Das Ost-Berliner Zentrum rings um den Fernsehturm galt laut der offiziellen DDR-Lesart als Ausdruck einer sozialistischen Gesellschaft, das in bewusster Abgrenzung zu westlichen Stadtvorstellungen entwickelt wurde. Die inoffiziellen Quellen aus den Archiven zeichnen dagegen ein völlig anderes Bild: Demnach wurde das Ost-Berliner Zentrum stark von westlichen Architekturentwicklungen beeinflusst. Hier wirkten Architekten, die international bestens vernetzt waren und die einen engen Austausch mit ihren westlichen Kollegen pflegten. Sie entwarfen rings um den Fernsehturm ein Ensemble, das vor allem von westlichen Vorbildern inspiriert wurde. Allerdings kopierten sie nicht einfach diese Vorbilder, sondern verarbeiteten sie zu einem stimmigen Gesamtkonzept.
Diese Konzepte stießen anfangs auf den Widerstand führender Politiker. Doch mit viel Mut und Einfallsreichtum konnten die Architekten ihre Visionen durchsetzen. Der Vortrag zeichnet diese wenig bekannte Geschichte mit ihren Akteuren, Einflüssen und Konflikten nach.
Dr. Matthias Grünzig arbeitet als Bauhistoriker und Architekturjournalist. Ein Forschungsschwerpunkt ist die Ost-Berliner Zentrumsplanung. Zu diesem Thema erscheint im Herbst 2022 im Lukas-Verlag das Buch „Der Fernsehturm und sein Freiraum – Geschichte und Gegenwart im Zentrum Berlins“.
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Auf dem Weg zum Welterbe
Ende Oktober 2021 hat das Land Berlin zwei Welterbevorschläge für die deutsche Tentativliste eingereicht. Während die Gebiete „Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne“ eine potenzielle neue Welterbestätte darstellen, könnte die „Waldsiedlung Zehlendorf“ schon bald als Erweiterung zu den bislang sechs „Siedlungen der Berliner Moderne“ nachgereicht werden. Mit vielfältigen Beteiligungsformaten will das Landesdenkmalamt die (Fach-) Öffentlichkeit regelmäßig über das potenzielle Welterbe und Hintergründe informieren.
In der Reihe „Digitaler Dialog – Auf dem Weg zum Welterbe“ werfen renommierte Expert*innen Schlaglichter auf ausgewählte Themen, die im Anschluss offen durch ein breites Publikum diskutiert werden.