Das Eierhäuschen ist ein historisches Ausflugslokal, das 1890 nach Plänen von Karl Frobenius errichtet wurde. Der Berliner Magistrat wollte damit den Plänterwald als Stadtpark neben dem Treptower Park entwickeln. Der Park sollte ein großes Naherholungsgebiet im Osten Berlins werden, als Gegengewicht zum königlichen Tiergarten im Westen.
Das Gebäude wurde als repräsentativer Backsteinbau mit markantem Turm und Pyramidendach konzipiert. Es war eine wichtige Landmarke am Ufer der Oberspree, besonders für die Besucher:innen, die sich mit Booten über die Spree näherten (es gab eine eigene Fährverbindung zum Eierhäuschen!). Architektonisch interessant ist die Verwendung von Elementen der norwegischen Holzbaukunst, angeregt durch die Nordlandreisen Kaiser Wilhelms II. Frobenius baute hölzerne Galerien ein und betonte die Saalbauten durch übergiebelte Dächer und verzierte Holztragwerke. Die Giebelfelder zeigen den Namen des Gebäudes “Zum Eierhäuschen” und den Berliner Bären als Wappentier.
Historisch gesehen befand sich hier bereits im 18. Jahrhundert ein Holzlagerplatz am Spreeufer und eine Gastwirtschaft, die ihren Namen der Hühnerhaltung und dem Eierverkauf verdankte. Im 19. Jahrhundert war die Gegend ein beliebtes Ausflugsziel der Berlinerinnen und Berliner. 1821-22 wurde ein erstes städtisches Etablissement errichtet, das später als Gasthaus “Zenner” bekannt wurde. Das heutige Gebäude diente als Restaurant mit Außenkegelbahn und hunderten Sitzplätzen an der Spree. Im Laufe der Zeit wurde es durch Anbauten verändert.
Der Schriftsteller Theodor Fontane besuchte das Eierhäuschen mehrfach und setzte ihm mit einem Kapitel in seinem Roman “Der Stechlin” ein literarisches Denkmal: “Das Eierhäuschen ist ein sogenanntes Lokal, und wenn uns die Lust anwandelt, so können wir da tanzen oder eine Volksversammlung abhalten. Raum genug ist da. Sehen Sie, das Schiff wendet sich schon, und der rote Bau da, der zwischen den Pappelweiden mit Turm und Erker sichtbar wird, das ist das Eierhäuschen.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg und den Kämpfen im Plänterwald begannen 1955 die Planungen für den Kulturpark Treptow. 1969 wurde der erste Bauabschnitt eröffnet, das “Alte Eierhäuschen” diente bis 1989 als Verwaltungsgebäude und Café der Jugend.
Nach langem Verfall wurde das Gebäude in den letzten Jahren denkmalgerecht saniert. Im März 2024 konnte das Eierhäuschen seine Türen wieder öffnen: Neben Biergarten und Restaurant ist es jetzt Herz des Spreepark Art Space – einem Ort für Ausstellungen, Reflexion und künstlerische Produktion.
Zum Tag des offenen Denkmals 2024 ist das Eierhäuschen geöffnet und bietet ein besonderes Programm: https://denkmaltag.berlin.de/denkmal/?id=5975