Einen sensationellen Fund machten die Archäologen des Landesdenkmalamtes Berlin (LDA) im Januar 2022 auf der Grabung am Molkenmarkt: Etwa 2,50 m unter der Stralauer Straße stießen sie auf einen mittelalterlichen Bohlendamm. Es handelt sich um die früheste Befestigung der Stralauer Straße aus der mittelalterlichen Gründungszeit Berlins im 13. Jahrhundert. Erste Holzproben ergaben ein Fälldatum um 1238 (Jahrringanalyse).
Angelegt wurde der Damm aus Eichen-, Kiefer- und Birkenstämmen. Die aufwändige hölzerne Befestigung der Straße ermöglichte hier nahe der Spree eine sichere Passage vom Mühlendamm in Richtung Stralauer Tor über den in Flussnähe sehr nassen Untergrund. Der Knüppeldamm ist außerordentlich gut erhalten, dank einer mächtigen Torfschicht, die die Hölzer über 700 Jahre lang luftdicht abdeckte.
Anlass der bauvorbereitenden archäologischen Arbeiten ist die die Verlegung von Strom- und Gasleitungen im Rahmen des von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz (SenUMVK) betriebenen Straßenumbaus rund um den Molkenmarkt in Berlin-Mitte.
Das hölzerne, aus drei Lagen bestehende Bauwerk – leicht versetzt zur Flucht der Stralauer Straße – konnte bislang auf einer Länge von mindestens 50 m nachgewiesen werden. Die Breite des Dammes beträgt ca. 6 m. Die oberste Lage bilden entrindete Stämme, die dicht an dicht quer zur Fahrtrichtung liegen. Sie ruhen auf drei parallelen Balkenreihen in Längsrichtung des Dammes: an den Rändern und in der Mitte des Straßenquerschnitts. Der Unterbau besteht aus dicken, grob bearbeiteten Stämmen. Die beiden unteren Lagen waren schon im Mittelalter nicht sichtbar unter Füllsand verborgen. Fehlstellen der obersten Lage wurden mit Feldsteinen ausgefüllt.
Die archäologischen Untersuchungen verfolgen das Ziel, Konstruktion und Ausdehnung der Straße genau zu erforschen und ihre Alter einzugrenzen. Alle Phasen der Konstruktion werden mit moderner Technik dokumentiert. Wegen der Verlegung der neuen Strom- und Gasleitungen wird der Großteil der mittelalterlichen Substanz zerstört werden.
23. Februar 2022:
Aktuelle Informationen zum Bohlendamm finden Sie in der Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa vom 23. Februar 2022.