, Denkmälern und Parks gesäumten Ringstraße.

Mit Großprojekten um den Bahnhof Wien Mitte (2002), dem neuen Hauptbahnhof (2008) und am Heumarkt (ab 2012) stand immer wieder eine Gefährdung des Status im Raum. Momentan ist das historische Zentrum als einzige west- bzw mitteleuropäische Stätte seit 2017 auf der Liste des gefährdeten Welterbes eingetragen. Die Akteure vor Ort haben reagiert und erstmals einen Managementplan ausgearbeitet und 2021 im Gemeinderat verabschiedet, der den Schutz der Welterbestätte grundlegend neu ordnet. Der Plan versteht sich als integriertes Handlungskonzept, das auf Grundlage verbindlicher rechtlicher Rahmenbedingungen die erforderlichen Maßnahmen benennt, die zum Erhalt, zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Mit der Umsetzung werden nun Rechtsnormen und Handlungslinien angepasst. Dabei wird der Managementplan als “lernendes System” begriffen, das den sich wandelnden Ansprüchen einer modernen Stadt entsprechend laufend adaptiert und weiterentwickelt wird. Dieser Anspruch kollidiert weiter mit den laufenden Projekten. Das Spannungsfeld zwischen Anspruch, Entwicklungsdruck und Realität machen Wien zu einem Paradebeispiel der Diskurse zur Welterbekonvention: Was kann diese leisten und für wen schützen wir unser Erbe?

Teilnahme:
Die Veranstaltung ist kostenfrei, der Dialog findet über Zoom statt.

Kontakt:
Bricks&Beyond GmbH unter welterbevorschlag@bricksandbeyond.de

Der Referent

Bernd Paulowitz, Historiker und Politikwissenschaftler. Arbeitsschwerpunkte sind das UNESCO Welterbe und verwandte Themen, inkl. dem Erarbeiten und der Implementierung von Nominierungen, Management- und
Monitoringplänen. Andere Aktivitäten umfassen Lehre (TU-Wien), Teilnahme an Workshops zum Welterbe und Vorbereitung EU-geförderter Projekte. Seit Sommer 2016 koordiniert er die Aktivitäten rund um die Welterbestätte „Speicherstadt und das Kontorhausviertel mit Chilehaus“ in Hamburg. Er unterstützt die Monitoringgruppe von ICOMOS Deutschland und betreut dort Lübeck. Im Rahmen des präventiven Monitorings von ICOMOS Österreich betreut er die Welterbestätte „Historisches Stadtzentrum von Wien“.

Auf dem Weg zum Welterbe

Ende Oktober 2021 hat das Land Berlin die Welterbevorschläge „Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne“ und die Erweiterung der Welterbestätte „Siedlungen der Berliner
Moderne“ um die Waldsiedlung Zehlendorf eingereicht. Mit vielfältigen Beteiligungsformaten will das Landesdenkmalamt die (Fach)-Öffentlichkeit regelmäßig über das potentielle Welterbe, Welterbethemen im
Allgemeinen und Hintergründe informieren. In der Reihe „Digitaler Dialog“ werfen renommierte Expert*innen Schlaglichter auf ausgewählte Themen, die im Anschluss durch ein breites Publikum fachlich Interessierter offen
diskutiert werden.