Mit seinem Entwurf „Goldbaum und Schattenlaub“ konnte der Künstler Oliver van den Berg den nichtoffenen Kunstwettbewerb für den Neubau der Grundschule unter den Bäumen, Alt-Blankenburg 26, 13129 Berlin-Pankow für sich entscheiden.
In seiner Sitzung am 4. Juli 2024 hat das Preisgericht unter dem Vorsitz der Künstlerin Antje Schiffers aus acht eingereichten künstvlerischen Entwürfen einstimmig die Arbeit mit dem Titel „Goldbaum und Schattenlaub“ von Oliver van den Berg zur Realisierung empfohlen.
Der mehrteilige Entwurf bezieht das Foyer, den Lichthof und die Treppenhauswände ein. Ein abstrahierter goldener Baum mit Wurzel verbindet das Foyer mit dem Himmel. Baum und Wurzel bestehen aus realen Astgabeln, die aneinandergesetzt und in Aluminium abgegossen werden. Die einzelnen Teile – rund 130 Einzelgabeln – erhalten danach eine witterungsbeständige und farbechte Spezialbeschichtung: sie werden verspiegelt, Gold eingefärbt und versiegelt.
Der Schulname „Unter den Bäumen“ wird räumlich umgesetzt. Sinnbildlich ist das Foyer, das alle passieren, der „Nährboden“ des Baumes, symbolisiert durch die unter der Decke befestigte goldene Wurzel. Das Schattenlaub im Treppenhaus, das wie ein natürliches Lichtspiel erscheint, versteht sich als Ergänzung des Goldbaums.
Der Entwurf ist geprägt von einem sehr poetischen Ansatz, der das Preisgericht durch seine konzeptuelle und visuelle Stärke überzeugen konnte. Das Wurzelwerk unter der Decke im Foyer bildet aufgrund der raumgreifenden Anordnung eine Willkommenssituation für alle Schulangehörigen und Besucher:innen und macht neugierig darauf, was aus den Wurzeln erwachsen könnte. Dies wird sichtbar im kleinen Lichthof des ersten Stockwerkes. Dort treffen die Schüler:innen auf einen vergoldeten Baum ohne Laub. Das Laub aber erscheint in den Treppenhäusern als Schattenwurf auf den Sichtbeton-Wänden. Alle Elemente – gleich ob abstrakt oder naturalistisch – regen die Fantasie an und lassen genügend Spielraum für eigene Assoziationen.
Auf den 2. Rang wurde der Entwurf „Regeln wollen gebrochen werden!“ der Künstlerin Caroline Kryzecki gewählt. Aus einem einfachen, modularen Prinzip entwickelt der Entwurf komplexe Strukturen und Bilder: 4.000 Fliesen werden mit vier unterschiedlichen Halbkreisen und in Rosa, Blau, Grün, Türkis bedruckt – daraus entstehen 16 unterschiedliche Fliesenmodule, die direkt an die Wände im Foyer und rings um die vier Stützen montiert werden. Der Rhythmus und die Farbgebung erlauben verschiedenste Assoziationen.
Das Preisgericht würdigt das Zusammenspiel zwischen malerischem und handwerklichem Herstellungsprozess und fast digitaler Anmutung des Endergebnisses, das eine gute Spannung im Raum erzeugt. Hervorgehoben wird die handwerkliche Qualität, die angenehme Farbigkeit, das experimentelle Wagnis eines größeren Abstraktionsgrades. Es ergibt sich ein stimmiges Gesamtensemble, das aus einer Einfachheit viele verschiedene Möglichkeiten entwickelt und den gesamten Raum verändert.
Auf den 3. Rang wurde der Entwurf „Arbonauten #1 Arbonauten #2“ der Künstlerin Maja Rohwetter gewählt. Die Collage auf zwei Wänden des Foyers vermittelt den Eindruck, sich ohne Horizontlinie, sondern in der Tiefe gestaffelt, mitten in Baumkronen zu befinden – gemäß der literarischen Inspiration, dem Roman „Der Baron auf den Bäumen“ von Italo Calvino, dessen Hauptprotagonist mit 12 Jahren beschließt, fortan nur in den Bäumen zu leben. Eine starke visuelle Sprache und vielfältige Materialität sorgen für eine Erschließung ohne Sprachbarrieren. Der Kontrast aus zurückhaltenden Naturtönen und -formen mit künstlich wirkenden lauteren Bildelementen erzeugt eine fröhliche, angenehme Gespanntheit.
Das Preisgericht würdigt den Gedanken der Collage – dieser kommt der Grundschule sehr nahe. Außerdem überzeugt die entspannte fröhliche Grundstimmung, die sich beim Betreten des Foyers einstellt. Durch den kindgerechten und spannenden Materialmix sowie die Plastizität der Collage wird die Arbeit als Fantasie anregend, warm und belebend für den Raum bewertet, bei der Konzept und Materialebene harmonieren.
Weitere Entwürfe wurden von den Berliner Künstler:innen Monika Brandmeier, Alke Brinkmann, Astrid Busch, Thilo Droste und Noa Heyne eingereicht.
Der nichtoffene einphasige Kunstwettbewerb wurde im März 2024 von der Abteilung Finanzen, Personal, Weiterbildung und Kultur, Wirtschaftsförderung, Amt für Weiterbildung und Kultur, vertreten durch die Galerie Pankow / Kunst im öffentlichen Raum ausgelobt. Anlass war der Neubau der Schulneubau mit Sporthalle und Außenanlagen für die Grundschule unter den Bäumen, Alt-Blankenburg 26, 13129 Berlin, der im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive (BSO II) realisiert wird. Die Grundschule unter den Bäumen liegt im Ortsteil Blankenburg des Bezirks Pankow von Berlin und ist eine derzeit 3-zügig organisierte Grundschule ohne eigene Sporthalle.
Mit Blick auf die steigenden Schülerzahlen in der Region war die Erweiterung des Standorts notwendig geworden.
Aufgabe des Wettbewerbs war es, im Rahmen der Baumaßnahme eigenständige künstlerische Entwürfe zu erarbeiten, die sich mit der Architektur, dem räumlichen Kontext, der Nutzung und dem thematischen Schwerpunkt „Blattwerk“ auseinandersetzen und zugleich ein Identifikationsmoment für die Nutzer:innen bilden. Thematisch sollte dabei der Schwerpunkt auf der musischen Ausrichtung der Schule, besonders als „Schule des Lesens“ liegen und/oder zugleich eine Verbindung zu ihrem Namen („Unter den Bäumen“) und zu den örtlichen Besonderheiten hergestellt werden.
Diese verschiedenen Aspekte sollten unter dem Thema „Blattwerk“ in die Gestaltung einfließen. Als Blattwerk werden aus Blättern gestaltete Verzierungen in der Bildenden Kunst bezeichnet. Der gestalterische und inhaltliche Assoziationsspielraum für die Aufgabenstellung ermöglichte dabei vielfältige Bezüge: die Blätter der Bäume wie der Bücher, Poesie und Natur, Bäume und Papier, das Unterwegssein unter Bäumen und in Büchern, das Rascheln des Laubes und der Buchseiten.
